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Predigt:

Hl. Stephanus: Die Krippe und das Kreuz gehören zusammen!

Fest des heiligen Stephanus C (26.12.2018)

L1: Apg 6,8-10; 7,54-60; Ev: Mt 10,17-22


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der zweite Weihnachtsfeiertag ist dem Andenken des hl. Stephanus gewidmet. Er war der erste Märtyrer der frühen Kirche. Für den Glauben an den Herrn Jesus Christus hat er sein Leben hingegeben. Stephanus hat von seinen Verfolgern und Mördern Unrecht erlitten; er hat ihnen verziehen und sterbend noch für sie gebetet, entsprechend dem Vorbild und Beispiel unseres Herrn Jesus Christus.

Wie aber passt es zusammen, dass wir zuerst die Idylle von Weihnachten feiern und dann den gewaltsamen Tod des heiligen Stephanus? Ist dieser Wechsel nicht zu abrupt? Ist es zumutbar, dass wir so schnell schon wieder herausgerissen werden aus dem Frieden des Weihnachtsfestes und zurückversetzt werden in die menschliche Geschichte, die von Sünde und Tod, von Unrecht und Missachtung der Menschenwürde, von Verfolgung um des Glaubens willen und allen möglichen schlimmen Dingen geprägt ist?

Wenn wir die Frage so stellen, müssen wir uns zurückfragen lassen, worauf wir hinauswollen! Geht es bei der Feier des ersten Märtyrers um eine bloße Erinnerung an das Unrecht, das Stephanus erlitten hat, oder ist der Inhalt des Festes vielmehr gerade im Sieg der Liebe Gottes über alles Unrecht zu sehen? Würden wir nämlich beim Unrecht, bei der Gewalt, bei der Sünde stehen bleiben, dann wäre uns die Hoffnung genommen. Wir befänden uns dann im Zustand der unerlösten Menschheit, die vergeblich auf einen Erlöser wartet!

Weihnachten sagt uns aber gerade, dass der Erlöser gekommen ist. Gott selbst ist Mensch geworden. Er ist ein Kind geworden, um durch seine scheinbare Ohnmacht und Verletzlichkeit unsere Anmaßung von Macht und Gewalt zu überwinden. An Weihnachten – und dazu gehört auch das Fest des hl. Stephanus – feiern wir den Sieg der Liebe über den Hass, den Sieg des Lebens über den Tod, den Sieg des Lichtes über die Finsternis! Gerade der Tod des hl. Stephanus zeigt uns, wie sich die Liebe Christi als siegreich erweist, auch in Situationen der Verfolgung und der Bedrängnis.

Freilich: Der Stephanstag erinnert uns daran, dass die Krippe mit dem Kreuz zu verbinden ist. Das Jesuskind, welches uns die Arme entgegenstreckt und in Liebe zu sich hinzieht, ist später zum jungen Mann und Erwachsenen herangereift; unser Herr Jesus Christus hat das Evangelium vom Reich Gottes gepredigt, und er hat schließlich sein Leben hingegeben am Kreuz. In seinem gewaltsamen Tod hat er sich mit allen Opfern der Gewalt und des Unrechts solidarisiert. Freiwillig hat er den Tod auf sich genommen, auch wenn es die äußere Gewalt seiner Feinde war, welche zur Geißelung und Kreuzigung geführt hat. Im Tod Jesu zeigt sich, dass die Liebe Gottes, welche zu Weihnachten erschienen ist, nicht besiegt wird durch den Hass dieser Welt. Das Licht, welches von der Krippe her zu leuchten begonnen hat, kann nicht mehr ausgelöscht werden. Ja, es strahlt durch das Leiden und Sterben des Herrn hindurch und bricht sich machtvoll Bahn in der Auferstehung Jesu!

An all dem hat der heilige Stephanus in besonderer Weise Anteil. Er ist ein Zeuge für das Jesuskind; er ist zugleich ein Zeuge für den Tod und die Auferstehung des Herrn. Durch sein Beispiel lädt er uns ein, dass wir der Liebe Gottes bedingungslos vertrauen. Es ist eine Liebe, welches alles Böse überwindet und stärker ist als der Tod. Denn in Jesus Christus dem Herrn sind auch wir gerettet und zur Herrlichkeit des ewigen und seligen Lebens bei Gott berufen. Amen.