Predigt:
Gottes gute Schöpfung in Ehrfurcht und Liebe bewahren
22. Sonntag im Jahreskreis B (01.09.2024)
L1: Dtn 4,1-2.6-8; L2: Jak 1,17-18.21b-22.27; Ev: Mk 7,1-8.14-15.21-23
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
In der Gebetsmeinung des Heiligen Vaters für den September 2024 heißt es unter dem Motto „Für den Schrei der Erde“: „Wir beten, dass jeder von uns den Schrei der Erde und der Opfer von Umweltkatastrophen und Klimawandel mit dem Herzen hört und sich persönlich verpflichtet, für die Welt, in der wir leben, zu sorgen.“
Dem entspricht es, dass jährlich vom 1. September bis zum 4. Oktober die sogenannte „Schöpfungszeit“ begangen wird, in welcher sich die Katholische Kirche und auch andere Kirchen und kirchliche Gemeinschaften auf die Natur als Schöpfung Gottes besinnen.
Das Besondere einer gläubigen Sicht dieser Welt insgesamt sowie der belebten und unbelebten Natur ist ja, dass wir alles auf das Schöpfungswirken Gottes zurückführen. Gott steht am Anfang, ohne sein Schöpfungshandeln würde nichts von dem existieren, was geschaffen ist. Die reiche Vielfalt der Elemente dieser Erde, die unendliche Weite des Weltalls mit ihren Geheimnissen, die wunderbare Welt der Pflanzen und Tiere und schließlich die Existenz des Menschen gibt Kunde vom weisen Plan des Schöpfers. Im Buch Genesis, wo die Rede von der Schöpfung der Welt durch Gott ist, heißt es zum Abschluss eines jeden Schöpfungstages: „Gott sah, dass es gut war.“ Und bei der Vollendung des Schöpfungswerkes heißt es: „Es war sehr gut.“
Der Mensch sollte gemäß dem Auftrag und Willen Gottes Sorge tragen für Gottes gute Schöpfung. „Die Erde wird dem Menschen anvertraut, bleibt aber Gottes Eigentum (vgl. Lev 25,23)“[1], und der Mensch darf seine Herrschaft über die Welt und ihre Lebewesen nicht ausüben wie ein Despot oder Tyrann. Vielmehr geht es um die Erhaltung und die Entfaltung all dessen, was Gott in seiner Liebe erschaffen hat.
Von daher die Gebetsmeinung von Papst Franziskus nachvollziehbar. Denn die Erde mit ihren Ressourcen und Lebewesen wird vielfach vom Menschen mit Füßen getreten. So ertönt gleichsam ein Schrei zum Himmel, der herzzerreißend ist und uns daran erinnert, dass wir füreinander und für diese Welt verantwortlich sind.
Die Lesung aus dem Buch Deuteronomium erinnert uns an die Gebote Gottes. Sie zeigen uns Menschen den guten Weg des Umgangs mit uns selbst, mit den anderen Menschen und mit der Natur als Schöpfung Gottes.
Die Lesung aus dem Jakobusbrief ruft uns auf zu einem heiligen und Gott wohlgefälligen Leben. Wir sollen füreinander da sein und uns gegenseitig unterstützen. Alle guten Gaben, so heißt es, kommen „von oben herab, vom Vater der Gestirne“ (Jak 1,17), also von Gott, der uns liebt. Wenn wir die Früchte dieser Erde genießen und uns an der Schönheit der Natur erfreuen, gilt es Gott zu loben und zu preisen. Von ihm kommt alles Gute!
Im Evangelium erinnert uns Jesus daran, dass im menschlichen Herzen der Ursprung des Guten wie des Bösen ist. Nichts, was von außen kommt, kann den Menschen unrein machen, sondern Reinheit und Unreinheit nehmen im Herzen ihren Anfang. So möge uns Gottes Heiliger Geist erleuchten und stärken. Gott schenke uns die Reinheit des Herzens, damit wir in lauterer Absicht Gott dienen und den Menschen Gutes erweisen. Auch die Ehrfurcht gegenüber der Schöpfung insgesamt und allen Lebewesen in ihr gehört dazu.
Was auch in dieser Welt geschieht, und leider gibt es viel Böses und Zerstörerisches: Wir Christen sind Menschen der Hoffnung. Denn Gott ist Mensch geworden und hat uns erlöst im Leiden und Sterben seines Sohnes. In seiner Auferstehung verheißt er uns ewiges Leben. Gottes Heiliger Geist schenke uns ein reines Herz und führe uns alle und die ganze Schöpfung insgesamt einst zur Vollendung im Himmelreich! Dazu rufen wir auch die Fürbitte der Gottesmutter Maria, des heiligen Josef sowie aller Engel und Heiligen des Himmels an. Amen.
[1] Papst Franziskus, Botschaft zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung am 1. September 2024, veröffentlicht am 27. Juni 2024.