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Predigt:

Das Geheimnis der dreifaltigen Liebe Gottes

Dreifaltigkeitssonntag C (12.06.2022)

L1: Spr 8,22-31; L2: Röm 5,1-5; Ev: Joh 16,12-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Einzigartig ist die Weisheit Gottes, von welcher in der Lesung aus dem Buch der Sprichwörter die Rede ist. Wenn der allmächtige Gott die Welt und alle Dinge und Lebewesen in ihr erschafft, dann leitet ihn seine Weisheit.

Die göttliche Ordnung ist eingeprägt in die ganze Schöpfung und in ihre Werke. So hat Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato sí“ herausgestellt, dass „die Gesamtheit des Universums mit seinen vielfältigen Beziehungen … am besten den unerschöpflichen Reichtum Gottes“ aufzeigt (Nr. 86). Die Größe, Ordnung und Schönheit dieser Welt als Schöpfung Gottes kündet uns von der Macht, Weisheit und Güte des Schöpfers.

Denn, wie der heilige Paulus im Römerbrief festhält, können alle Menschen kraft ihrer Vernunft Gott aus den Werken der Schöpfung erkennen: „Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit.“ (Röm 1,20).

In der Geschichte der Menschheit zeigt sich dies immer wieder: Es gibt praktisch kein einziges Volk, das völlig religionslos wäre. Alle Menschen haben irgendeine Vorstellung oder Ahnung von Gott oder vom Göttlichen, und wenn es mitunter krasse Irrtümer in der Auffassung des Göttlichen und Heiligen sind, so spricht dies nicht gegen die grundsätzliche Möglichkeit einer natürlichen Gotteserkenntnis.

Und doch müssen wir sagen: Wer Gott wirklich ist und was sein tiefstes Wesen ausmacht, das können wir mit unserer Vernunft nicht erkennen. Gott selbst musste es uns mitteilen, es uns offenbaren. Dies hat er im Alten Bund getan und dann in endgültiger Weise in seinem Sohn Jesus Christus, der den Neuen und Ewigen Bund begründet hat. Gott hat sich selbst ganz ausgesprochen in seinem ewigen Wort, und dieses Wort ist Fleisch geworden und hat uns im Heiligen Geist den himmlischen Vater offenbart. So zeigt sich uns Gott als der, welcher Liebe im höchsten Maß ist. Gott ist von Ewigkeit her in sich selbst nicht einsam, sondern im einen und einzigen göttlichen Wesen gibt es eine Gemeinschaft dreier göttlicher Personen – von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Diesen einen und wahren Gott beten wir an; diesen einen und wahren Gott bekennen wir im Glauben; von diesem einen und wahren Gott in drei göttlichen Personen erwarten wir unser Heil in der ewigen Vollendung des Himmelreiches!

Die Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom erinnert uns an das Geschenk des Heiligen Geistes, den wir empfangen haben, als wir durch den Glauben und die heilige Taufe Anteil erhielten am göttlichen Leben: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (Röm 5,5).

Ja, es ist kaum zu glauben, und dennoch ist es wahr: Der große und unendliche Gott kommt uns Menschen entgegen und ermöglicht uns in seinem Sohn Jesus Christus und in der Kraft des Heiligen Geistes die Teilnahme am göttlichen Leben. Gott wohnt in unserem Herzen! Er hat uns aus Liebe ins Dasein gerufen, und er beruft uns auch zur Liebe gemäß unserem Lebensstand. Einst aber sollen wir im Himmel die Freude der Anschauung Gottes erfahren, wo uns der eine und dreifaltige Gott unmittelbar begegnet in einer geistigen Schau, die zugleich die letzte Erfüllung unseres Menschseins darstellt. Nicht nur die unsterbliche Seele ist hier einbezogen, sondern auch der verklärte und verherrlichte Leib, sodass wir dem auferstandenen Herrn Jesus Christus gleichgestaltet werden und den dreifaltigen Gott in Ewigkeit preisen dürfen.

Wir bitten die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria um ihre Fürbitte beim dreifaltigen Gott: Der ewige Vater hat sie erwählt, im Heiligen Geist die menschliche Mutter seines Sohnes zu werden. Sie ist auch unsere geistliche Mutter und will uns hinführen zu jener unverlierbaren Gemeinschaft mit Gott, die uns für den Himmel verheißen ist. Amen.