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Predigt:

Einheit und Friede als Auftrag Christi

7. Sonntag der Osterzeit C (29.05.2022)

L1: Apg 7,55-60; L2: Offb 22,12-14.16-17.20; Ev: Joh 17,20-26


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der heutige siebte Sonntag der Osterzeit steht zwischen dem Hochfest Christi Himmelfahrt und Pfingsten. Christus, das Haupt der Kirche, ist bereits im Himmel. Wir als Glieder dieser Kirche leben noch auf Erden. Eine erwartungsvolle Spannung ist gegeben und wird auch in den Lesungen sowie im Evangelium dieses Sonntags erkennbar!

So darf der Diakon Stephanus unmittelbar vor seinem gewaltsamen Tod in den Himmel blicken, wie es die Lesung aus der Apostelgeschichte darstellt. Und Stephanus sieht, wie er selbst sagt, Christus zur Rechten des himmlischen Vaters stehen. Diese Aussage ist ein klares Bekenntnis zum Auferstandenen, der jetzt nach seiner Himmelfahrt als König herrscht! Jesus wird von Stephanus als Menschensohn bezeichnet, denn dies ist ein alter messianischer Titel. Stephanus will seinen Anklägern sagen, dass sie auf Jesus hören und an ihn glauben sollen. Denn in ihm erfüllt sich all das, was Gott dem auserwählten Volk im Alten Bund kundgetan hat. So viele Menschen haben in den vergangenen Jahrhunderten das Heil Gottes im kommenden Messias ersehnt, und nun ist dies alles Wirklichkeit geworden im gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus. Ja, Stephanus verkündet eine Frohbotschaft, und eigentlich sollten seine Zuhörer dankbar sein, dass er ihnen dies kundtut und sie zu Umkehr und Glauben einlädt. Die Reaktion seiner Verfolger und Ankläger zeigt freilich, dass sie dafür (noch) nicht bereit sind.

In der Lesung aus der Offenbarung des Johannes stellt sich unser Herr Jesus Christus als „das Alpha und das Omega“, als „der Erste und der Letzte“, als „der Anfang und das Ende“ vor (Offb 22,13). Wenn wir uns bewusst werden, wer Jesus Christus wirklich ist: nämlich der ewige Sohn Gottes, der Mensch geworden ist und der jetzt im Himmel auch als Mensch verherrlicht ist, dann können wir angesichts dieses Geheimnisses nur in dankbarer Freude und Anbetung niederfallen. Die Verheißung des verherrlichten Herrn lautet: „Siehe, ich komme bald und mit mir bringe ich den Lohn, und ich werde jedem geben, was seinem Werk entspricht“ (Offb 22,12). Der wiederkommende Herr wird hier zugleich als gerechter Richter, ja als Heiland und Seligmacher angekündigt. Christ sein heißt in Erwartung des Kommenden leben. Uns ist eine gute, ja selige Zukunft in Gott verheißen! Wir blicken nicht mehr zurück auf das Vergangene, sondern wir dürfen das Heil in Christus erwarten. Durch den Glauben und die heilige Taufe haben wir schon jetzt daran Anteil, denn wir heißen Kinder Gottes und sind es. Wir sind Erben des Himmels, und Gott will uns Anteil schenken, wie es in der Lesung heißt, „am Baum des Lebens“ (Offb 22,14) und am „Wasser des Lebens“ (Offb 22,17). Gott erfüllt die tiefste Sehnsucht des Menschen nach einem Leben in Fülle!

Das Evangelium nach Johannes lässt uns teilhaben an der liebevollen Sorge Jesu für die Seinen. Er selbst ist in seiner Auferstehung und Himmelfahrt heimgegangen zum Vater im Himmel. Dennoch bleibt er im Heiligen Geist unsichtbar bei ihnen. Es ist der Wille des himmlischen Vaters, dass alle Glaubenden eins sind in der Wahrheit und in der Liebe. Daran soll die „Welt“, d.h. übrigen Menschen, erkennen, dass Gott seinen Sohn in die Welt gesandt hat und er die an ihn Glaubenden beschützt und leitet.

Freilich wissen wir, wie schwach wir als Menschen sind und sehr wir darauf vergessen, dass uns Jesus das Geschenk des Friedens und der Einheit hinterlassen hat. Allzu schnell gibt es Missverständnisse und Zerwürfnisse, ohne ausreichend zu bedenken, dass viel verloren geht, wenn zum Beispiel in einer Familie der gute Geist des Miteinander abhanden kommt. Die christliche Antwort wird wohl die sein, dass wir einerseits unsere Schwachheit und Unvollkommenheit annehmen, dass wir uns aber andererseits deshalb nicht entmutigen lassen. Im Blick auf Jesus Christus, den Herrn, ist stets ein Neuanfang im Guten möglich! Und so können auch Menschen, die sich verfeindet haben, wieder zueinander finden. Ja, es ist sogar möglich, dass Kriege wieder enden und ein Friede unter gerechten Bedingungen gesucht und gefunden wird. Möglich wird es sein, wenn wir die Hilfe Gottes erbitten – in besonderer Weise empfehlen wir die Welt und alle Menschen insgesamt der Fürbitte der Gottesmutter Maria.  Papst Franziskus lädt ausdrücklich für den 31. Mai um 18 Uhr zum weltweiten Rosenkranzgebet um den Frieden ein! Amen.