Predigt:
Eucharistie: Opfer der Hingabe in Liebe
19. Sonntag im Jahreskreis B (11.08.2024)
L1: 1 Kön 19,4-8; L2: Eph 4,30-5,2; Ev: Joh 6,41-51
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Unsagbar Großes und Geheimnisvolles geschieht unter uns und bei uns, wenn wir die heilige Eucharistie feiern. Hier beschenkt uns Gott selbst mit seiner Liebe. Er ist uns nahe in seinem Wort und in seinem Sakrament. Die Worte Jesu im Evangelium nach Johannes laden uns ein, darüber nachzudenken.
Als damals der Herr im Kreis seiner Zuhörer davon sprach, dass er selbst das wahre Brot vom Himmel ist, das Gott der Vater den Menschen schenkt, da waren manche verständnislos und empört. Sie wollten nicht anerkennen, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist. Sie hatten ihn als bloßen Menschen eingestuft und lehnten ihn und seine Worte daher ab. Der Einwand seiner Zuhörer lautete: „Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen?“ (Joh 6,42).
Tatsächlich ist der Glaube entscheidend: Trauen wir es Gott zu, ein so großes Werk zu vollbringen, dass er selbst unsere Speise wird unter den Gestalten von Brot und Wein? Denn immer, wenn wir die heilige Eucharistie feiern, verkünden wir den Tod und die Auferstehung des Herrn. Der Priester vermag dies nicht aus eigener Vollmacht zu tun, sondern es ist die Gegenwart Jesu Christi selber, welche dieses Wunder der Verwandlung von Brot in den Leib Christi und von Wein in das Blut Christi bewirkt.
Der Apostel Paulus spricht im Brief an die Gemeinde von Ephesus davon, dass „Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat als Gabe und Opfer, das Gott gefällt“ (Eph 5,2). Weil uns also der Sohn Gottes seine ganze Liebe geschenkt hat in seinem Tod und in seiner Auferstehung und weil er diese Liebe vergegenwärtigt in der heiligen Eucharistie, deshalb sind auch wir aufgerufen, als Kinder Gottes einander jene Liebe zu erweisen, die von Gott kommt. So zeigt sich die Neuheit des Reiches Gottes.
Wir alle bedürfen jener himmlischen Speise, die uns nährt und das ewige Leben verheißt und schenkt. Wahres Leben gibt es nur dort, wo es zuvor und zugleich Hingabe aus Liebe gibt. Dies ist uns eingeschrieben in unsere menschliche Natur. Wir sind Wesen, die ihre eigene Erfüllung und Vollendung nur dadurch finden, dass wir über uns selbst hinausgehen und uns gleichsam selbst zurücklassen, um uns in Liebe anderen Menschen zuzuwenden. Wer sein Leben auf diese Weise gleichsam verliert, wird es gewinnen. Wer aber nie genug bekommt und nur an sich selber denkt, wird auch noch das verlieren, was er hat. Das Geheimnis des Lebens wird uns von Jesus Christus, dem Herrn, aufgezeigt, den wir nachahmen sollen. Er ist zu einer Gabe der Liebe für uns geworden, indem er sich am Kreuz für uns hingegeben hat. Als Frucht seiner Opferhingabe empfangen wir ihn selbst in der heiligen Eucharistie als das wahre Brot, das vom Himmel kommt.
Wenn dies geschieht, werden auch wir selber gleichsam zum Brot des Lebens für andere. Denn wer empfängt, darf weiterschenken. Wenn wir getröstet und gestärkt werden, sollen wir auch andere trösten und stärken. So zeigt sich, dass das Leben in Gott mächtiger ist als die Sünde und der Tod. All dies überwinden wir in Christus, der uns geliebt und sich für uns hingegeben hat.
Ist das nicht eine frohe Botschaft? Freilich wird uns im Leben so manches Schwere und Leidvolle nicht erspart werden. Und doch ist Gott bei uns und verheißt uns das Leben in Fülle. Gerade im Durchgang durch die Widrigkeiten dieses Lebens bewährt sich die Liebe, welche stärker ist als der Tod. Dies gilt für die Eheleute, wenn sie einander in Liebe und Treue beistehen. Dies gilt für uns alle, wenn wir für die Liebe Gottes empfänglich sind.
Das Beispiel heiliger Menschen ermutigt uns. Sie sind Zeugen der Gegenwart Gottes in unserer Welt. Die heilige Gottesmutter Maria und der heilige Josef sowie alle Engel und Heiligen des Himmels mögen uns mit ihrer Fürbitte beistehen, dass wir stets mit Sehnsucht nach Gott Ausschau halten. Er schenkt uns in seinem Sohn das Brot des ewigen Lebens, das alle unsere Sehnsucht stillen wird. Amen.