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Predigt:

Herr, lehre uns beten!

17. Sonntag im Jahreskreis C (24.07.2022)

L1: Gen 18,20-32; L2: Kol 2,12-14; Ev: Lk 11,1-13


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Jünger Jesu waren beeindruckt davon, wie Jesus betete. Er tat dies teilweise mit Worten in Gegenwart seiner Jünger, aber auch allein in der Stille. Immer wieder zog sich unser Herr in die Einsamkeit zurück, um beispielsweise auf einen Berg zu gehen und dort zu beten!

Von daher lässt sich der Wunsch der Jünger nachvollziehen, Jesus möge sie beten lehren. Als gläubige Juden waren die Jünger bereits mit dem Psalmengebet vertraut. Sie kannten auch viele andere Formen des Betens. Und doch spürten und ahnten sie: Wir müssen Jesus fragen; er kann uns ein Lehrmeister sein und uns sagen, wie wir in rechter Weise beten sollen.

Und dann wurde ihnen von Jesus das „Vaterunser“ vorgelegt, welches auch unser Grundgebet ist. In diesem einfachen, aber doch tiefen Gebet ist im Wesentlichen alles enthalten, was wir Gott sagen wollen und dürfen. Vertrauen und Hinwendung zu Gott drückt sich aus, den wir „Vater“ nennen dürfen. Wir lobpreisen Gott und beten ihn an; wir beten, dass sein Name überall verherrlicht werde. Das heißt auch, dass die Taten Gottes überall bekannt werden und die Menschen zum Glauben an Gott finden. Das Reich Gottes möge kommen: diese Bitte bringt zum Ausdruck, dass das Himmelreich bereits anwesend ist in den Herzen jener Menschen, die glauben, hoffen und lieben. Es möge sich aber auch denen zeigen, die noch nicht glauben, und es soll sich einst in seiner Vollendung offenbaren.

Der Wille Gottes möge geschehen: Hier geht es darum, dass wir uns bewusst einlassen auf das, was Gott in seiner Weisheit und Liebe verfügt hat. Der liebende Gehorsam gegenüber Gott setzt unsere Freiheit voraus und hebt sie nicht auf. Wir beten um das tägliche Brot, das heißt um alles Lebensnotwendige. Wir bitten Gott um Vergebung unserer Schuld, und zugleich bekunden wir die Bereitschaft, den Mitmenschen zu vergeben, wenn sie an uns schuldig geworden sind. Gott möge uns von allem Bösen erlösen: auch diese Bitte ist wichtig, denn in dieser Welt sind wir stets von der Sünde und dem Bösen bedroht. Der Sohn Gottes aber hat uns erlöst durch sein Leiden und Sterben am Kreuz, und in seiner Auferstehung empfangen auch wir das ewige, göttliche Leben.

Jesus fügt dann noch einige Unterweisungen hinzu, in denen er ausführt, dass wir vertrauensvoll beten sollen. Das Bittgebet soll von Herzen kommen; es erreicht das Herz Gottes auch dann, wir unmittelbar nichts spüren oder meinen, wir würden nicht erhört. Kein Gebet aus einem aufrichtigen Herzen ist umsonst!

Wenn wir beten, so tun wir dies als einzelne, aber auch in Gemeinschaft. Gott ist unser aller Vater. Und diese Gemeinschaft schließt die Verstorbenen mit ein, die vielleicht noch im Fegefeuer der Läuterung bedürfen. Vor allem aber ist es die Gemeinschaft mit den Heiligen im Himmel, die mit uns beten und für uns beten, sodass wir Erhörung bei Gott dem Vater finden, wenn Jesus Christus als der Herr und Mittler für uns eintritt.

Wer regelmäßig betet, pflegt seine Gottesbeziehung. Ein solcher Mensch wird auch nicht auf Dauer bedrückt oder mutlos sein. Vielmehr wird ihm Kraft und Freude von Gott zuteil, und dies auch in schwierigen Lebenslagen. Vor allem ist es in diesen Tagen das Gebet um den Frieden, welches uns bewegt. Die Gottesmutter Maria und der heilige Josef mögen uns durch ihre Fürbitte helfen, dass Friede einkehre und der ungerechte Krieg ende: in der Ukraine, aber auch an vielen anderen Orten in dieser Welt. Möge das Reich Gottes in seiner Herrlichkeit sichtbar werden – dann werden auch die Menschen wieder zueinander finden! Amen.