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Predigt:

Nehmt einander an in Liebe!

2. Adventsonntag A (04.12.2022)

L1: Jes 11,1-10; L2: Röm 15,4-9; Ev: Mt 3,1-12


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der 2. Adventsonntag führt uns bereits näher hin zum Geheimnis von Weihnachten, so wie es damals Johannes der Täufer getan hat, der die Menschen auf das Kommen des Erlösers Jesus Christus vorbereitet hat. Denn bevor Jesus öffentlich auftrat und predigte, war es Johannes der Täufer, der die Menschen zu Umkehr und Buße aufrief und sie im Jordan taufte.

Auch wir sind eingeladen, die gute Gesinnung unseres Herzens zu erneuern und dort, wo es nötig ist, Korrekturen an uns selbst vorzunehmen. Naturgemäß sehen wir eher die Fehler der anderen; die eigenen Defizite, Schwächen und Verfehlungen werden manchmal verharmlost und als nicht so gravierend dargestellt. Doch vielleicht nimmt gerade unser Mitmensch daran Anstoß und denkt sich oder sagt uns, er hätte gerade von uns doch mehr an Einsatz für das Gute erwartet!

Die Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom gibt uns hier einen guten Ratschlag, der die Einheit im Glauben und in der Liebe stärken soll. Paulus sagt nämlich: „Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes!“ (Röm 15,7).

Sich gegenseitig annehmen – ja, das ist ein Programm für den Advent und darüber hinaus! Aber was heißt dies konkret? Tun wir das nicht schon ohnehin? Die Mitmenschen annehmen ist mehr als sie bloß zu ertragen oder ein friedliches Nebeneinander zu ermöglichen. Annahme bedeutet Wertschätzung, Anerkennung, ja sogar Freundschaft und Liebe, wo immer dies möglich ist.

Wir sollten wahrnehmen, dass der Mitmensch ein Geschenk ist. Jeder Mensch bringt eine besondere Ausprägung mit sich, mit je eigenen Talenten und Gaben. Dies gilt es anzuerkennen und dankbar anzunehmen. Sagen wir doch den Familienangehörigen und den Freunden mit Worten und vor allem mit Taten: „Es ist gut, dass es dich gibt! Genau du bist ein Reichtum!“ Nehmen wir insbesondere die Kinder an, denn sie sind die Zukunft der Gesellschaft und der Kirche. Sie brauchen am meisten Liebe und Rücksichtnahme. Wir alle sind einander von Gott geschenkt. Und so gilt es, dass wir unser eigenes Leben zu einer Gabe der Liebe machen, indem wir nach dem Beispiel Jesu Christi für andere da sind.

Denn Jesus Christus, der Sohn Gottes, ist Mensch geworden, um uns anzunehmen und gerade dadurch von aller Schuld und Sünde zu befreien. Nicht selten heißt es: „Mit diesem Menschen halte ich es nicht aus; diese oder jene Eigenschaft stört mich.“ Und das kann mitunter recht unfreundlich werden, auch im eigenen Familienkreis, wo einer mit den anderen zu wenig Geduld hat und immer wieder nur auf die Fehler des anderen hinweist. Wenn es uns hier mit Gottes Hilfe gelingt, zuerst einander anzunehmen, eben so wie wir sind, dann wird der Druck von uns Menschen genommen, dass wir immer dem entsprechen müssen, was andere von uns erwarten. Zuerst gilt ja dann: „Es ist gut, dass du da bist, dass es dich gibt; es ist auch gut, dass du so bist, wie du bist.“

Wenn dies aber geschieht – und zwar von beiden Seiten aus –, dann kehrt Friede ein. Dann werden wir dessen gewahr, dass das Gemeinsame mehr ist als das Trennende. Dann werden wir auch aufeinander zugehen, und unmerklich verändern wir uns zum Besseren hin. Denn darauf kommt es an, dass wir in der Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen wachsen. Auf diese Weise verherrlichen wir Gott und loben und preisen wir ihn!

Seien wir also aufmerksam füreinander, gerade in diesen Tagen des Advent. Der Sohn Gottes, den uns die Jungfrau Maria in Bethlehem geboren hat, will auch bei uns ankommen: Er nimmt uns an in Liebe. Auch wir dürfen ihn aufnehmen und annehmen und ihm einen Platz im Herzen bereiten.

So kündigt sich jetzt schon die Fülle der Gnade an, die sich im Himmelreich in ihrer Herrlichkeit zeigen wird. Bereitet dem Herrn den Weg (vgl. Mt 3,3), so heißt es. Ja, das wollen wir tun, indem wir einander in Liebe annehmen nach dem Vorbild und Beispiel des Herrn! Amen.

Videolink zur Homilie (YouTube)