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Predigt:

Sie sind wie Schafe, die keinen Hirten haben

16. Sonntag im Jahreskreis B (21.07.2024)

L1: Jer 23,1-6; L2: Eph 2,13-18; Ev: Mk 6,30-34


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Als Jesus das Bild des guten Hirten verwendet hat, so war dies seinen Zuhörern geläufig. Im Heiligen Land, so wie generell im Alten Orient, gehörten die Hirten mit ihren Herden zum Alltagsbild, vor allem in den ländlichen Gegenden.

Bemerkenswert im Alten Testament ist, dass der berühmte König David von Gott als junger Hirte zu diesem Amt gerufen worden war. Er hatte die Schafe aus der Herde seiner Familie gehütet; von nun an sollte er gleichsam Hirte und König über das ganze auserwählte Volk Gottes sein. Doch sollte dieser zum König erwählte Hirte nie vergessen, dass er seine Aufgabe nur in Stellvertretung Gottes, des einzigen Königs und Hirten der Menschen, ausüben konnte.

Mit Recht blicken wir daher auf Jesus Christus, den guten Hirten. Er sieht die vielen Menschen, die keine Hirten haben. Und so sucht er Mitarbeiter im Hirtendienst. Er bezieht Menschen ein, die von ihm ausgesandt werden zum Hirtendienst an den Menschen. Hirte zu sein ist eine große Verantwortung. Wiederholt hat Jesus den Unterschied herausgestellt zwischen dem Tagelöhner, dem an der Herde nichts liegt, und dem guten Hirten, der bereit ist, seine Herde zu verteidigen und dabei sogar sein Leben einzusetzen und hinzugeben. Denn dies hat Jesus selbst getan, indem er für unser Heil am Kreuz gestorben ist.

Als die von Jesus je zu zweit ausgesandten Apostel und Jünger zurückkehrten, da waren sie erschöpft und brauchten etwas Ruhe und Erholung. Die Menschen aber suchten Jesus überall dort auf, wo sie ihn finden konnten. Sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben, und sie erkannten in Jesus Christus den von Gott gesandten Messias. Er ist der gute Hirte, der seine Herde nicht im Stich lässt und sie auf die Weide des ewigen Lebens führt.

Für uns als moderne Menschen wird es entscheidend sein, ob wir die Demut und innere Größe aufbringen, uns dem guten Hirten, also dem Herrn Jesus Christus, ganz anzuvertrauen. Freilich gibt es viele Verlockungen in dieser Welt und falsche Heilsversprechen. Es treten in der Geschichte auch immer wieder Menschen auf, die andere verführen und in die Irre leiten. Es sind dies die falschen Propheten, die Jesus selbst vorausgesagt hat. Wer aber Jesus nachfolgt und ihn liebt und wer sich von ihm senden lässt zu den Menschen in Not, der hat in gewisser Weise teil an der Sendung des guten Hirten. Nicht nur an den Papst, die Bischöfe, Priester und Diakone denken wir hier – also an die sakramental zum Hirtendienst eingesetzten Menschen –, sondern jede und jeder darf im eigenen Umfeld so etwas wie ein Hirt oder eine Hirtin sein, indem wir andere Menschen achten und schätzen und sie durch unser Wort und Beispiel auf dem guten Weg begleiten. Besonders die Kinder und jungen Menschen bedürfen des Schutzes und einer guten Begleitung, damit sie sich vorbereiten können auf ihre Lebensaufgaben.

Papst Franziskus hat die väterliche Sorge des heiligen Josef für seine Familie mit einem Hirtendienst verglichen. Josef setzte sich mit allen seinen Kräfte ein für das Wohl seiner jungfräulichen Gemahlin Maria und für das Leben und die väterliche Begleitung und Erziehung des Jesuskindes. Seien wir also achtsam füreinander und geleiten wir uns gegenseitig auf dem rechten Weg. Bitten wir den Heiligen Geist, dass er uns mit seinen Gaben beschenke und uns erleuchte und stärke auf dem Weg des Heiles.

Alle Sorgen und Nöte dürfen wir auf die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef unserem Herrn Jesus Christus anvertrauen. Er ist der gute Hirte, der auch uns nicht im Stich lässt. Wenn wir auf ihn bauen und vertrauen, dann wird er uns auf die Weide des ewigen und seligen Lebens in der Gemeinschaft mit Gott im Himmelreich führen. Amen.