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Predigt:

Für wen haltet ihr mich?

12. Sonntag im Jahreskreis C (19.06.2022)

L1: Sach 12,10-11;13,1; L2: Gal 3,26-29; Ev: Lk 9,18-24


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Seit es das Christentum gibt – und das sind immerhin schon an die zweitausend Jahre –, stellt sich für die Glaubenden immer neu die Frage, mit der Jesus selbst schon seine Jünger konfrontiert hat: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ (Lk 9,20a).

Und die Antwort des Glaubens ist dieselbe, die Petrus damals im Namen aller übrigen gegeben hat: „(Wir halten dich) für den Christus Gottes“ (Lk 9,20b), das heißt für den von Gott gesandten Messias, für den Gesalbten des Herrn.

Damit war im jüdischen Verständnishorizont all das eingeschlossen, was die von alters her Glaubenden gemäß den Verheißungen Gottes mit dem Kommen des Messias verbunden haben. Sie sahen in ihm den Wiederhersteller der göttlichen Ordnung und zugleich der Größe Israels, als den Garanten des Heils. Es gab eine geistliche und moralische Deutung, wonach der Messias der sein werde, welcher das Volk Gottes von seinen Sünden befreien und erlösen werde. Es gab aber auch ein politisches Verständnis, wonach der kommende Messias dem israelitischen Volk und Reich zu seiner früheren politischen Unabhängigkeit und Größe verhelfen würde.

Die Frage Jesu ist also zentral: Für wen halten ihn die Menschen? Für wen halten ihn die eigenen Jünger? Und die Antwort, welche wirklich zutrifft, können nur jene geben, die ihn kennen und die mit ihm verbunden sind im Glauben und in der Nachfolge. Petrus formuliert als Sprecher der übrigen das Glaubensbekenntnis über Jesus als den von Gott gesandten Messias.

Was aber bedeutet es, Jesus Christus nachzufolgen? Wie können wir ihn kennen lernen? Wie wirkt sich dies aus im Alltag? Wie können Menschen dazu bewogen werden, auf ihn zu hören und seine Worte im Leben zu beherzigen?

Tatsächlich begegnet uns Jesus Christus nicht als Toter, sondern als Lebender: Er ist am Kreuz gestorben und am dritten Tag auferstanden. Inmitten derer, die durch ihn an den himmlischen Vater glauben und vom Heiligen Geist erfüllt sind, ist er zugegen. Auch wir gehören zur Kirche des lebendigen Gottes. Nicht wir haben Gott erwählt, sondern Gott hat uns in seinem Sohn erwählt, damit wir durch den Erlöser der Menschen als Kinder Gottes ein Heimatrecht haben im Reich Gottes.

Als die Apostel und anderen Jünger Jesus nachfolgten, da verstanden sie vieles von dem noch nicht, was er ihnen sagte. Insbesondere fiel es ihnen schwer, sein Leiden und Sterben zu akzeptieren, das er ihnen vorhersagte. Selbst Petrus wollte Jesus davon abhalten. Und doch war genau dies der Plan Gottes, wodurch der von ihm gesandte Messias das Heil der Menschen wirken wollte. Das Kreuz war der Weg zur Auferstehung und zum ewigen Leben. Und wer Jesus nachfolgen will, ist auf eben diesen Weg verwiesen!

Nun bedeutet dies jedoch nicht bloß Verzicht und Entsagung, sondern gerade durch die Selbstverleugnung lernt der Mensch sich zurückzunehmen und offen zu werden für den Nächsten und für Gott. Indem wir entdecken, dass wir unser eigenes Leben zu einer Gabe der Liebe machen dürfen für die anderen, werden wir selber reich beschenkt. Das tägliche Kreuz, das uns Gott zumutet, wird uns dann nicht bedrücken, sondern in Verbindung mit dem Herrn aufrichten und uns den guten Weg weisen zum Leben bei Gott. In diesem Sinn empfehlen wir uns und alle Menschen dem barmherzigen Herrn, der sein Herz in Liebe für uns öffnet, damit wir daraus das Wasser des Heils schöpfen und so für immer selig werden! Amen.

Videolink zur Predigt (auf Brixentalerisch)