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Predigt:

Vom Dunkel zum Licht: die Mühen und Wege zur christlichen Einheit

3. Sonntag im Jahreskreis A (22.01.2017)

L1: Jes 8,23b-9,3; L2: 1 Kor 1,10-13.17; Ev: Mt 4,12-23


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Hoffnung und Licht zu bringen für die, welche in der Finsternis und im Todesschatten sind – das war die Sendung unseres Herrn Jesus Christus, als er hier auf Erden lebte; er setzt diese seine heilbringende Wirksamkeit fort als der Auferstandene und zur Herrlichkeit des Vaters im Himmel Erhöhte!

Gott kümmert sich um uns Menschen; wir sind ihm nicht gleichgültig. Insbesondere die Armen, die Kranken, die Verzweifelten, jene, die ausgestoßen und ohne Hoffnung sind, sucht Gott auf, indem er seinen Sohn Jesus Christus zu uns schickt. Jesus aber weiß, dass er für die Verkündigung der frohen Botschaft vom Himmelreich Mitarbeiter braucht; deshalb beruft er seine Apostel und Jünger. Teilweise waren sie Fischer gewesen; er will sie zu Menschenfischern machen. Denn es geht nun darum, die nach Gottes Heil Ausschau haltenden Menschen mit der rettenden Botschaft vertraut zu machen.

Nicht nur um das körperliche Heil geht es Jesus, um den sich alle drängen, die von Krankheiten und Leiden heimgesucht werden. Entscheidend ist die Gottesbeziehung, also der Friede mit Gott, der im Herzen eines jeden wieder neu begründet werden soll. Wenn unser Menschsein in seinem Ursprung geheilt ist, wenn wir also versöhnt sind mit Gott, wenn wir befreit sind von Schuld und Sünde, wenn wir eingesetzt sind in die Ordnung des Heiles und der Gerechtigkeit – dann werden sich auch die sozialen Beziehungen der Menschen und die damit zusammenhängenden Strukturen zum Positiven hin verändern. Wir können uns nicht selbst erlösen; wir brauchen einen Retter und Erlöser.

Doch Gott zwingt uns nicht; er lädt uns ein, dass wir mitwirken mit seiner Gnade. Auf diese Weise bleibt das Heil Gottes ein unverdientes Geschenk; es ist unserer Freiheit übergeben, damit wir dieses Geschenk der Liebe Gottes annehmen und gut zu nützen wissen. Dies soll uns ermutigen zu allem Guten, denn Gott traut uns etwas zu. So sollen wir – wie es im Tagesgebet heißt – „im Namen deines geliebten Sohnes reich werden an guten Werken.“

Nicht immer ist dies in der Geschichte des Christentums ohne Schwierigkeiten umgesetzt und verwirklicht worden. Schon früh gab es in den christlichen Gemeinden auch Uneinigkeit, Missverständnisse, ja Spaltungen. Dies ging so weit, dass auch die Apostel gegeneinander ausgespielt wurden: „Ich halte zu Paulus – ich zu Apollos – ich zu Kephas – ich zu Christus.“ (1 Kor 1,12). Der Apostel Paulus lässt daraufhin fragen: „Ist denn Christus zerteilt? Wurde etwa Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden?“ (1 Kor 1,13)

Heuer wird des 500. Jahres des Beginns der Reformation gedacht, wie sie damals durch den Mönch Martin Luther und seine gegen den Ablasshandel und andere Missstände in der Kirche gerichteten Thesen eingeleitet worden war. Es gab zweifellos so manch traurigen Anlass in der Katholischen Kirche, und der impulsive und charakterlich labile Martin Luther wurde unterstützt von verschiedenen Personen und Kräften mit je eigenen religiösen und politischen Interessen. Auf diese Weise ist es dann zur Abspaltung der Protestanten von der Katholischen Kirche gekommen. Die Protestanten haben sich wiederum in viele größere und kleinere Gemeinschaften aufgeteilt und zersplittert, denn ohne die Anerkennung des Papstamtes als sichtbarem Prinzip der Einheit der Kirche in Wahrheit und Liebe gibt es auf Dauer keine Orientierung. Der Grundsatz, sich allein auf die Heilige Schrift zu berufen, führt nicht zur ersehnten Klarheit, sondern zu Irrtum und Verwirrung, da jeder etwas anderes aus den heiligen Texten herausliest, vor allem, wenn diese Auslegung sich verselbständigt und weder das Lehramt der Kirche noch die apostolische Überlieferung gelten lässt. Wir brauchen den von Christus eingesetzten Felsen im Bekenntnis des Apostels Petrus und seiner Nachfolger, der Päpste. Ihnen ist – in Einheit mit dem Bischofskollegium – der besondere Beistand des Heiligen Geistes verheißen. So hält das 2. Vatikanische Konzil fest: „Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte Wort Gottes verbindlich zu erklären, ist nur dem lebendigen Lehramt der Kirche anvertraut, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird. Das Lehramt ist nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt und weil es alles, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft.“ (Dei Verbum, Nr. 10).

Beten wir in diesen Tagen für die Einheit aller Christen in der von Jesus Christus gestifteten Kirche Gottes! Es geht nicht um billige Kompromisse, sondern um die Einheit in Wahrheit und Liebe. Diese in der „einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche“ zu sichern und in Bezug auf die ganze christliche Gemeinschaft wiederherzustellen, geht über die Kräfte der Menschen. Wenn wir aber beharrlich beten und auch die getrennten Brüder und Schwestern in ihrer Wahrheitssuche respektieren, dann werden sich Wege des Miteinanders auftun, die schließlich nach dem Plan und Willen Gottes zur vollen Einheit führen.

Die Fürbitte der seligen Jungfrau Maria als Mutter der christlichen Einheit möge uns alle dabei begleiten und im Guten ermutigen! Amen.