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Predigt:

Der wahre Friede kommt von Gott

6. Sonntag der Osterzeit C (26.05.2019)

L1: Apg 15,1-2.22-29; L2: Offb 21,10-14.22-23; Ev: Joh 14,23-29


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das Geschenk des auferstandenen Herrn Jesus Christus an seine Jünger ist der Friede. So verkündet er im heutigen Evangelium nach Johannes: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch.“ (Joh 14,27)

Von welcher Art jedoch ist dieser Friede, den der Herr den Seinen schenkt? Es ist ein Friede, der von Gott kommt und alle irdischen Friedenssehnsüchte und Friedensbemühungen übersteigt. Der Friede Christi beinhaltet die Fülle des Segens Gottes, die Teilnahme am Himmelreich schon hier auf Erden, die Verbundenheit mit Gott und den Menschen in Liebe. Die zweite Lesung aus der Offenbarung des Johannes stellt uns die Vollendung des himmlischen Jerusalem vor Augen. Wir gehen der ewigen Heimat entgegen, und hier auf Erden wird uns durch die Teilhabe am Frieden Christi ein Vorgeschmack des Kommenden geschenkt.

Wenn an diesem Sonntag Europawahlen stattfinden, dann darf zu jenem Anlass in Erinnerung gerufen werden, dass die europäische Einigung vor allem ein Friedensprojekt ist und sein soll. Nach dem 2. Weltkrieg ging es den Gründungsstaaten der „Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ darum, die gewaltsamen Konflikte zu überwinden und für eine friedliche Zukunft zu sorgen. Tatsächlich erlebt Europa seit dem Ende des 2. Weltkrieges – abgesehen vom Balkankrieg und anderen lokalen Konflikten – derzeit eine der längsten Friedensperioden seiner Geschichte. Dafür gilt es Gott dem Herrn zu danken, denn der wahre Friede ist nicht Menschenwerk, sondern ein Geschenk Gottes.

Genau hier liegt aber auch das Problem, dem wir uns gegenüber sehen: Wie vielen Menschen ist dies wirklich bewusst, dass wir uns den Frieden nicht selbst machen können, sondern dass wir uns seiner würdig erweisen müssen durch ein Leben, das auf Gott ausgerichtet ist und sich an seinen Geboten orientiert? Die Wurzeln Europas sind christlich; dazu kommt das Erbe des Judentums und der griechisch-römischen Kultur, die gegensätzlichen Impulse des Islam und der Einfluss der Aufklärung. Gerade in den letzten Jahrhunderten haben sich aber viele Menschen vom Glauben an Gott abgewandt und huldigen einem praktischen Materialismus, der sie nur noch auf das Irdische blicken und das Ewige vergessen lässt.

Daher müssen wir uns fragen: Wollen wir in Zukunft bloß auf unsere eigenen Kräfte bauen oder schauen wir aus nach dem Herrn, der uns seinen Frieden schenken will und den wir nicht von uns aus herstellen können? In diesem Sinn wollen wir beten und wirken und von unserem Wahlrecht Gebrauch machen. Unsere Bitte richtet sich an Gott den Herrn, dass er der Welt insgesamt und dem europäischen Kontinent sowie speziell unserem Heimatland die nötige Sicherheit und Stabilität schenkt, sodass ein dauerhafter Friede auf der Grundlage von Gerechtigkeit und Liebe Bestand haben kann.

Dabei rufen wir die Fürbitte der Gottesmutter Maria an. Sie verehren wir ja im Mai besonders, und in der Botschaft von Fatima hat sie die Welt ersucht, den Rosenkranz zu beten für die Bekehrung der Sünder und für den Frieden in der Welt.

Wir wissen nicht, wie die Zukunft aussieht. Die Heilige Schrift sagt viele Bedrängnisse und Verfolgungen voraus, die sich in der Geschichte tatsächlich immer wieder ereignet haben. Doch der Trost des Evangeliums lautet, dass uns Christus, der Herr, nicht verlässt. Er ist auferstanden und aufgefahren in den Himmel; doch im Heiligen Geist bleibt er bei seiner Kirche. So sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ (Joh 14,27).

Denn wer mit Gott verbunden ist in Glaube, Hoffnung und Liebe, der baut sein Leben auf ein gutes Fundament. Mitten in den Stürmen dieser Zeit und in allen Anfechtungen und Bedrängnissen dürfen wir die Gegenwart des Herrn erfahren und den Beistand des Heiligen Geistes. Dieser lehrt uns alles Nötige und erinnert uns an alles, was Jesus uns gesagt hat. Auf diese Weise sollen wir das ewige Heil in der Gemeinschaft mit Gott im Himmelreich erlangen. Amen.