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Predigt:

Gottes Kraft zeigt sich in der Schwachheit

14. Sonntag im Jahreskreis B (07.07.2024)

L1: Ez 1,28-2,5; L2: 2 Kor 12,7-10; Ev: Mk 6,1b-6


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wenn Gott Menschen zur Mitarbeit in seinem Reich ruft, dann sind wir vielleicht verwundert, wen aller er hier beruft. Es sind meistens nicht die Mächtigen und Starken, die Angesehenen und Reichen, sondern die Geringen und Armen, jene also, die im Allgemeinen nichts gelten und vielleicht selber zittern vor der Aufgabe, die ihnen übertragen wird.

Die beiden Lesungen geben uns dazu Beispiele: In der Lesung aus dem Buch Ezechiel ist der von Gott erwählte Prophet zuerst ganz kraftlos und liegt gleichsam am Boden. Er sieht sich der großen Aufgabe, die Gott ihm aufträgt, einfach nicht gewachsen. Doch da kommt der Geist Gottes über ihn, und er erstarkt und kann sich aufrecht stellen. Gott spricht ihn an und ermutigt ihn, Zeugnis zu geben für die Treue Gottes – auch dann, wenn undankbare Menschen den Propheten vielleicht ablehnen werden.

Eine ähnliche Erfahrung hat der große Völkerapostel Paulus gemacht. In der Lesung aus dem zweiten Brief an die Gemeinde in Korinth spricht er ausdrücklich davon, dass gleichsam ein „Stachel in seinem Fleisch“ verblieben ist, also ein gewisser Widerstand oder etwas, das ihn ausbremst und ihm seine eigene Schwachheit bewusst macht. Warum lässt Gott dies zu? Der Apostel soll sich nicht überheben, und Gott selbst wirkt Großes, indem er sich der Niedrigen und Schwachen bedient und sie beruft. So zeigt sich, dass es wahrhaft Gott selbst ist, der im Wort des Apostels gegenwärtig ist.

Wie aber ist unser Herr Jesus Christus in den drei Jahren seiner Lehr- und Verkündigungstätigkeit aufgetreten? Nicht mit Macht – ausgenommen die Wunder, die er gewirkt hat. Vor allem aber haben die Menschen ihn als einen der ihren wahrgenommen. Dies ging so weit, dass er in seiner Heimatstadt Nazareth weiterhin als der Zimmermann angesehen und bezeichnet wurde. Daraus wurde Kritik abgeleitet: Was will der uns schon Besonderes sagen? Das ist doch der und der; den kennen wir doch. Weil hier der Glaube der Menschen fehlt oder nur bei wenigen gegeben ist, wirkt Gott in Nazareth auch nur wenige Wunder.

Gott wollte also in seiner Menschwerdung herabsteigen zu uns. In seinem Sohn Jesus Christus ist er unter uns erschienen. Er wurde als menschliches Kind geboren und hat die Schwachheit und Niedrigkeit des Menschenlebens auf sich genommen, um gerade so im Triumph seines Leidens am Kreuz aufzuzeigen, dass Gottes Liebe siegreich ist und stärker ist als der Tod.

Für jeden Menschen, der an Jesus Christus glaubt, ist das gleichsam ein Erkennungszeichen: dass wir nämlich in unserer eigenen Schwachheit den guten Weg hier auf Erden gehen und uns nicht triumphalistisch über andere überheben dürfen. Nur so zeigt sich die Kraft des Wortes Gottes und das Wirken seiner Gnade, indem die Verkünder des Wortes gleichsam selbst zurücktreten und für Gott Platz machen, ihm also Raum schaffen.

Ja, Gott nimmt uns alle auf verschiedene Weise in seinen Dienst, und dafür wollen wir dankbar sein. Doch letztlich sind wir „unnütze Knechte“, die nur ihre Schuldigkeit tun, wenn sie den Willen Gottes erfüllen. Nicht am schnellen Erfolg zeigt sich die Gegenwart des Himmelreiches, sondern im beständigen und verborgenen Wachstum.

Wir sind Gott nicht zu gering. Er selbst kommt zu uns und wohnt in unserem Herzen. In der Schwachheit zeigt sich die Kraft Christi. Diese Erfahrung des Apostels Paulus gilt auch für uns. All dies vermag uns zu trösten. Wir sind keine Übermenschen, sondern dürfen uns geben, wie wir sind. Alles Übrige wird die Gnade Gottes mit uns bewirken, wenn wir täglich neu bereit sind für die Kraft des Heiligen Geistes. Amen.