www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Sich durch die Tat der Liebe als Christen erweisen

15. Sonntag im Jahreskreis C (14.07.2019)

L1: Dtn 30,10-14; L2: Kol 1,15-20; Ev: Lk 10,25-37


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im Tagesgebet des 15. Sonntags im Jahreskreis C haben wir die Hilfe Gottes angerufen, damit er uns beistehen möge, all das zu meiden, was unserem christlichen Namen widerspricht, und all das zu tun, was unserem Glauben entspricht.

Dass wir nämlich Christen heißen, hat mit unserem Bekenntnis zu Jesus Christus in der Heiligen Taufe zu tun. Christus ist der Gesalbte; wer Christ oder Christin ist, gehört zu Jesus Christus und wurde in der Taufe mit dem heiligen Chrisam gesalbt, welches auf die Gnade des Heiligen Geistes hinweist, die über uns ausgegossen ist und unser Herz mit Liebe zu Gott und zum Nächsten erfüllt.

Schon im Alten Bund hat sich Gott seinem erwählten Volk gegenüber als gütig und barmherzig erwiesen. Der einzig wahre Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, hat das Volk Israel erwählt und einen Bund der Liebe mit ihm geschlossen. Das Bundesgesetz war die Torah, welche vor allem aus den 10 Geboten Gottes bestand; dazu kamen rituelle und rechtliche Weisungen für den Gottesdienst und das Leben in der Gemeinschaft des Volkes.

Ganz nahe ist diese Weisung des Herrn; sie ist für uns Menschen nicht unerreichbar, sondern Gott selbst hat sie uns mitgeteilt. Im Grunde erkennt jeder Mensch kraft seines Gewissens den Unterschied zwischen Gut und Böse. Das sittliche Urteilsvermögen ist allerdings bei den einzelnen Menschen und Völkern verschieden ausgeprägt; es gibt immer wieder auch die Gefahr des Irrtums und des Abweichens vom rechten Weg.

So hat sich Gott der Menschen angenommen und in seinem Sohn Jesus Christus den neuen und ewigen Bund mit uns geschlossen. Das Gesetz dieses Bundes ist die Liebe. Denn darauf kommt es vor allem an: Gott aus ganzem Herzen zu lieben und zu ehren sowie den Nächsten zu lieben wie sich selbst. In diesem doppelten Gebot sind alle übrigen Einzelgebote zusammengefasst und mit enthalten. Jesus Christus schenkt uns durch den Heiligen Geist die Fähigkeit, diese Weisung zu verinnerlichen und zu erfüllen. Gott verwandelt unser Herz und erfüllt es mit Liebe!

Doch was bedeutet es wirklich, den Nächsten so zu lieben wie sich selbst? Ein Gesetzeslehrer stellt Jesus die Frage, wer denn unser Nächster sei. In der Antwort Jesu zeigt sich, dass die Nächstenliebe einen hohen Anspruch stellt. Es genügt nicht, gelegentlich von innerer Anteilnahme und Rührung erfüllt zu sein. Es braucht die konkrete Tat, wenn wir gefordert sind, unserem Mitmenschen beizustehen. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter verdeutlicht dies. Da war ein Mann unterwegs, und auf dem gefährlichen und beschwerlichen Weg zwischen Jerusalem und Jericho fiel er unter die Räuber, die ihn halbtot schlugen. Nun liegt er da auf dem Weg und braucht dringend Hilfe. Wer kommt vorbei und nimmt sich seiner an?

Es ist typisch und eine gezielte Provokation Jesu, dass er im Gleichnis zuerst einen Priester und dann einen Leviten vorbei kommen lässt. Beide kennen das Gesetz Gottes sehr genau und wollen es auch einhalten. Doch genau hier versagen sie: Sie sehen zwar den ausgeraubten Menschen am Boden liegen, doch gehen sie vorbei. Die Sache ist ihnen offenbar zu schmutzig! Da mischt man sich am besten nicht ein, sonst bekommt man noch Schwierigkeiten. So oder ähnlich werden sie gedacht haben. Der arme Mann bleibt hilflos liegen; niemand beachtet ihn.

Oder doch? Ja, da kommt ein Mann aus Samaria. Die streng gläubigen Juden haben die Samariter verachtet, weil sie in der Glaubenspraxis manche Kompromisse gemacht hatten und so die Reinheit der Gottesverehrung korrumpiert hatten. Und ausgerechnet dieser Samariter, der als Häretiker gilt, hilft dem verletzten Mann, der unter die Räuber gefallen war! Er tut alles, was ihm möglich ist, und vertraut ihn dann der weiteren Pflege in der Herberge an. Er kommt für die Folgekosten auf, bis er wirklich gesund ist. Warum tut er das? Weil er ein Herz hat für den Mitmenschen! Weil er in der Lage ist, in diesem armen Mann seinen Nächsten zu erkennen und ihm zu helfen.

Die Worte Jesu sind auch eine Mahnung an uns. Nächstenliebe kann manchmal ziemlich schwierig sein, wenn unsere Hilfe vielleicht nicht richtig gewürdigt oder nicht ausreichend bedankt wird. Es gibt ja Menschen, die brauchen Hilfe und sind trotzdem störrisch und unfreundlich gegenüber ihren Helfern. Und da stellt sich für uns die Frage: Warum bieten wir unsere Hilfe dennoch an? Geht es uns um den Menschen vor uns? Lassen wir uns von der Sicht des Glaubens leiten, wonach wir in jeder Menschen dem Herrn selbst begegnen?

Wir spüren alle: Mit einem bloßen Ja ist es nicht abgetan. Das, was wir hier in der heiligen Liturgie feiern, nämlich den Tod und die Auferstehung Jesu, hat Konsequenzen für unser Leben. Christus der Herr bleibt bei uns und sendet uns, und überall, wo uns Menschen begegnen, finden wir unsere Nächsten. Gewiss, es trifft zu, dass uns zuerst die eigene Familie näher steht als jemand anderer. Für die eigenen Angehörigen zu sorgen und dazu sein ist eine elementare christliche Aufgabe. Aber dann kann es vorkommen, dass wir in Beruf und Freizeit auch mit anderen Menschen zu tun haben. Wenn jemand auf Hilfe angewiesen ist und wir ihm diese geben können, so sollten wir uns dem nicht verweigern. Es geht um ein mutiges und beherztes inneres Ja, das zur konkreten Tat wird, wo es nötig ist. Sagen wir nicht vorschnell: Ich schaffe das nicht! Vertrauen wir auf den Heiligen Geist, der uns zur rechten Zeit stärkt im christlichen Bekenntnis und im Einsatz für den Mitmenschen.

Dann heißen wir nicht nur Christen, sondern erweisen wir uns auch durch die Tat der Liebe als solche. Möge uns die Fürbitte der heiligen Gottesmutter Maria, des heiligen Josef und aller Engel und Heiligen des Himmels stets begleiten! Amen.