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Predigt:

Heil’ges Kreuz, sei hochverehret!

Karfreitag C (19.04.2019)

L1: Jes 52,13-53,12; L2: Hebr 4,14-16 ; 5,7-9; Passions-Ev: Joh 18,1-19,42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Vor wenigen Tagen, am Abend des 15. April 2019, erreichten uns über das Fernsehen und das Internet spektakuläre Bilder aus Paris: der Dachstuhl der Kathedrale Notre-Dame stand lichterloh in Flammen! Viele waren in großer Sorge: Kann diese bedeutende Kirche noch ausreichend gesichert werden?

Am nächsten Tag wurde klar: Die Kathedrale als solche konnte gerettet werden. Nur wenig hätte gefehlt, und sie wäre ganz eingestürzt. Doch der Schaden ist groß. Und ein Blick in das Innere der Kirche zeigt: Sie bietet ein Bild der Verwüstung. Doch vorne ist die Pietà sichtbar, also die Darstellung der Gottesmutter Maria mit dem toten Jesus in ihren Armen, und darüber erstrahlt das goldene Kreuz! Es ist das Zeichen der Hoffnung, des Lebens, des Sieges Christi über den Tod.

Die Karfreitagsliturgie bringt uns in den Lesungen und in der Passion nach Johannes sowie in der feierlichen Kreuzverehrung die zentralen Inhalte unseres Glaubens auf eindrucksvolle und bewegende Weise nahe: Wir sind erlöst, weil Gott selbst in Jesus Christus einer von uns geworden ist, und in seiner heiligen Menschheit hat der Sohn Gottes stellvertretend für uns alle das Opfer der Liebe und Hingabe dargebracht, welches uns Menschen mit Gott versöhnt und alle Sünden tilgt.

Wir sind eingeladen, das Kreuz Christi in Ehren zu halten! Wir blicken vor allem auf Jesus Christus selbst, den Gekreuzigten. Er ist am dritten Tage von den Toten auferstanden, und so begegnen wir im Gebet, im Hören des Wortes Gottes und in den Sakramenten immer dem lebendigen, verklärten und verherrlichten Christus.

Der Tod Christi war ein Übergang. Indem der Sohn Gottes freiwillig all das angenommen hat, was ihm die Sünden von uns allen auferlegt hatten, hat er das Böse überwunden und die Schuld der Menschen gesühnt. Im geöffneten Herzen des Erlösers ist uns das Heil geschenkt. Wir dürfen eintreten in den Innenraum seiner Liebe. Das Leben mit Gott hat für uns bereits begonnen, da wir durch die heilige Taufe Anteil haben am Leiden und Sterben des Herrn sowie an seiner Auferstehung.

Die Geschichte Europas, für welche die Kathedrale von Notre-Dame in Paris ein sprechendes Symbol ist, ist gekennzeichnet durch ihre christliche Prägung über Jahrhunderte hin. Als jetzt dieses wichtige Bauwerk einzustürzen drohte, wurde vielen erst wieder bewusst, was wir dem christlichen Glauben verdanken. Denn die Botschaft vom Kreuzestod Jesu und seiner Auferstehung hat die Menschen immer wieder neu mit Licht und Hoffnung erfüllt.

Gott geht alle Wege mit uns; er verlässt uns nicht. Auch dort, wo es in unserem Leben dunkel wird und wir momentan überfordert sind, steht uns Gott bei. Die Liebe Jesu Christi durchdringt alle Abgründe des menschlichen Daseins und erhellt sie. Haben wir keine Angst davor, die Botschaft Jesu anzunehmen! Fürchten wir uns nicht davor, unserem Herrn Jesus Christus unser Leben anzuvertrauen! Wenn wir uns ihm ganz schenken – denn er ist unser Gott und Heiland –, dann sind wir in seiner Liebe geborgen.

Auch für uns wird es einst ein Ostern geben; denn der Tod hat nicht das letzte Wort, sondern die Liebe und das Leben in der Gemeinschaft mit Gott im Himmel. Amen.