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Predigt:

Bekehrung durch Gottes Liebe

5. Fastensonntag C (03.04.2022)

L1: Jes 43,16-21; L2: Phil 3,8-14; Ev: Joh 8,1-11


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der fünfte Fastensonntag führt uns näher heran an die Karwoche und das Osterfest. Als Glaubende sind wir auf dem Weg. Dabei begleitet uns Gott in seiner Liebe.

Wer sich einlässt auf Gottes Wort und Verheißung, der vertraut ihm bedingungslos. Bekehrung bedeutet sich abzuwenden von dem, was früher war, wo wir noch verstrickt waren in das Böse, und sich mit frohem Mut Gott dem Herrn zuzuwenden. Gott lenkt die Geschichte seines Volkes und aller Menschen, die auf ihn vertrauen. Er verheißt uns neues Leben und schenkt uns in seinem Reich eine neue Zukunft, die sich vollenden wird in der ewigen Herrlichkeit des Himmels.

In diesem Sinn wird in allen drei Schrifttexten dieses Sonntags diese Hinwendung zu Gott angesprochen – dieser Ausblick, diese Erwartung des Neuen, des Kommenden, welches Gott bewirkt. Wir sind nicht festgelegt auf unsere Vergangenheit, sondern Gott ist der Erlöser auch unserer persönlichen Lebensgeschichte. Er kann und wird Wunden heilen und ein Leben in Fülle schenken.

Die alttestamentliche Lesung aus dem Buch Jesaja blickt einerseits zurück auf das Vergangene: Das Volk Israel wurde von Gott unter der Leitung des Mose aus der Knechtschaft der Ägypter befreit und unbeschadet durch das Rote Meer geführt. Nun aber soll dieses Volk in die Zukunft schauen, die ihm von Gott verheißen ist. „Siehe, nun mache ich etwas Neues“ (Jes 49,19a), spricht Gott durch den Propheten zu seinem Volk. Leben mit Gott ist allen in Aussicht gestellt, die Gott ehren, ihn lieben und auf seine Gebote achten. So wird dieses Volk den Ruhm Gottes verkünden (vgl. Jes 49,21).

Die neutestamentliche Lesung ist dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philippi entnommen. Und gerade hier wird diese doppelte Sichtweise deutlich: Der an Christus Glaubende nimmt Abschied vom Bisherigen und erachtet es gleichsam „für Unrat, um Christus zu gewinnen und in ihm erfunden zu werden“ (Phil 3,8b). Es geht um ein Sich-Ergreifen-Lassen von Gottes rettender Macht, um so verwandelt zu werden in die Gestalt der Herrlichkeit, die uns verheißen ist. So spricht der Apostel davon, dass er vergisst, was hinter ihm liegt; er streckt sich aus nach dem, was vor ihm ist (vgl. Phil 3,13b).

Das Evangelium nach Johannes erzählte eine Bekehrungsgeschichte besonderer Art. Beinahe wäre es nämlich zur Steinigung jener Frau gekommen, die – wie es heißt – als Ehebrecherin auf frischer Tat überführt worden war (vgl. Joh 8,3). Die selbstgerechten Ankläger dieser Frau verlangen ihren Tod und ziehen Jesus mit hinein, von dem sie doch wissen, wie gnädig er zu den Sündern ist, die vertrauensvoll zu ihm kommen. Nicht nur die Frau ist in einer Falle, aus der sie nicht mehr entkommen kann, wie man meint, sondern auch Jesus wird vor eine Alternative gestellt, die für ihn nur bedeuten kann, dass man ihn anklagt: Würde er die Frau ebenso verurteilen wie ihre Ankläger, dann heißt es, er sei hartherzig; würde er sie einfach freisprechen, dann meinen manche, er heiße den Ehebruch gut. Jesus tut keines von beiden. Zuerst setzt er auf Zeit, indem er etwas mit dem Finger auf die Erde schreibt. So beruhigen sich die Gemüter und richten ihre Aufmerksamkeit auf ihn, bis er endlich etwas sagt. Es ist nur ein Satz, doch dieser trifft alle: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie“ (Joh 8,7b). In Nachdenklichkeit und Beschämung verlässt einer nach dem anderen den Ort. Zuletzt bleibt die Frau mit Jesus allein, und er fragt, ob sie denn keiner verurteilt habe. Nein, keiner! Darauf folgen die für die Frau und ihr künftiges Leben entscheidenden Worte Jesu: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Joh 8,11).

Auf diese Weise berührt unser Herr auf tiefste Weise das Herz dieser innerlich verletzten Frau, die weiß, was sie getan hat. Sie wird in ihrer Not vom Sohn Gottes nicht zurückgewiesen, sondern erfährt Vergebung. Vergebung heißt jedoch nicht, dass die Tat, die sie begangen hat, gutgeheißen wird. Vergebung ermöglicht einen Neubeginn in wahrer Heiligkeit und Gerechtigkeit. Sie wird nicht weiterhin die Ehe brechen. Sie hat nun die Kraft zum Guten erhalten. Die Worte Jesu sind ermutigend und befreiend und eröffnen eine gute Zukunft für die Frau: „Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Joh 8,11b).

Brauchen nicht auch wir immer wieder diesen göttlichen Zuspruch? Er wird uns durch den Dienst des Priesters im Sakrament der Buße zuteil. Die Neuausrichtung des Herzens auf Gott hin trägt gute Früchte; wir können die Altlasten ablegen und uns Gott und den Mitmenschen in der Freiheit der Liebe zuwenden. Dass uns dieses neue Herz geschenkt wird, welches fähig ist zu Glaube, Hoffnung und Liebe, wollen wir Gott den Herrn bitten und uns dabei dem Unbefleckten Herzen der Gottesmutter anempfehlen und weihen, wie es Papst Franziskus vor einer Woche für die Völker Russlands und der Ukraine und die Menschen der ganzen Welt getan hat. Amen.