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Predigt:

Das Erbarmen des Herrn will ich preisen

24. Sonntag im Jahreskreis C (11.09.2022)

L1: Ex 32,7-11.13-14; L2: 1 Tim 1,12-17; Ev: Lk 15,1-32


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Texte der Lesungen und des Evangeliums dieses 24. Sonntags im Jahreskreis C künden von Gottes Barmherzigkeit! Manche verstehen dies falsch und sagen: Wenn Gott seinem Wesen nach Barmherzigkeit ist, dann brauchen wir uns nicht mehr um seine Gebote zu kümmern; denn er vergibt ohnehin alle Sünden. Diese Auffassung ist grundfalsch.

Denn gerade angesichts dessen, dass wir begreifen, wie furchtbar die Sünde als Trennung von Gott ist, wird erst das Übermaß des göttlichen Erbarmens sichtbar, das er uns in seinem Sohn Jesus Christus schenkt und eröffnet. Vergessen wir nicht: Um die Sünde und den Tod und alles Böse zu überwinden, ist der menschgewordene Sohn Gottes für uns am Kreuz gestorben. Er hat sein Blut für uns vergossen, sein Leben für uns hingegeben. Auf diese Weise hat er uns seine Liebe offenbart, die grenzenlos ist, um den Sündern die Umkehr zu ermöglichen und sie wieder mit Gott zu versöhnen. Denn Gott hat einen jeden Menschen dazu erschaffen, das Heil zu erlangen. Zugleich aber achtet Gott unsere Freiheit, und diese lässt es zu, dass wir uns für das Böse und somit gegen Gott entscheiden. Weil unser Leben aber aus vielen Entscheidungen besteht, ist es nie zu spät, solange wir auf Erden leben, dass wir umkehren zu Gott: Er wartet auf uns so wie der barmherzige Vater auf den verlorenen Sohn im Gleichnis des Evangeliums!

Die alttestamentliche Lesung aus dem Buch Exodus zeigt auf, wie rasch das Volk der Israeliten Gott untreu geworden ist, nachdem es durch Mose vom Berg Sinai das Gesetz Gottes empfangen hatte. Gott hatte dem Volk bisher nur Wohltaten erwiesen und es sicher durch das Rote Meer und die Wüste geleitet. Er hatte dieses störrische Volk aus der Knechtschaft der Ägypter befreit, und doch wandte sich das Herz der Menschen rasch wieder ab von Gott, und sie machten sich ein Kalb als Götzenbild. Es ist ergreifend, wie Mose fürbittend eintritt für das Volk Israel. Es hat das Erbarmen Gottes nicht verdient, und doch lässt Gott ab von seinem Zorn, in welchem er das Volk vernichten will (so das gewaltige Sprachbild in der Heiligen Schrift). Um des Mose willen, der als Gerechter gilt und für sein Volk eintritt, erbarmt sich Gott dieses Volkes! Angewandt auf das Neue Testament ist es dann Jesus Christus selbst, der als der neue Mose fürbittend vor den Vater im Himmel tritt, um das Erbarmen Gottes auf uns alle herabzurufen.

Die neutestamentliche Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an Timotheus erinnert die Adressaten an den Werdegang des Paulus, der als Saulus die Christen verfolgt hatte. Gott aber hat sich seiner erbarmt und ihn die Wahrheit von der Erlösung in Jesus Christus erkennen lassen. Die frohe Botschaft ist klar: „Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Von ihnen bin ich der Erste.“ (1 Tim 1,15bc). In dieses Erbarmen sind auch wir alle eingeschlossen. Die Voraussetzung ist allerdings die Demut des Herzens, sodass sich der Mensch nicht selbst überhebt und nicht sagt, er sei ohnehin ohne Sünde. Wir alle bedürfen der Erlösung durch Gott, die er uns tatsächlich schenkt in seinem Sohn Jesus Christus.

Als übergroß wird dann im Evangelium die Freude bestimmter Menschen geschildert, welche in den Gleichnissen auf die Freude Gottes verweist, wenn ein Sünder umkehrt. Der Hirte lässt lieber die 99 Schafe in der Wüste zurück und geht dem verlorenen Schaf nach, bis er es findet. Im Himmel herrscht mehr Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über 99 Gerechte, die meinen, sie hätten keine Umkehr nötig.

Auch die Frau, welche eine Drachme verloren hat, diese sucht und wiederfindet, ist ein Bild für das Auffinden eines verloren geglaubten Menschen, der wieder in die Gemeinschaft mit Gott eintreten darf.

Und dann ist uns allen das Gleichnis vom barmherzigen Vater und den beiden Söhnen bekannt! Die Geduld dieses Vaters mit einem jeden seiner Söhne ist bewundernswert. Vielleicht fragt jemand kritisch, wieso sich dieser Vater von seinem Sohn, der das Erbe verlangt, so ausnutzen lässt. Die Antwort kann nur sein: Der Vater liebt den Sohn und will sein Bestes, respektiert aber zugleich seine Freiheit. Und nachdem der Sohn dann buchstäblich bei den Schweinen landet und sie um deren Futter beneidet, geht er in sich und kehrt um. Übergroß ist die Freude des Vaters, der ihm alles vergibt und ihn in seine Sohnesrechte wieder einsetzt. Nur der ältere Sohn ist neidig. Dies zeigt, dass auch er umkehren soll. Nur dann wird er teilhaben an der Freude des Vaters, welcher ein Bild ist für den barmherzigen Gott.

Wir alle und jeder einzelne von uns ist eingeladen, jeden Tag neu das Erbarmen Gottes anzunehmen, und wir sollen Gott auch für unsere Mitmenschen betend anrufen, dass ihnen dieses Erbarmen zuteil werde. Die Gottesmutter Maria hat 1917 bei ihrer Erscheinung vor drei Hirtenkindern in Fatima dazu aufgerufen, den Rosenkranz zu beten. In besonderer Weise solle dies geschehen für die Bekehrung der Sünder und um den Frieden in der Welt.

Überall dort, wo der Mensch mit Gott versöhnt ist, kehrt der wahre Friede ins Herz ein. Dieser Friede setzt sich fort in den mitmenschlichen Beziehungen. Der Friede, den Gott schenkt, gilt der ganzen Schöpfung, die uns von Gott anvertraut ist und für die wir mit verantwortlich sind. Amen.