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Predigt:

Auf den Weg der Heiligkeit gerufen

3. Sonntag der Osterzeit B (15.04.2018)

L1: Apg 3,12a.13-15.17-19; L2: 1 Joh 2,1-5a; Ev: Lk 24,35-48


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In dieser Osterzeit werden wir in den biblischen Lesungen des Alten und Neuen Testaments mit der frohen Botschaft vertraut gemacht, dass Gott uns liebt und uns das Leben in Fülle schenken will.

Die Auferstehung Christi ist der Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit; denn hier triumphiert das Leben über den Tod; die Macht der Sünde ist gebrochen, und der Glanz strahlender Heiligkeit breitet sich aus über all jene, die an den Sohn Gottes glauben. In der heiligen Taufe wurde auch uns die Würde der Gotteskindschaft als Geschenk zuteil (vgl. das Tagesgebet). Wir heißen Kinder Gottes und sind es. Gott hat uns wahrhaft geheiligt und der Macht der Sünde und des Todes entrissen!

O Mensch, gedenke dieser deiner Würde! So sind wir aufgerufen, für all das Große zu danken, was Gott um unseres Heiles willen für uns getan hat. Der Mensch ist nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen worden. Trotz der Sünde der ersten Menschen – Adam und Eva – und der damit verbundenen negativen Folgen hat sich Gott in seiner Liebe unser aller erbarmt. In seinem Sohn Jesus Christus ist uns die Vergebung der Sünden geschenkt worden. So ist Jesus Christus als der Gekreuzigte und Auferstandene unser „Beistand beim Vater“ (1 Joh 2,1), denn er ist der Gerechte, welcher die Sünden der ganzen Welt hinwegnimmt. Eben darum haben die Apostel nach der Auferstehung Christi den Menschen die Umkehr gepredigt. Sie sollten an Jesus Christus glauben, „damit ihre Sünden vergeben werden.“ (Lk 24,48; vgl. Apg 3,19).

Papst Franziskus hat all dies zum Anlass genommen, jetzt in der Osterzeit ein Apostolisches Schreiben vorzustellen, welches den Titel trägt: „Gaudete et exsultate!“, d.h. Freut euch und jubelt! Es handelt „über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute“. Der Papst erinnert darin an die Taufgnade, die wir empfangen haben. Kraft der Taufe sind wir durch das Blut Christi geheiligt; wir sollen daher als getaufte Christen auch gottgefällig leben. Ein heiliges Leben ist keine ausschließliche Sache für besonders Fromme. Das 2. Vatikanische Konzil hatte auf die oft vergessene Wahrheit hingewiesen, dass die Gläubigen eines jeden Standes durch Christi Gnade zur Heiligkeit berufen sind. Dies lässt Papst Franziskus in den verschiedenen Lebensbereichen konkret anschaulich werden. So schreibt er: „Es gefällt mir, die Heiligkeit im geduldigen Volk Gottes zu sehen: in den Eltern, die ihre Kinder mit so viel Liebe erziehen, in den Männern und Frauen, die arbeiten, um das tägliche Brot nach Hause zu bringen, in den Kranken, in den älteren Ordensfrauen, die weiter lächeln. In dieser Beständigkeit eines tagtäglichen Voranschreitens sehe ich die Heiligkeit der streitenden Kirche.“ (Nr. 7)

Der Papst möchte alle Gläubigen ermutigen zu einem wahrhaft christlichen Leben: „Um heilig zu sein, muss man nicht unbedingt Bischof, Priester, Ordensmann oder Ordensfrau sein. Oft sind wir versucht zu meinen, dass die Heiligkeit nur denen vorbehalten sei, die die Möglichkeit haben, sich von den gewöhnlichen Beschäftigungen fernzuhalten, um viel Zeit dem Gebet zu widmen. Es ist aber nicht so. Wir sind alle berufen, heilig zu sein, indem wir in der Liebe leben und im täglichen Tun unser persönliches Zeugnis ablegen, jeder an dem Platz, an dem er sich befindet. Bist du ein Gottgeweihter oder eine Gottgeweihte? Sei heilig, indem du deine Hingabe freudig lebst. Bist du verheiratet? Sei heilig, indem du deinen Mann oder deine Frau liebst und umsorgst, wie Christus es mit der Kirche getan hat. Bist du ein Arbeiter? Sei heilig, indem du deine Arbeit im Dienst an den Brüdern und Schwestern mit Redlichkeit und Sachverstand verrichtest. Bist du Vater oder Mutter, Großvater oder Großmutter? Sei heilig, indem du den Kindern geduldig beibringst, Jesus zu folgen. Hast du eine Verantwortungsposition inne? Sei heilig, indem du für das Gemeinwohl kämpfst und auf deine persönlichen Interessen verzichtest.“ (Nr. 14)

Nach Heiligkeit zu streben heißt jedoch nicht, hier auf Erden makellos zu sein. Wir bleiben Menschen, die schwach sind und auf verschiedene Weise versucht werden. Immer wieder fallen wir in die alltäglichen Sünden. Und dennoch gilt, dass wir mit der Gnade Gottes mitwirken sollen, die uns befähigt, gemäß den Geboten Gottes zu leben. Der Papst erinnert uns an das christliche Hauptgebot, die Gottes- und Nächstenliebe: „Der Vorrang kommt den göttlichen Tugenden zu, die Gott zum Gegenstand und Beweggrund haben. In ihrem Zentrum steht die Liebe. Das, was wirklich zählt, sagt der der heilige Paulus, ist »der Glaube, der durch die Liebe wirkt« (Gal 5,6). Wir sind aufgerufen, die Liebe aufmerksam zu pflegen: »Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt … Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes« (Röm 13,8.10). »Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort erfüllt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (Gal 5,14).“ (Nr. 60).

Im Gebet sind wir Gott nahe, aber auch im Dienst an unseren Brüdern und Schwestern. Denn im Mitmenschen begegnen wir dem Herrn. Wir werden einmal nach dem Maß der Liebe gerichtet werden, die wir unserem Nächsten erwiesen haben (vgl. die Gerichtsrede in Mt 25).

Unser Leben ist in Gottes Händen geborgen! Der auferstandene Herr Jesus Christus ist inmitten seiner Kirche gegenwärtig und lädt uns ein, ihm nachzufolgen auf dem Weg der Heiligkeit. Die Fürbitte der Gottesmutter Maria, des heiligen Josef und aller Heiligen des Himmels begleite uns! Amen.