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Predigt:

Wir stehen in Ehrfurcht vor Gottes guter Schöpfung

22. Sonntag im Jahreskreis C (01.09.2019)

L1: Sir 3,17-18.20.28-29; L2: Hebr 12,18-19.22-24a; Ev: Lk 14,1.7-14


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Gottes gute Schöpfung ist bedroht! Umso mehr ist es uns Christen ein Anliegen, Gott die Ehre zu geben für das Wunder seiner Schöpfung. Zugleich sind wir aufgerufen, uns für den Erhalt der Natur und all der Lebewesen einzusetzen. Wir befinden uns – und dies ist ein ökumenisches Anliegen aller christlichen Kirchen und Gemeinschaften – in der „Schöpfungszeit“, welche vom 1. September bis zum 4. Oktober dauert.

Papst Franziskus hat als Gebetsmeinung für den Monat September das Anliegen formuliert, es gehe „um den Schutz der Ozeane: dass Politiker, Wissenschaftler und Ökonomen zusammenarbeiten, um die Weltmeere und Ozeane zu schützen.“

Dem modernen Menschen, der auf Wissenschaft und Technik baut, ist es vielfach verlorengegangen, sich einfach an der Schönheit der Natur zu freuen und gleichsam mit einem interesselosen Wohlgefallen die Ordnungszusammenhänge wahrzunehmen, die von Gott dem Schöpfer in die Natur eingestiftet sind. Was hingegen für viele ein Ziel ist, das ist die Beherrschung der Natur und ihre Unterwerfung. Die belebte und unbelebte Materie gilt dann nur mehr als Material, das wir beliebig formen und manipulieren können – entsprechend dem uns zugänglichen Wissen und den technischen Fähigkeiten.

Zugegebenermaßen hat die Naturwissenschaft und die Technik viel erreicht und großartige Erfindungen für den Menschen bereit gestellt. Und doch hängen Segen oder Fluch der Technik und der Naturwissenschaften insgesamt davon ab, ob wir uns als Menschen eine Haltung der Ehrfurcht und des Respekts vor Gottes guter Schöpfung bewahren oder ob wir am liebsten gleich an die Stelle Gottes treten würden und die Welt unserer Willkür und Manipulation unterwerfen wollen.

Das Haus des Lebens ist ein einziges, und es ist unteilbar. So wie wir die Natur um uns behandeln, so behandeln wir auch die Menschen. Die Ökologie ist immer auch Humanökologie. Es geht um die Erhaltung der Schöpfung als ganzer und um eine Wissenschaft und Technik, die sich in den Dienst der Erhaltung und Entfaltung des Lebens stellt und nicht zum Erfüllungsgehilfen einer „Kultur des Todes“ macht.

Von daher verstehen wir die Warnungen der Heiligen Schrift in der Lesung aus dem Buch Jesus Sirach vor jener „Pflanze der Bosheit“, welche im Herzen eines Hochmütigen Wurzel geschlagen hat. Ein solcher Mensch kreist nur um sich selbst und anerkennt keinen anderen Maßstab als seine eigenen Vorstellungen und Pläne. Der hochmütige Mensch ist nicht bereit, das Gute vorbehaltlos und mit Freude anzuerkennen, welches er in der Natur und bei den anderen Menschen vorfindet. Statt dessen sinnt er danach, seine Macht in der Demütigung anderer auszuüben.

Wer hingegen demütig vor Gott und den Menschen ist, der gewinnt wahre Weisheit. Die Freude an Gott ist seine Stärke, und dieser Mensch darf auf die Hilfe Gottes bauen. Denn Gott steht auf der Seite der ungerecht Bedrückten, der Armen und Misshandelten. Er hört auf das Schreien seiner Kinder – und er hört auch den Schrei der Schöpfung, wenn der Mensch in unvorstellbarer Überheblichkeit das Werk der Zerstörung der Natur betreibt.

Um die rechte Selbsteinschätzung geht es auch im Evangelium. Unser Herr Jesus Christus führt das Beispiel eines Gastmahles an, und er rät zur Bescheidenheit. „Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Lk 14,11).

Ein leuchtendes Beispiel der Demut gibt uns die heilige Gottesmutter Maria. Obwohl sie vom Engel als die Jungfrau „voll der Gnade“ begrüßt wird, erschrickt sie angesichts dieses Grußes. Ihr Herz ist in Gott verankert, und so preist sie den Herrn für all das Große, das er an ihr getan hat. Sie selber aber will nichts anderes sein als die „Magd des Herrn“. Diese Bezeichnung ist keine Abwertung, sondern wird zu einem Ehrentitel der Gottesmutter, da Jesus selbst sich auch als „Knecht Gottes“ versteht, der gekommen ist, um zu dienen und nicht um zu herrschen.

Wenn wir an der Hand der Gottesmutter Maria sozusagen in die Schule Jesu gehen, dann werden wir lernen, dass er sanftmütig und demütig ist von Herzen (vgl. Mt 11,29). Gott möge unser Herz nach dem Herzen Jesu und Mariens bilden. Dann kehrt Friede ein, und die Ehrfurcht vor Gottes guter Schöpfung leitet uns. Wir werden dann in Dankbarkeit einen guten Gebrauch machen von all dem, was uns zur Verfügung steht. Zugleich aber werden wir unsere Verantwortung gegenüber den Notleidenden und Armen wahrnehmen, und es wird uns auch die Sorge für die nachfolgenden Generationen leiten, indem wir ihnen eine Erde überlassen, die für unsere Kinder und Enkelkinder noch lebenswert ist.

Weil wir an Gott glauben und auf ihn hoffen, deshalb dürfen wir uns freuen, dass wir – wie es in der Lesung aus dem Hebräerbrief heißt – „zum Berg Zion hinzugetreten“ sind, „zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem“ (Hebr 12,22).

Ja, einmal wird Gott in seiner Liebe alles vollenden, was er geschaffen hat, und in seinem ewigen Reich jubeln Himmel und Erde über all das Große, das Gott an uns allen getan hat. Amen.