www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Wir sollen einander annehmen mit der Liebe Christi

Hochfest der Geburt des Herrn (Am Morgen) B (25.12.2020)

L1: Jes 62,11-12; L 2: Tit 3,4-7; Ev: Lk 2,15-20


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wer waren die ersten, zu denen die frohe Kunde von der Menschwerdung Gottes gedrungen ist? Abgesehen von Maria und Josef sowie den im Stall anwesenden Tieren erreichte die Botschaft von der Menschwerdung des Gottesssohnes zuerst einfache Hirten auf dem Felde, die in jener Gegend Nachtwache hielten.

Diese Menschen standen mitten im Leben; weder besondere Bildung noch Macht noch Reichtum zeichnete sie aus. Von Besserstehenden und „Edlen“ wurden sie gemieden. Auch so manche Pharisäer und Schriftgelehrten werden sich gedacht haben, diese einfachen und ungelehrten Leute verstünden nichts vom jüdischen Gesetz und wären daher Menschen zweiter Klasse.

Wenn nun Gott sogar durch einen Engel und dann durch eine ganze Engelschar ausgerechnet diesen armen und randständigen Hirten als erste die frohe Botschaft kundmacht, dann will er auch uns damit etwas sagen!

An Gott zu glauben, auf ihn zu hoffen und ihn zu lieben steht jedem Menschen offen. Diese Bereitschaft des Herzens aber, auf Gott zu hören, ist mehr wert als aller Besitz, als alles irdische Ansehen und alle Machtmittel, die Menschen zur Verfügung stehen können. Niemand hätte sich vorstellen können, dass ausgerechnet jene damals kaum beachtete Stadt namens Bethlehem – aus der immerhin der König David stammte – der Schauplatz sein würde für ein derart wichtiges Ereignis der Weltgeschichte wie die Geburt des Erlösers.

Sollten nicht auch wir unser Urteil über andere Menschen manchmal überdenken und gegebenenfalls richtig stellen? Was sehen wir als wichtig und bedeutsam an? Wem trauen wir es zu, Großes und Wichtiges zu vollbringen? Gibt es auch für uns Menschen erster und zweiter Klasse?

Umgekehrt will uns die Botschaft von der Menschwerdung Gottes auch aufrichten und trösten. Denn wenn Gott in der Armut und Einfachheit des Stalles von Bethlehem als kleines Kind geboren wird, dann sagt er Ja zu unserer Armut und Erbärmlichkeit. Es schreckt ihn nicht, bei uns zu wohnen; er verlangt vielmehr danach.

Wenn jemand meint, sie oder er sei nicht würdig, den Erlöser im Herzen aufzunehmen, dann muss man sagen: Ja, das ist so; niemand ist aus sich selber würdig dazu. Doch weil Gott sich würdigt zu uns zu kommen, wollen wir uns freuen und ihm eine Wohnung bereiten. Zeigen wir dem Jesuskind unsere Dankbarkeit und Liebe! Tun wir das, was uns möglich ist – jedes Zeichen des guten Willens ist dem Herrn willkommen. Immerhin verheißen die Engel vom Himmel allen Menschen des göttlichen Wohlgefallens den Frieden, den nur Gott geben kann. Diesen Weihnachtsfrieden wünschen wir auch einander, indem wir uns bemühen, den Nächsten anzunehmen mit der Liebe Christi, des Erlösers. Amen.

Videolink zur Homilie (YouTube)