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Predigt:

Am Abend vor seinem Leiden und Sterben

Gründonnerstag B (29.03.2018)

L1: Ex 12,1-8.11-14; L2: 1 Kor 11,23-26; Ev: Joh 13,1-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Vor seinem Leiden und Sterben wollte Jesus mit seinen Aposteln gemäß den Vorschriften des jüdischen Gesetzes noch das Paschamahl feiern. Alles wurde von den Jüngern dazu in einem besonderen Gästeraum eines festgelegten Hauses vorbereitet, und die Stimmung war sehr feierlich.

Was die Jünger freilich nicht vorhersehen konnten: Dieses Mahl sollte das letzte sein, das Jesus mit ihnen vor seinem Leiden und Sterben einnehmen würde.

Doch anlässlich dieses Paschamahles gemäß den jüdischen Vorschriften setzt Jesus zwei besondere Akzente: Er überlässt ihnen sein Testament, indem er sich in der Einsetzung der Eucharistie selbst schenkt und mitteilt als das wahre Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Zugleich zeigt er ihnen in der Fußwaschung, wie sich das Gebot der Liebe praktisch verwirklichen soll.

Die Kirche weiß sich seit diesem Letzten Abendmahl Jesu zweifach in die Pflicht genommen: Einerseits feiern wir in der Heiligen Eucharistie genau das zum Gedächtnis des Herrn, was er selbst getan hat, als er das Brot mit den Worten nahm: „Das ist mein Leib“ und als er den Kelch mit Wein den Jüngern mit den Worten reichte: „Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.“ (Vgl. Mk 14,22.24).

Andererseits sind alle Glieder der Kirche – angefangen beim Papst und den Bischöfen bis hin zu allen Gläubigen – aufgerufen, die christliche Liebe zu üben und einander zu dienen, so wie Jesus es in seiner Fußwaschung aufgezeigt hat.

Wir können auch sagen: Der Gottesdienst und der Dienst am Nächsten gehören zusammen. Denn nur so entspricht es dem zweifachen Gebot der Gottes- und Nächstenliebe, das Jesus als das wichtigste Gebot bezeichnet hat.

Was würde die schönste Liturgie nützen, wenn die Teilnehmer nachher in ihrem Alltag so leben würden, als ob sie keine Jünger Christi wären? Was würde umgekehrt ein noch so hochherziger sozialer Einsatz bewirken, wenn er nicht motiviert wäre von der Liebe Christi, die sich gezeigt hat in seinem Leiden und Sterben am Kreuz, welches in jeder heiligen Messe aufs Neue sakramental vergegenwärtigt wird?

Lassen wir all das, was uns die Lesungen und das Evangelium dieser Messe vom Letzten Abendmahl mitteilen, auf uns wirken! Im Geist sind auch wir versammelt im Raum des Letzten Abendmahles in Jerusalem; es ist jener Ort, wo Jesus im Kreis seiner Apostel durch die sakramentalen Zeichen von Brot und Wein die am Kreuz erfolgende Hingabe seines Leibes und Blutes schon im Voraus gegenwärtig machte.

Papst Johannes Paul II. hat am 23. März 2000 dort die heilige Eucharistie gefeiert und eine beeindruckende Predigt gehalten, wo er unter anderem feststellte: „Die Eucharistie ist beides, ein Mahl der Gemeinschaft im neuen und ewigen Bund und das Opfer, das die erlösende Macht des Kreuzes vergegenwärtigt.“

Am 26. Mai 2014 feierte Papst Franziskus wiederum eine Messe im Abendmahlssaal. Er sprach in seiner Homilie von der heiligen Eucharistie als Opfer Christi: „In jeder Eucharistiefeier bringt Jesus sich für uns dem Vater dar, damit auch wir uns mit ihm verbinden können, indem wir Gott unser Leben, unsere Arbeit, unsere Freuden und unsere Leiden darbringen…, alles als ein Opfer im Geiste darbringen.“ Und er stellte die Erinnerung an den Dienst der Fußwaschung heraus, die Jesus vorgenommen hatte „als Beispiel für seine Jünger. Einander die Füße waschen bedeutet einander annehmen, akzeptieren, lieben, einander dienen. Das heißt, dem Armen, dem Kranken, dem Ausgeschlossenen zu dienen, dem, der mir unsympathisch ist, dem, der mir lästigfällt.“

Der Abendmahlssaal ist auch jener Raum, in welchem die Apostel nach dem Tod Jesu versammelt waren, „wo er, auferstanden, in ihrer Mitte erschien, wo der Heilige Geist mit Macht auf Maria und die Jünger herabkam …“

So ist der Abendmahlssaal gleichsam der Geburtsort der Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden! In wenigen Augenblicken treten auch wir ein in jenes heilige Geschehen, in welchem Christus selbst durch den Priester die Worte spricht: „Das ist mein Leib“ – „das ist mein Blut“. Beten wir den Herrn an in lebendigem Glauben; empfangen wir ihn mit großer Liebe und Ehrfurcht in der heiligen Eucharistie und dienen wir unseren Brüdern und Schwestern nach dem Beispiel Jesu, das er selbst uns in seiner Fußwaschung gegeben hat! Amen.