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Predigt:

Brot, das vom Himmel kommt

18. Sonntag im Jahreskreis B (01.08.2021)

L1: Ex 16,2-4.12-15; L2: Eph 4,17.20-24; Ev: Joh 6,24-35


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wir Menschen sind Suchende und Strebende. Stets sind wir ausgestreckt auf irgendein Ziel, das wir erreichen oder verwirklichen wollen. Meist handelt es sich um die gewöhnlichen Dinge im Alltag, auch um das, was wir als unsere Pflicht und Aufgabe erkennen oder einfach um bestimmte Werte und Inhalte, die wir anstreben.

All dies gehört zum Menschsein, und wichtig ist es, das Leben gut zu ordnen. Wir sollen nicht etwas zur Hauptsache machen, was eigentlich nur Nebensache ist, und umgekehrt. Wenn der Mensch das rechte Maß verliert, dann irrt er umher. Er weiß dann nicht, wofür er wirklich lebt. Doch wenn wir als Menschen lohnenswerte Ziele vor Augen haben, die wir mit innerer Überzeugung, mit Kraft und Beständigkeit anstreben, so erfüllt uns allein dies schon mit Freude. Wichtig ist es, dass wir im Frieden sind mit uns selbst, mit unseren Mitmenschen und mit Gott.

Aber wie ist das möglich? Welchen Rat gibt uns Jesus? Die Heilige Schrift ist voll von Beispielen dafür, dass die irdischen Dinge nicht ausreichen und das Herz des Menschen nicht zu sättigen vermögen. Dennoch lassen die Menschen nur schwer ab von dem, was ihnen sichtbar vor Augen steht und was sie als begehrenswert empfinden. Als das Volk Israel in der Wüste lebte, nachdem Gott sie aus der Herrschaft der Ägypter befreit und trockenen Fußes durch das Meer hindurchgeführt hatte, da wuchs die Unzufriedenheit: Viele dachten zurück an die „Fleischtöpfe Ägyptens“, und sie meinten, sie würden die Knechtschaft der Freiheit vorziehen, wenn sie nur gut und genug zu essen hätten. Es sah so aus, als hätte Mose versagt und als hätte Gott nicht die Macht, sein Volk zu sättigen. Im Murren des Volkes zeigten sich die Auflehnung und der Unglaube.

Es war dann das Manna, welches das Volk Israel in der Wüste stärkte. Außerdem konnten sie sich von Wachteln ernähren. So kamen sie durch göttliche Fügung gut über die Runden, denn immerhin hielten sie sich vierzig Jahre lang in der Wüste auf. Selbst diese Speise, die den Israeliten von Gott geschenkt wurde, war vergänglich. Wir Menschen hungern und dürsten nach mehr: nach einer geistigen Speise, die das Herz mit Liebe und Freude erfüllt und alle Sehnsucht stillt.

Doch genau diese Speise hält Jesus für die Seinen bereit: Er selbst ist das Brot, das vom Himmel kommt. Der himmlische Vater hat ihn gesandt, um uns Menschen das Leben in Fülle zu schenken. Sein Wort ist Wahrheit, sein Heiliger Geist erleuchtet und stärkt uns. Wenn wir mit Christus, dem Erlöser, verbunden sind in Glaube, Hoffnung und Liebe, dann ist uns bereits der Anfang der himmlischen Seligkeit geschenkt. Unser Herz kommt zur Ruhe, weil wir das Wesentliche im Leben gefunden haben, nämlich die seligmachende Gemeinschaft mit Gott.

Wir dürfen in der heiligen Messe jenes Geheimnis feiern, in dem sich uns Gott selbst zur Speise gibt unter den Gestalten von Brot und Wein. Die Augen des Glaubens sehen tiefer und erkennen den Erlöser, Jesus Christus. Er möchte mit uns eins werden und nährt und stärkt uns mit seinem göttlichen Leben. Wer zu ihm kommt, der wird für immer gesättigt. Das Brot des Lebens und der Kelch des Heiles sind imstande, unsere menschliche Sehnsucht nach dem Wahren, Guten und Schönen, ja nach Liebe und Seligkeit umfassend zu erfüllen. Gott vermag es! Trauen wir es ihm zu!

Dann aber wird unser Leben hier auf Erden an Qualität gewinnen: Wir wissen ja, dass unsere wahre Heimat im Himmel ist. So sind wir in der Folge auch zufriedener und gelassener und können es aushalten, wenn wir hier auf Erden nicht alles haben, was das Herz an irdischen Gütern begehrt. Denn hätten wir auch all dies: glücklich werden kann der Mensch nur durch die Erfahrung tiefster Liebe, die ihre Quelle immer in Gott hat.

In der Heiligen Taufe wurden wir mit dem göttlichen Leben beschenkt; wir sind gleichsam neue Menschen geworden, wofür das weiße Taufkleid Zeugnis ablegt. Die Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Ephesus ruft dazu auf, dass wir „den alten Menschen des früheren Lebenswandels“ ablegen, „der sich in den Begierden des Trugs zugrunde richtet“ (Eph 4,22). Erneuert werden wir durch den Heiligen Geist in unserem Denken und Handeln. Der neue Mensch, der wir in Christus sein sollen, ist „nach dem Bild Gottes geschaffen … in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Eph 4,24).

Suchen wir im Gebet die Nähe Gottes! Setzen wir die Liebe, die Gott uns zuteilwerden lässt, an die erste Stelle im Leben. Niemand war aufnahmefähiger für diese Liebe als die selige Jungfrau Maria, die Mutter des Erlösers. Zusammen mit dem heiligen Josef, ihrem jungfräulichen Gemahl, hat Maria dem Sohn Gottes eine Wohnung bereitet hier auf Erden, sodass er uns als Mensch unter Menschen begegnen und uns zum Heil führen konnte. Amen.