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Predigt:

Christi Opfergabe aus Liebe zu uns

2. Fastensonntag B (28.02.2021)

L1: Gen 22,1-2.9a.10-13.15-18; L2: Röm 8,31b-34; Ev: Mk 9,2-10


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Lesungen des 2. Fastensonntags entsprechen sich inhaltlich, und doch wirkt ihre jeweilige Aussage zuerst wie ein Gegensatz zur anderen.

Die Lesung aus dem Alten Testament stammt aus dem Buch Genesis. Dort ist die Rede vom Patriarchen Abraham. Dieser hatte in hohem Alter und trotz Unfruchtbarkeit seiner Frau Sara noch einen Sohn erhalten: Isaak. Gott hatte ihm diesen Nachkommen verheißen, damit in ihm alle Geschlechter gesegnet würden, die von Abraham abstammen.

Nun aber wird all dies in Frage gestellt durch einen Auftrag Gottes, der nicht nur für uns, sondern auch für Abraham als Zumutung erscheint: Er soll seinen Sohn Isaak auf einem Berg im Land Morija Gott als Brandopfer darbringen!

Wie kann Gott so etwas verlangen? Es handelt sich doch um ein Menschenopfer, und es erscheint uns grausam, dass der gütige Gott, der ja selbst Vater ist, einen menschlichen Vater dazu drängen sollte, seinen eigenen Sohn zu töten und als Opfer darzubringen. Im Alten Testament gilt dann später: Menschenopfer gab es zwar bei den heidnischen Nachbarvölkern Israels, doch für das erwählte Volk waren sie ausgeschlossen. Gott verlangt sie nicht, ja sie sind dem Herrn ein Gräuel!

Was aber tut Abraham? Er hätte sich innerlich auflehnen und protestieren können. Doch ohne Worte davon zu machen, trifft er alle Anstalten, den Befehl Gottes umzusetzen. Seinen Sohn, der ihn begleitet und der dann getötet werden soll, klärt er nur ansatzweise auf. Er möchte ihm nicht unnötig Angst machen. Abraham zweifelt nicht an der Güte Gottes. Auch wenn er selber keinen Ausweg sieht, so traut er es doch Gott zu, dass er ihn in dieser schwierigen Lage nicht im Stich lässt. Und dann heißt es tatsächlich, dass im letzten Moment – kurz vor Ausführung der schrecklichen Tat einer Tötungshandlung zum Zweck des blutigen Opfers – Gott selbst eingreift und dem Abraham durch einen Engel kundtut, er soll dem Knaben nichts zuleide tun. Abraham hat seine Glaubensprüfung bestanden; Gott will kein Menschenopfer, sondern erwartet, dass wir ihm vertrauen und in allen Lebenslagen gehorchen!

In der neutestamentlichen Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom stehen die Vorzeichen in umgekehrter Richtung: Es heißt dort tatsächlich, dass Gott hier ein Menschenopfer annimmt und es nicht verhindert. Denn: „Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben …“ (Röm 8,32). Ist das nicht unerhört: Was Gott bei Abraham verhindert hat, das lässt er in seinem Sohn Jesus Christus zu. Warum aber tut er das? Will er seinen Sohn quälen und ihm weh tun? Heißt Gott gar das Böse gut, indem er den Kreuzestod seines Sohnes nicht verhindert?

Diese Gedanken seien ferne. Denn Gott ist bedingungslose Liebe! Doch Christus, der Sohn Gottes, liefert sich der destruktiven Macht der Sünde der Menschen aus, um eben dadurch die Sünde zu überwinden. Er heilt den Hass der Verfolger durch seine Liebe. Er übereignet sich ganz dem Willen des himmlischen Vaters und vollzieht so den Sohnesgehorsam. Auf diese Weise zeigt er, dass Gott kein Menschenopfer von uns erwartet, denn im einen und einzigen Opfer seines Sohnes sind alle übrigen Opfer der Menschheit mit eingeschlossen und vollendet.

Und wohlgemerkt: Der Tod Jesu am Kreuz ist nicht das Letzte; nach drei Tagen mündet das Leiden und Sterben des Herrn ein in seine Auferstehung. Christus der Herr ist siegreich über den Tod. Er schenkt das Leben. Mit ihm dürfen auch wir leben, wenn wir an ihn glauben und ihm vertrauen.

Jenes einzigartige Opfer des Neuen Bundes aber, das Jesus am Kreuz vollbracht hat, wird im sakramentalen Gedächtnis vergegenwärtigt bei der Feier jeder heiligen Messe: Wir verkünden den Tod des Herrn und preisen seine Auferstehung!

Seine Hingabe für uns bis in den Tod wird für uns persönlich gegenwärtig und wirksam. Wir dürfen uns im Herzen mit der Hingabe Jesu ganz vereinen und uns selbst zu einer lebendigen Opfergabe im Heiligen Geist machen, um so durch den Tod Jesu das Leben neu zu empfangen und Frucht zu bringen für das Leben der Welt.

Siegreich ist letztlich nur Liebe; indem Jesus Christus sich zu einer Gabe der Liebe macht, schenkt er uns das ewige und göttliche Leben. Amen.

Videolink zur Homilie (YouTube)