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Predigt:

Feuer, Spaltung, Streit - was meint Jesus damit?

20. Sonntag im Jahreskreis C (18.08.2019)

L1: Jer 38,4-6.8-10; L2: Hebr 12,1-4; Ev: Lk 12,49-53


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Viel hängt davon ab, welches Bild wir von unserem Herrn Jesus Christus haben! Wie viele unterschiedliche Vorstellungen und Meinungen gibt es doch darüber, wer Jesus Christus war und ist. Auch die Zeitgenossen Jesu diskutierten schon darüber, ob er ein großer Prophet sei oder ein politischer Rebell oder vielleicht gar – wie er selber sagte – der Sohn Gottes und Messias.

Das Evangelium dieses Sonntags bringt neue Saiten zum Klingen, wenn wir die Worte Jesu hören. Es sind Worte, die fürs erste anstößig klingen und die wir eigentlich nicht erwarten würden. Ist denn Jesus nicht ein Mann des Friedens und der Güte? Wie kann er da solche Worte verwenden, wie wir sie im Evangelium hören?

Er sagt beispielsweise, er sei gekommen, um Feuer auf die Erde zu bringen, und er wolle, dass es schon brennen würde. Das Feuer ist ein mächtiges Element; wir brauchen es alle, und doch kann es in seiner Urgewalt auch Unheil stiften. Provokant gefragt: Ist Jesus vielleicht gar ein geistiger Brandstifter? Müsste er da nicht, wenn er heute leben würde, vom „Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung“ überwacht und kontrolliert werden?

Und dann legt Jesus noch nach: Anstatt seine Zuhörer zu beruhigen und zu sagen, so ernst und schlimm sei es doch nicht gemeint, spricht er anstatt vom Frieden von der Spaltung, die er auf die Erde bringen werde! Es werde Entzweiung und Streit selbst unter den nächsten Angehörigen geben, weil die einen zu ihm halten und die anderen dagegen sind. Ja, ist das wirklich notwendig? Leidet denn das Himmelreich wirklich Gewalt?

Wie hat Jesus seine Worte gemeint? Worauf will er hinaus? Dasselbe Evangelium enthält einen wichtigen Hinweis: Jesus spricht nämlich von einer „Taufe“, mit welcher er getauft werden müsse; er sei bedrängt, solange sie noch nicht vollzogen sei. Diese Taufe aber ist ein bildhafter Hinweis auf das bevorstehende Leiden und Sterben des Herrn, also auf seinen Tod am Kreuz. Und wenn wir die Worte Jesu vom Feuer sowie von der Spaltung und Zwietracht in diesem Zusammenhang lesen, dann wird es klar, worauf er hinauswill:

Es geht ja um die Nachfolge Christi, um die liebende Verbundenheit mit ihm auch in Zeiten der Bedrängnis. Der Jünger steht nicht über seinem Meister. So wie Jesus verfolgt wurde, werden immer wieder auch die Christen verfolgt werden. Es wird Unverständnis geben und mitunter auch Entzweiung im engsten Familienkreis. Und doch ist Jesus kein Gewalttäter – im Gegenteil! Gerade in seinem Tod am Kreuz verzichtet er darauf, sich mit irdischen Machtmitteln gegen seine Feinde durchzusetzen. Er betet sogar für diejenigen, die ihn verfolgen und töten! Seine Botschaft lautet Liebe und Verzeihung. Er ist auch kein Aufrührer und Revolutionär, kein religiös motivierter Terrorist, der das Leben anderer gefährdet und ihre Häuser in Brand steckt. Jesus Christus ist vielmehr die menschgewordene Liebe Gottes, die sich in ihrer Echtheit und Unbedingtheit dadurch erweist, dass sie bis zum Tod geht.

Der Kalvarienberg in Niederranna, wo wir an diesem Sonntag die heilige Messe feiern, gibt Zeugnis für diese Wahrheit!

Ja, Christus möchte die Menschen zusammenführen in der Wahrheit und Liebe, und nur weil es in dieser Welt auch die Lüge gibt und die Gewalt, begegnet den Jüngern Jesu oft auch Ablehnung und gibt es Unfrieden und Spaltung.

Folgen wir also dem Herrn nach auf seinem Weg bis unter das Kreuz, und bleiben wir dort in Liebe stehen wie Johannes, der Jünger Jesu, und wie Maria, die Mutter Jesu, sowie die anderen gläubigen Frauen. Vom Kreuz herab empfangen wir das Heil, und der Tod Christi mündet nach drei Tagen in seine Auferstehung!

Ewiges Leben ist auch uns geschenkt und verheißen. So bekennen wir uns in Freude zu unserem Herrn, der uns das Heil geschenkt hat durch seinen Tod und seine Auferstehung. Amen.