Predigt:
Gott wirkt Wunder der Gnade in den Herzen der Menschen
26. Sonntag im Jahreskreis B (29.09.2024)
L1: Num 11,25-29; L2: Jak 5,1-6; Ev: Mk 9,38-43.45.47-48
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Wo immer wahrhaft Gutes geschieht, ist Gott zugegen. Denn er ist die Quelle alles Wahren, Guten und Schönen. Ihn, den gütigen und vollkommenen Vater, wollen wir loben und preisen!
Jesus hat in den drei Jahren seiner öffentlichen Lehrtätigkeit seine Jünger in vielen Dingen unterwiesen, die sie mit dem Reich Gottes vertraut machen sollten. Er bediente sich dazu oft auch verschiedener Bilder und Gleichnisse. Diese hinterließen einen bleibenden Eindruck bei seinen Zuhörern. Denn so wurde die Wahrheit über Gott und sein heilbringendes Handeln an uns anschaulich und konkret. Die Botschaft Jesu hat mit dem Leben der Menschen zu tun. Ja, die Worte Jesu betreffen auch unser Leben und laden uns ein zum Glauben und zum Handeln!
Im Evangelium sind die Jünger Jesu irritiert über einen Mann, der nicht zur Jüngergruppe zählt, der aber dennoch im Namen Jesu als Exorzist tätig ist. Soll man ihm das nicht verbieten? Jesus meint: Nein. Denn dieser fremde Wundertäter gibt auf seine Weise Gott die Ehre, und wer nicht gegen Jesus und seine Jünger ist, der ist schon in gewisser Weise für ihn und für sie.
Das Gute soll also geschehen, unabhängig davon, wer es ist, der Gutes tut. Wir sollen uns einfach darüber freuen und dürfen das Wirken Gottes in den Menschen, die Gutes tun, nicht eingrenzen. Denn der Geist Gottes weht, wo er will. Selbst die kleinsten Taten der Liebe sind bei Gott nicht vergessen, und wenn sich die Menschen dabei ausdrücklich auf Jesus beziehen: umso besser! Wer einem Jünger Jesu auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, der wird nicht um seinen Lohn kommen, verheißt Jesus.
Vielleicht ist gerade dies auch die große Hoffnung für viele Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen. Da gelingt nicht immer alles perfekt, und es gibt die Schuld und das Versagen. Und dennoch besitzen auch diese Menschen eine Empfänglichkeit für das Gute, gleichsam eine Antenne für das Wirken des Heiligen Geistes. So kann es dann sein, dass ein Mensch, der nach außen hin nicht viel Gutes vorzuweisen hat, in seinem Herzen doch plötzlich angerührt wird, vielleicht durch eine scheinbar kleine Sache wie ein gutes Wort oder eine selbstlose Geste der Hilfe. Und plötzlich ereignet sich im Herzen dieses Menschen ein Wunder der Gnade: Diese Frau oder dieser Mann öffnet sich für das Wirken Gottes und erkennt im eigenen Leben Licht und Schatten. Jener Mensch aber vertraut sich in Demut und Reue Gott an, und Gott schenkt ihm ein neues Herz, das fähig ist zu lieben und Gutes zu tun. Sagen wir nicht, dies sei unmöglich oder geschehe nur ganz selten: Denn die Wunder Gottes sind oft verborgen, und doch wirkt Gott Großes auch in unserer Zeit.
Dann aber hören wir noch Worte Jesu im heutigen Evangelium, die uns in ihrer Radikalität erschüttern. Um des Himmelreiches willen müsse man im Ernstfall bereit sein, auch auf ganz wichtige Dinge zu verzichten. Tatsächlich gibt es Situationen, wo wir aufs äußerste gefordert sind und gewiss der Hilfe Gottes bedürfen. Wenn es uns vielleicht trifft: Werden wir hier bestehen können und standhaft bleiben im Glauben? Ehrlicherweise wissen wir dies nicht im voraus. Jene, die hier allzu selbstsicher sind, sind die ersten, die in Gefahr sind, in der Versuchung nachzugeben und zu fallen. Wenn wir hingegen demütig die eigene Schwachheit anerkennen und Gott um seine Hilfe anrufen, dürfen wir darauf vertrauen, dass wir vor Gott im Guten bestehen und das Böse meiden können. Nicht umsonst beten wir im Vaterunser, dass wir nicht in Versuchung geführt werden und dass uns Gott von allem Bösen erlöse.
Besonders schützenswert, sagt Jesus, sind die Kleinen, die an ihn glauben. Wir denken hier an Kinder und junge Menschen. Ihnen dürfen wir auf keinen Fall ein Ärgernis geben, das heißt, wir dürfen sie nicht zum Bösen verleiten. Dass dies in der Gegenwart leider oft geschieht, ist schlimm, und die Worte Jesu vom Mühlstein bringen drastisch zum Ausdruck, worum es geht. Am heutigen Fest der Erzengel Michael, Gabriel und Rafael, das wegen des Sonntags liturgisch nicht gefeiert wird, sei daran erinnert, dass ein jeder Mensch von einem Engel begleitet und beschützt wird und dies besonders für die kleinen Kinder gilt. Wir sollen für die Kleinen und Schwachen da sein und sie behüten. Sie sind Gott ganz nahe und können auch uns lehren, worauf es ankommt: nämlich, dass wir im Herzen auf Gott vertrauen, an ihn glauben und uns durch Werke der Liebe im Leben bewähren. Amen.