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Predigt:

Das Gebet um den Frieden

4. Fastensonntag C (27.03.2022)

L1: Jos 5,9a.10-12; L2: 2 Kor 5,17-21; Ev: Lk 15,1-3.11-32


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wir alle sehnen uns nach Frieden. Angesichts des Krieges in der Ukraine, der nun schon einen Monat andauert, wird diese Sehnsucht zu einer flehentlichen Bitte an Gott, der uns erhören und einen gerechten und dauerhaften Frieden schenken möge!

Papst Franziskus hat die Menschen in aller Welt aufgerufen, für den Frieden zu beten. Weil der Unfriede, die Spaltung, die Sünde ihren Ursprung im menschlichen Herzen haben, bedarf es der Erneuerung und Verwandlung des Herzens. Dies kann Gottes Heiliger Geist bewirken, wenn wir ihn anrufen.

Der Heilige Vater hat das Hochfest der Verkündigung des Herrn an Maria zum Anlass genommen, die Menschheit und die Kirche insgesamt – mit besonderer und ausdrücklicher Erwähnung Russlands und der Ukraine dem Unbefleckten Herzen der Gottesmutter Maria anzuvertrauen, also zu weihen. Das mütterliche Herz Mariens ist ganz heilig von Anfang an; kein Makel der Sünde findet sich in diesem Herzen. Wenn wir uns Maria anvertrauen, dann führt sie uns hin zu ihrem Sohn Jesus Christus, und dieser kann unser Herz mit seiner Gnade verwandeln. Er ist der Erlöser; er hat uns, die wir gesündigt hatten, mit Gott versöhnt. Und so soll sich diese Versöhnung auch unter den Menschen auswirken, indem wieder Friede einkehrt und ein Zusammenleben zum Wohl aller auf der Grundlage gegenseitiger Achtung möglich wird.

Die Texte der Heiligen Schrift, die wir in den Lesungen und im Evangelium dieses Sonntags hören, wollen uns ermutigen, bei Gott dem Herrn Zuflucht zu suchen. In der Lesung aus dem Buch Josua wird davon berichtet, wie das von Gott erwählte Volk Israel ins Gelobte Land gelangt ist. 40 Jahre waren sie in der Wüste umhergewandert, bis es ihnen endlich vergönnt war, das Land Kanaan in Besitz zu nehmen. Uns, die wir als Pilger auf Erden unterwegs sind zu unserem endgültigen Ziel im Himmel, kann und soll diese Lesung Hoffnung vermitteln: Denn Gott ist treu; er steht zu seinem Wort. Was er verheißt, wird er erfüllen.

In der Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth wird die Versöhnung mit Gott hervorgehoben, die uns Menschen in Christus geschenkt worden ist. Gott wollte einer von uns werden: Er, der Sündenlose, hat die Schuld von uns allen auf sich genommen, um uns mit dem himmlischen Vater zu versöhnen. So können auch wir einander vergeben und werden befreit von allem, was uns niederdrückt. Die neue Schöpfung in Christus ist bereits Wirklichkeit; sie wird dann offenbar werden, wenn Christus der Herr in Herrlichkeit wiederkommt am Ende der Tage, um zu richten die Lebenden und die Toten.

Gut bekannt ist uns schließlich das Evangelium vom verlorenen Sohn und dem barmherzigen Vater. Dabei sollten wir den zweiten Sohn nicht übersehen, der im Gegensatz zum ersten als gut und untadelig gilt. Doch gerade dieser Sohn kann sich nicht wirklich freuen, als sein Bruder heimkehrt. Der scheinbar gute Sohn hat den anderen bereit abgeschrieben und vergönnt ihm die Wiederaufnahme durch den Vater nicht wirklich. Hier zeigt sich, dass vielleicht im Herzen des zuhause gebliebenen Sohnes mehr im Argen liegt als beim heimgekehrten Sohn. Denn der reumütige Heimkehrer hat seine Schuld eingesehen, sich verdemütigt und den Vater um Verzeihung gebeten. Diese wurde ihm auch reichlich gewährt. Der zuhause gebliebene Sohn wähnt sich selber besser, er ist zu echter Schuldeinsicht noch nicht fähig und steht lieber abseits, als sich mit dem Heimkehrer zu freuen. Sein Groll macht ihm das eigene Leben schwer; er kann es nicht verstehen, dass es Vergebung und einen Neubeginn für seinen Bruder gibt, der zuerst alles verprasst hat.

Wie so oft möchte Jesus seine Zuhörer aufrütteln und zum Nachdenken bringen! Gerade auch die Guten, die sich selber keiner offensichtlichen Verfehlungen schuldig gemacht haben, sollen nicht in Selbstsicherheit verharren.

Vielleicht ist das der Weg zum Frieden in der Ukraine: Angesichts des unvorstellbaren Leids, welches der Angriffskrieg Russlands verursacht hat, wäre es höchst an der Zeit, das Blutvergießen zu beenden und einen Weg des Neubeginns in Frieden und Gerechtigkeit zu beschreiten. Da dies aber zur Zeit menschlich gesprochen unmöglich erscheint, nehmen wir in besonderer Weise Zuflucht zum Gebet und rufen die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef an. Der göttlichen Vorsehung entgleitet nichts; so sind wir voll Hoffnung, dass Gott der Herr das Bitten und Flehen so vieler Menschen um Frieden erhört! Amen.