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Predigt:

Umkehr und Sühne als Weg zur ewigen Freude

Fatimafeier in Tirschenreuth (13.07.2017)


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Gottesmutter Maria hat vor 100 Jahren in Fatima die drei Hirtenkinder Lúcia dos Santos, Jacinta Marto und Francisco Marto eingeladen und aufgerufen zum Beten des Rosenkranzes. Dies alles sollte geschehen in einer Gesinnung der Dankbarkeit gegenüber Gott, der unendlich gut und barmherzig ist, sowie in einer Haltung der Fürbitte, ja der Sühne für alle Menschen.

Denn viele leben so, dass sie in der Gefahr sind, für ewig verloren zu gehen. Gott aber will selbst die verstocktesten Sünder retten, und zwar durch die Andacht zum Unbefleckten Herzen Mariens, welches ganz eins ist mit dem Herzen Jesu. Dem Übermaß menschlicher Schuld entspricht ein noch größeres Übermaß des göttlichen Erbarmens: Gott heißt die Sünde nicht gut, denn sie widerspricht zutiefst seinem göttlichen Wesen; aber er liebt den Sünder und ruft ihn heim ins Haus des Vaters, sodass der sündig gewordene Mensch durch Reue und Umkehr wieder das Leben der Gnade empfängt und sich bewähren kann in einem wahrhaft christlichen Leben.

So ist die Botschaft von Fatima – bei allem Ernst im Hinblick auf die freie Entscheidung des Menschen für oder gegen Gott, für oder gegen sein Heil, sein Glück, seine Seligkeit – immer eine Botschaft der Freude. Sie entspricht voll und ganz dem Evangelium, ja sie erinnert uns daran und führt uns hin zu dem, was Jesus gesagt und gelehrt hat. Es geht um keine außergewöhnlichen Forderungen, sondern um die Vertiefung dessen, was Jesus selber angesichts der Nähe des Reiches Gottes einfordert: um Umkehr und Glaube!

In Dankbarkeit stellen wir uns daher heute wieder unter den Schutz des Unbefleckten Herzens Mariens. Wir weihen uns der Jungfrau und Gottesmutter Maria in Liebe. Wir bieten uns Gott an und übereignen uns ihm durch die unbefleckten Hände Mariens. So möge uns Maria zu einer lebendigen Opfergabe der Liebe werden lassen: zum Lobpreis der Größe, Schönheit und Güte Gottes sowie zum Heil der unsterblichen Seelen.

100 Jahre Fatima – das ist eine Zeit von drei Generationen! Der erste Weltkrieg war 1917 noch voll im Gange, mit vielen Opfern auf allen Seiten, und in Russland ereignete sich die sog. Oktoberrevolution mit der damit verbundenen Machtergreifung der Kommunisten. Da öffnete sich gleichsam ein Fenster zum Himmel, und die Gottesmutter Maria offenbarte sich drei einfachen Hirtenkindern im Alter von sieben, neun und zehn Jahren. Die vielerorts stattfindenden Fatimafeiern am 13. des jeweiligen Monats erinnern daran und halten das Anliegen dieser von der Kirche anerkannten Botschaft auch 100 Jahre danach weiterhin wach.

In den vergangenen 100 Jahren hat sich viel von dem in der Geschichte der Menschheit verwirklicht, was die Gottesmutter Maria in Fatima vorausgesagt hat: „Russland“, d.h. die atheistische Sowjetunion, hat viele Irrtümer in Form des Kommunismus und damit verbundener Ideologien in die ganze Welt hinausgetragen. Als Folge dessen sind viele Kriege und Konflikte entstanden, die teilweise bis heute andauern und vielen Menschen das Leben gekostet haben. Der geistige und moralische Verfall gerade der westlichen Völker hat insgesamt noch kein Ende gefunden, während anderorts machtvolle Zeichen echter Erneuerung wahrzunehmen sind.

Es gilt, die Bitten der Gottesmutter nach Gebet, Sühne und Weihe an ihr Unbeflecktes Herz zu erfüllen. Dann wird der Welt eine Zeit des Friedens geschenkt werden; Russland wird sich bekehren; am Ende wird das Unbefleckte Herz der Gottesmutter triumphieren.

Wir wissen nicht, wie lange der Weg dorthin noch ist. Denn inzwischen sind neue Gefahren und Ideologien sichtbar geworden, die sich direkt gegen die Fundamente des Menschseins und der sozialen Ordnung wenden. Ehe und Familie sind in Gefahr. Selbst dort, wo man noch von ihnen spricht oder sie im gesetzlichen Rahmen ermöglicht und fördert, ist oft anderes damit gemeint, als es dem schöpfungsgemäßen Auftrag des Menschen entspricht. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die gesetzliche Einführung einer sogenannten „Ehe für alle“, unabhängig davon, ob die Partner Mann und Frau sind oder demselben Geschlecht angehören. Die Verwirrung ist groß geworden, und die Kirche Christi hält fest an allem, was Gott in seiner Schöpfungs- und Heilsordnung gestiftet hat.

Maria ist die Mutter der Schönen Liebe; sie ist die Königin der Familien. In dieser Wallfahrt wollen wir besonders für alle Menschen beten, die sich auf Ehe und Familie vorbereiten. Gott schenke ihnen die Erkenntnis der Größe und Schönheit der ehelichen Liebe; er stärke sie in allem Guten und führe sie hin zur Nachfolge Christi als gute Ehegatten, als Mütter und Väter ihrer Kinder, die ihnen Gott der Herr anvertraut. Zugleich bitten wir Gott den Herrn auf die Fürbitte des Unbefleckten Herzens Marias um das Geschenk vieler geistlicher Berufe: um Priester- und Ordensberufe, um aktive Mitarbeiter im kirchlichen Leben, die in Einheit mit dem Papst und den Bischöfen das unverkürzte Evangelium Christi verkünden und gerade so den suchenden und irrenden Menschen das göttliche Erbarmen vermitteln dürfen.

Bei seinem Besuch in Fatima am 13. Mai 2017 hat Papst Franziskus die beiden Seherkinder Francisco und Jacinta Marto heiliggesprochen. Wie ist es möglich, dass schon Kinder in diesem Alter auf eine so konsequente Weise ihr Leben Gott anbieten konnten als Gabe der Sühne für die Bekehrung der Sünder? Gott der Herr hat die drei Seherkinder – auch die 2005 im Karmel von Coimbra verstorbene Sr. Luzia gehört dazu – in besonderer Weise durch den Heiligen Geist erleuchtet. Die ein Jahr vor den Erscheinungen der Gottesmutter in Fatima den Kindern zuteil gewordenen Engelserscheinungen zeigten ihnen die Größe und Erhabenheit Gottes.

Die Begegnung mit der Gottesmutter Maria erweckte in den Herzen der Kinder die Sehnsucht nach dem Himmel, der ihnen im Voraus versprochen wurde. Erst auf diesem Hintergrund konnten sie in einer schreckenerregenden Weise am 13. Juli 1917 „schauen“, wie die Seelen der unbußfertigen Sünder der Hölle entgegeneilen. Da es aber ein wirksames Heilmittel der Rettung gibt, zu dem Maria die Menschen hinführen will, auch in der Stellvertretung der Sühne, wurden die drei Kinder von Gott selbst dazu bewogen, sich selbst und ihr Leben zu einer Opfergabe der Liebe zu machen für das Heil der Menschen. Im „Fatima-Gebet“, das wir mit dem Rosenkranz verbinden, kommt die mütterliche Heilssorge Marias auf besondere Weise zum Ausdruck („O mein Jesus …“).

Ist es nicht eine des Menschen unwürdige Oberflächlichkeit, verbunden mit einer großen Orientierungslosigkeit, welche heute viele Menschen gleichsam umhertappen und umherirren lässt – fern von der Liebe Gottes, auf die hin doch unser menschliches Herz geschaffen ist? Jeder Mensch trägt die Sehnsucht nach Glück im Herzen. Doch wo das wahre Glück zu finden ist, ist vielen nicht bekannt. Die Gottesmutter Maria weist uns den Weg: im Beten des Rosenkranzes betrachten wir die Heilsgeheimnisse Christi, ihres Sohnes. Wir können so das Übermaß der Liebe und Barmherzigkeit Gottes erahnen, und wir werden von Dankbarkeit erfüllt für all das, was Gott uns geschenkt hat und uns noch schenken will.

Dies alles führt uns hin zu einer Gesinnung der Hingabe und des Opfers. Darin vereinen wir uns mit dem Kreuzesopfer Jesu Christi, welches täglich auf unseren Altären durch den Dienst der Priester sakramental vergegenwärtigt wird. Wer sein eigenes Leben und das seiner Menschen als Opfergabe hinlegt auf den Altar, der darf darauf bauen, dass Gott all diese Gaben verwandelt und uns selbst in den Dienst des Heiles stellt.

Die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria lehrt uns die Liebe und die Ganzhingabe an Gott. Ihr Ja-Wort zum Heilsplan Gottes hat sie in den Worten gegenüber dem Erzengel Gabriel zum Ausdruck gebracht: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ Je mehr wir uns auf das Wort Gottes einlassen, je mehr wir im Herzen Ja sagen zum Plan der Liebe, den Gott mit uns hat, desto mehr wird all das, was wir sind und tun, geistlich fruchtbar. Im Sinne der Botschaft von Fatima dürfen wir mitwirken an der Zuteilung der Heilsgnaden, die Jesus Christus für uns am Kreuz erworben hat. Auf diese Weise bereiten wir dem Reich Gottes den Weg, welches sich einst vollenden und erfüllen wird in der Herrlichkeit des wiederkommenden Christus. Amen.