Predigt:
Sende aus deinen Geist!
Pfingstsonntag B (19.05.2024)
L1: Apg 2,1-11; L2: 1 Kor 12,3b-7.12-13 oder Gal 5,16-25; Ev: Joh 20,19-23 oder 15,26-27; 16,12-15
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Am fünfzigsten Tag nach Ostern – also am Pfingsttag – wurden die Gaben des Heiligen Geistes all jenen zuteil, die im Abendmahlssaal versammelt waren. Wir feiern dieses Ereignis als Geburtsstunde der Kirche, denn der Heilige Geist belebt und beseelt alle, die an Jesus Christus glauben und sich von ihm leiten lassen wollen.
Nicht eine anonyme Geistkraft wurde den Aposteln und den übrigen Gläubigen geschenkt, sondern die dritte göttliche Person hat sich offenbart. Denn wir glauben an einen einzigen Gott in drei göttlichen Personen. In Gott selbst stellt der Heilige Geist die personhafte Liebe zwischen Gott dem Vater und dem Sohn dar. Um unseres Heiles willen hat der himmlische Vater seinen Sohn in diese Welt gesandt. Dieser ist in Jesus Christus Mensch geworden und hat uns erlöst von unseren Sünden und allem Bösen.
Als Jesus Christus in den Himmel aufgefahren war, da beteten die Jünger Jesu gemeinsam mit Maria um das Kommen des Heiligen Geistes, der ihnen von Jesus verheißen worden war. Und dann – mit Feuerzungen und unter Sturmesbraus – erfolgte am Pfingstfest die ausdrückliche Sendung des Heiligen Geistes. Weil er der Geist des Vaters und des Sohnes ist, sendet ihn Gott der Vater durch den Sohn in diese Welt, und alle, die den Sohn Gottes im Glauben annehmen, nehmen auch den Heiligen Geist auf in ihr Herz. So wohnt der dreifaltige Gott in uns, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Viele gute Gaben schenkt uns der Heilige Geist – vor allem aber ist es die Liebe zu Gott und zum Nächsten, die in unsere Herzen eingegossen wird durch den Heiligen Geist (vgl. Röm 5,5). In klassischer Aufzählung sind es des Näheren sieben Gaben des Heiligen Geistes: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht. In je verschiedener Weise bewegt der Heilige Geist unser Herz. Wir werden erleuchtet und lassen uns für das Gute begeistern. Das Leben gewinnt eine neue Qualität; wir werden gleichsam auf eine neue Seinsebene erhoben, denn wir heißen Kinder Gottes und sind es (vgl. 1 Joh 3,1).
So sind wir im Heiligen Geist innerlich frei und können in klarer Weise urteilen über das, was wirklich wichtig ist, und über das, was ein Mittel zum Ziel darstellt. So sollen wir nach den Worten Jesu zuerst das Reich Gottes suchen; alles übrige wird uns dazu gegeben werden (vgl. Mt 6,33). Wenn wir vom Heiligen Geist erfüllt sind und uns von ihm bewegen lassen, dann sind wir geistliche Menschen, auch wenn wir inmitten dieser Welt wirken und leben. Jesus Christus ist der gute Hirte; er kennt die Seinen, und die Seinen kennen ihn. Er leitet die Kirche durch den Heiligen Geist und stärkt insbesondere den Dienst der geistlichen Amtsträger. Aber jeder getaufte und gefirmte Christ – ob Frau oder Mann – hat Anteil an den Gaben des Heiligen Geistes.
Maria und weitere glaubende Frauen waren gegenwärtig, als die Jünger um das Kommen des Heiligen Geistes beteten. Wir empfehlen uns der Fürbitte der Gottesmutter Maria. In ihrem eigenen Leben hat der Heilige Geist Wunderbares gewirkt. Dieser Heilige Geist macht uns offen für das Wort Gottes und lässt uns darüber nachdenken. Wir werden dann gleichsam inspiriert zu Werken der Frömmigkeit und der Liebe. Wie ein lebendiger Quell ist die Gegenwart des Heiligen Geistes in uns (vgl. Joh 7,38). Ihn wollen wir nicht aus unseren Herzen vertreiben.
Der Geist Gottes schafft Einheit dort, wo sich Menschen sonst entzweien. Er schenkt einen Frieden, der diesen Namen wirklich verdient. Der Heilige Geist lässt uns jetzt schon hier auf Erden – gleichsam vorauskostend – teilnehmen an der Freude des Himmels. Ja, wir wollen Gott loben und preisen, denn Gottes Heiliger Geist schenkt uns alle guten Gaben! Daher lautet unsere Bitte an den himmlischen Vater und seinen Sohn: Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu. Amen.