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Predigt:

Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

17. Sonntag im Jahreskreis C (28.07.2019)

L1: Gen 18,20-32; L2: Kol 2,12-14; Ev: Lk 11,1-13


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das Wort „Religion“ heißt so viel wie Verbindung mit Gott. Doch wie kommen wir mit ihm in Verbindung? Wer ist Gott? Wie können wir uns ihn vorstellen?

Die Lesungen und das Evangelium dieses Sonntags helfen uns dabei, dass wir eine rechte Auffassung von Gott gewinnen. Gewiss: Gott ist unsichtbar und unbegreiflich, und doch hat er sich uns mitgeteilt in der Geschichte des Heiles.

Die Lesungen aus dem Buch Genesis sowie aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde von Kolossä zeigen uns die Heiligkeit und Vergebungsbereitschaft Gottes auf. Weil Gott ganz heilig ist, verträgt sich mit ihm keine Ungerechtigkeit. Er ist vielmehr der Anwalt jener, denen Unrecht geschieht. Auch wenn es in den Ohren vieler heute nicht mehr zeitgemäß klingt: Gott ist gerecht. Er belohnt das Gute und bestraft das Böse.

Freilich muss man all dies richtig verstehen, denn das leidenschaftliche Engagement des Herrn für die Heiligkeit seines Volkes hat mit Liebe zu tun! Als es Abraham unternimmt, mit Gott zu verhandeln, der aufgrund des Übermaßes der Sünden die Vernichtung von Sodom und Gomorra angekündigt hat, zeigt sich, dass Gott keineswegs den Untergang der schuldig gewordenen Menschen will. Selbst wenn sich nur zehn Gerechte in der Stadt finden, wird Gott sie um dieser willen nicht vernichten. Warum aber tut er dies? Er wartet, dass sich die Schuldigen bekehren und so das Heil erfahren.

In der neutestamentlichen Lesung aus dem Kolosserbrief weist Paulus darauf hin, dass der Sohn Gottes, Jesus Christus, gerade deshalb für uns am Kreuz gestorben ist, um uns von unseren Sünden zu erlösen und uns die Schuld zu vergeben. Bildhaft gesprochen: Der Schuldschein mit seinen Forderungen wurde durchgestrichen, Christus hat diesen Schuldschein sozusagen an sein Kreuz geheftet und ihn dadurch getilgt. Er, der Sohn Gottes, tritt aus Liebe an die Stelle der schuldig gewordenen Menschen und sühnt so unsere Schuld. Gott schenkt einen neuen Anfang!

Eben dies wird auch im Gebet des Vaterunser kundgetan, welches uns der Herr gelehrt hat und das wir täglich beten sollen. Ausdrücklich ist darin die Bitte um Vergebung enthalten: „Vergib uns unsere Schuld“. Zugleich heißt es: „wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ In der Fassung nach Lukas, die wir im Evangelium gehört haben, wird es folgendermaßen übersetzt: „Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist.“ Nur wer selber vergebungsbereit gegenüber dem Mitmenschen ist, darf auf die Vergebung Gottes hoffen. Oder auch anders gesagt: Wenn Gott uns vergibt, dann dürfen und sollen wir nicht kleinlich sein gegenüber jenen Menschen, die uns vielleicht Böses getan haben und die an uns schuldig geworden sind.

Dass all dies nicht einfach ist, wissen wir aus eigener Erfahrung: so mancher tut sich schwer mit bestimmten Menschen, und es gilt wohl auch, dass man gewisse Personen deshalb meidet, weil mit ihnen – wie es heißt – „nicht gut Kirschen essen“ ist. Da geht man dann einem eventuellen Ärger am liebsten von vornherein aus dem Weg. Und doch können wir nicht ohne Versöhnung leben! Wollten wir uns alle Unvollkommenheiten, Missverständnisse, ja auch Fehltritte und sogar Bosheiten für immer und ewig gegenseitig aufrechnen: wir kämen nicht zur Ruhe in diesem „Teufelskreis“! Da ist es wahrlich eine Botschaft der Erlösung und Befreiung, wenn Gott selbst uns durch seinen Sohn Jesus Christus aus diesem Zirkel der Vergeltung und der Rache herausholt. Gott schenkt uns und auch den Mitmenschen einen neuen Anfang! Das Alte ist vergangen. Der alte, sündige Mensch wurde mit Christus gleichsam gekreuzigt; wir leben als neue Menschen in der Einheit mit dem auferstandenen Herrn.

Gott hat sich den Menschen in seiner Allmacht, Gerechtigkeit und Liebe geoffenbart. Er möchte, dass auch wir mit ihm im Gebet in Verbindung treten. Wir dürfen ihn „Vater“ nennen, denn wir sind durch die heilige Taufe zu Kindern Gottes geworden. Unser täglicher Umgang mit Gott soll ganz vertraut sein. Wir brauchen nicht zu fürchten, dass wir Gott dem Herrn lästig fallen. Nein, im Gebet sollen wir alles Gute von ihm erbitten, und Gott der Vater wird uns in seinem Sohn den Heiligen Geist schenken, denn dieser ist der Lebensspender und der Ursprung aller guten Gaben.

Weil uns Gott in Jesus Christus als Mensch begegnet, ist ihm nichts Menschliches fremd. Er, der Heilige und Gerechte, hat Geduld mit uns Sündern. Er möchte unser Herz in seiner Liebe verwandeln. Immer wenn dies geschieht, ist uns das Reich Gottes nahe.

Wir wollen die Heiligen des Himmels um ihre Fürbitte anrufen, in besonderer Weise die selige Jungfrau und Gottesmutter Maria. Gott liebt uns, und er meint es gut mit uns; schenken auch wir ihm unser ganzes Vertrauen. Dann kehren Liebe und Güte auch ein in das Leben der Menschen hier auf Erden. Amen.