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Predigt:

Das Ja Gottes und das Ja Marias begegnen sich

Hochfest Verkündigung des Herrn A (25.03.2020)

L1: Jes 7,10-14; L2 Hebr10,4-10; Ev: Lk 1,26-38


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Geschichte der Menschheit insgesamt und auch unsere persönliche Lebensgeschichte ist eine Geschichte des Heiles, nicht des Unheils! Gott selbst hat den Lauf der Welt zum Guten hin gewendet, indem er Mensch geworden ist aus der Jungfrau Maria. Sie hat ihr Kind Jesus ohne Zutun eines Mannes vom Heiligen Geist empfangen, und genau dies feiern wir am Hochfest der Verkündigung des Herrn.

Das Ja Gottes zu uns Menschen und das Ja der Menschen zu Gott begegnen einander, als Maria vom Engel die frohe Botschaft erhält, sie solle die Mutter des Erlösers werden. Maria überlegt, bevor sie zustimmt. Ihr Nachdenken und Fragen ist kein Ausdruck des Zweifels, sondern setzt den Glauben voraus. Weil sie ganz darauf vertraut, dass Gott gut ist und das Beste für uns Menschen will, kann sie auch in aller Freiheit die Frage stellen, wie denn dies geschehen wird: Sie ist nämlich mit einem Mann namens Josef verlobt bzw. nach jüdischem Eherecht sogar schon vermählt. Beide aber haben in gegenseitiger Absprache darauf verzichtet, die Ehe jemals sexuell zu vollziehen. Eine derart außergewöhnliche Entscheidung konnten Maria und Josef nur treffen, nachdem sie sich vergewissert hatten, dass dies der Wille Gottes war und ihrer jeweiligen Berufung entsprach.

Nun aber – wie soll es geschehen, dass Maria ein Kind bekommt, obwohl sie doch keinen Mann „erkennt“, wie es heißt? Hier belehrt nun der Engel Maria über das wunderbare Wirken Gottes, denn der Heilige Geist wird sie überschatten, und so wird Maria als Jungfrau ein Kind empfangen. Dieses Kind aber kommt ganz von Gott: es ist der menschgewordene Sohn Gottes. Der Name des Kindes soll Jesus sein. Gemeinsam mit Josef, ihrem Ehemann, soll Maria als Mutter Sorge tragen für dieses Kind, welches heranwachsen wird, um dann in seinem Leben und Sterben sowie in seiner Auferstehung und Himmelfahrt auf geheimnisvolle Weise das Königtum Davids fortzusetzen und zu vollenden.

Maria spricht nun aus ganzem Herzen ihr Ja-Wort: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ (Lk 1,38). Ihr Ja-Wort erfolgt aus innerer Freiheit, im Bewusstsein seiner Tragweite, gleichsam in Stellvertretung für die ganze Menschheit. Ja, die Jungfrau Maria hat im Namen von uns allen Ja gesagt zur Menschwerdung Gottes. Sie hat den Sohn Gottes aufgenommen und angenommen als menschliche Mutter. Ihr Herz war ganz offen für die Liebe Gottes, und ihre mütterliche Liebe erstreckt sich auf alle Menschen!

Genau dies dürfen wir am Hochfest der Verkündigung des Herrn feiern. Gott selbst hat sich als Mensch ganz klein gemacht. Er wollte ein Kind werden und sich der Sorge und Pflege menschlicher Eltern anvertrauen. Auf diese Weise hat uns Gott gezeigt, dass er uns wahrhaft liebt. Gott sagt definitiv Ja zu uns, und Maria antwortet mit ihrem Ja im Namen von uns allen. So schließt Gott den neuen und ewigen Bund mit uns Menschen, und dieser Bund wird 33 Jahre später dadurch besiegelt, dass sich der Sohn Gottes durch seinen Tod am Kreuz für uns hingibt und sein Blut vergießt. Die Lesung aus dem Hebräerbrief lässt diese Opferhingabe Jesu schon im Moment seiner Menschwerdung gegenwärtig werden, wenn es heißt: „Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun.“ Im Anschluss daran wird dieser Vorgang gedeutet: „Aufgrund dieses Willens sind wir durch die Hingabe des Leibes Jesu Christi geheiligt – ein für alle Mal.“ (Hebr 10,10)

Ist es nicht ein großer Trost für uns, dass in der Feier der heiligen Messe die Heilsereignisse des Leidens und Sterbens des Herrn und seine Auferstehung auf sakramentale Weise vergegenwärtigt werden? In der Zeit der Einschränkungen aufgrund des Corona-Virus ist die persönliche, physische Teilnahme an der heiligen Messe nur wenigen möglich. Und doch sind wir alle eine Gemeinschaft des Glaubens und der lebendigen Feier. So haben alle, die dies wollen, Anteil daran, wenn der Priester in der Person Christi das heilige Opfer feiern darf – zum Segen für die ganze Kirche, also alle Glaubenden, sowie für alle Menschen guten Willens. Die heilige Eucharistie als solche aber überwindet schon seit ihrer Stiftung durch Jesus im Abendmahlssaal Raum und Zeit, indem sie uns das Heilsgeschehen vergegenwärtigt.

Am Hochfest der Verkündigung des Herrn feiern wir jenes denkwürdige Ja der Jungfrau Maria zum Plan und Willen Gottes, das den Lauf der Geschichte vom Bösen zum Guten gewendet hat und auch uns Heil und Segen bringt. Amen.

 

Video-Link zur Predigt (Youtube)