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Predigt:

Die erlösende Kraft der Wunden Christi

2. Sonntag der Osterzeit C (24.04.2022)

L1: Apg 5,12-16; L2: Offb 1,9-11a.12-13.17-19; Ev: Joh 20,19-31


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der „Weiße Sonntag“ bildet den Abschluss der Osteroktav. Er wird auch „Sonntag der Barmherzigkeit“ genannt.

In der Auferstehung seines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, hat Gott uns die Fülle seines Erbarmens gezeigt und geoffenbart. Die Kirche hat sich von Anfang an in den Sakramenten der Taufe und der Buße auf dieses göttliche Erbarmen bezogen. Wenn der Sohn Gottes selbst am Kreuz sein Blut für uns alle vergossen hat, dann ist damit ein unendlich wertvoller Lösepreis für unsere Schuld bezahlt.

Wir werden in der heiligen Taufe von der Erbschuld befreit; wenn Erwachsene getauft werden, dann empfangen sie auch die Vergebung aller übrigen Sünden.

Für alle jene, die nach dem Empfang der Taufe wieder in Sünde fallen, ist uns das Bußsakrament geschenkt. In der heiligen Beichte bekennen wir unsere Sünden und empfangen durch die priesterliche Lossprechung die Vergebung der Sünden von Gott. Wer sich bemüht, regelmäßig zu beichten, tut dies im Vertrauen auf die Liebe Gottes. Die Gnade des Sakramentes ermöglicht einen Neubeginn im Guten. Wir werden in der Taufunschuld wiederhergestellt, sofern wir diese durch eine Todsünde verloren haben. Doch auch bei lässlichen Sünden ist dieses Sakrament ein Geschenk der Vergebung. Vielleicht sollten wir dieses Sakrament wieder neu entdecken: nicht weil wir beichten müssen, sondern weil wir selber spüren, wie kostbar das Geschenk der sakramentalen Vergebung ist, das uns der Priester im Namen Christi zuspricht.

Im Abendmahlssaal sprach der auferstandene Herr die Worte an die Apostel: „Empfangt den Heiligen Geist!“ Und dann gab er ihnen sowie ihren Nachfolgern im Bischofs- und Priesteramt die Vollmacht zur Sündenvergebung.

Auferstehung bedeutet dann auch, dass wir mit Christus ein neues Leben führen dürfen. Wir sind nicht länger festgelegt auf unsere sündige Vergangenheit; unser Leben ist mit Christus neu geworden. Wir erwarten die Vollendung im Himmel und hoffen einmal Anteil an der Auferstehung des Herrn zu erlangen. Wie das genau sein wird, wissen wir allerdings nicht. Wir vertrauen auf die Worte des Herrn, auf seine Verheißung ewigen und seligen Lebens.

Ein Apostel fehlte bei der Erscheinung des Herrn an die übrigen Apostel. Es war Thomas. Er weigerte sich zu glauben, bis ihm der Herr persönlich erschienen sei. Doch als dies geschah, da wurde Thomas zu einem besonderen Zeugen der Auferstehung Christi. Er bekannte Jesus als „Herrn und Gott“.

Thomas sah jetzt tiefer: Zwar hatte er den auferstandenen Herrn anfassen und berühren dürfen, doch die verklärten Wundmale des Herrn hatten ihm das Herz geöffnet für den Glauben an die verborgene Liebe unseres Gottes.

Auch wir sollen lernen, tiefer zu sehen. Mit dem Apostel Thomas gilt es die Wunden Jesu zu entdecken. Sie begegnen uns auch dort, wo Menschen in vielfältiger Form leiden müssen, sei es körperlich oder auch seelisch. Wenn wir mithelfen dürfen, solche Wunden zu heilen, so ist dies ein Dienst der Barmherzigkeit. Hier zeigt sich die Kraft des Erlösungsopfers Christi und seiner Auferstehung.

Auch unsere eigenen Wunden dürfen wir dem Erlöser anvertrauen. Wenn er uns heilt, dann werden die ursprünglichen Wunden zu unseren Stärken. Sie sind dann Zeichen der Erlösung. Die Kraft der erlösenden Liebe Christi zeigt sich darin, dass wir vom Herrn angenommen werden, auch wenn wir schwach und armselig sein. Er bekleidet uns mit dem Gewand der Unsterblichkeit und will uns einst im Himmelreich in der Herrlichkeit des erlösten und verklärten Leibes vollenden. Amen.