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Predigt:

Komm, o komm, Immanuel!

4. Adventsonntag A (22.12.2019)

L1: Jes 7,10-14; L2: Röm 1,1-7; Ev: Mt 1,18-24


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der Prophet Jesaja verkündete im Auftrag Gottes dem Volk Israel ein Ereignis, das damals noch in der Zukunft lag: Eine Jungfrau werde ein Kind empfangen und gebären; sie werde ihm den Namen „Immanuel“ geben, was so viel heißt wie „Gott ist mit uns“.

Genau dies hat sich in der jungfräulichen Empfängnis und wunderbaren Geburt des Jesuskindes aus Maria der Jungfrau erfüllt. Ohne Mitwirkung eines Mannes empfing sie durch das Wirken des Heiligen Geistes ihr Kind und trug es neun Monate unter ihrem Herzen. Der zeitliche Bogen spannt sich von der Verkündigung des Herrn (25. März) bis zur Geburt Jesu Christi (25. Dezember).

Ausdrücklich nimmt das Matthäusevangelium auf die Jesaja-Prophezeiung Bezug und sieht sie als erfüllt an. Im Kind Jesus begegnet uns der „Gott mit uns“, der Immanuel.

Nach außen hin ist es ein Kind wie jedes andere: Jesus bedarf als Neugeborener der mütterlichen Sorge Marias und des väterlichen Beistandes des heiligen Josef! Und doch ist das Geheimnis seiner Person unergründlich: Dieses Menschenkind ist zugleich der ewige und wahre Sohn Gottes. Gott selbst ist Mensch geworden, und so erfüllt sich die Bedeutung des Namens Immanuel in einem überragenden Sinn: Gott ist bei uns anwesend als einer von uns; als Menschenkind nimmt er bei uns Wohnung, um uns zu Kindern Gottes zu machen und ins himmlische Reich zu führen.

Wer aber darf diesem Kind den Weg bereiten? Einerseits ist es Maria, die von Gott als Mutter auserwählt worden ist und in Freiheit ihr Ja gesagt hat. Andererseits braucht das Kind auch jemanden, der die Vaterstelle an ihm vertritt. Die Vorsehung Gottes hat es so gefügt, dass Josef von Nazareth mit Maria vermählt war. Als sich zeigte, dass Maria gesegneten Leibes war, da offenbarte und bestätigte Gott Josef durch einen Engel im Traum den wahren Ursprung dieses Kindes: „das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.“ (Mt 1,20). Josef wusste ja, dass er selbst nicht der Vater sein konnte: Maria und Josef waren zwar vermählt, sie hatten aber die eheliche Gemeinschaft noch nicht aufgenommen. Andererseits war Josef überzeugt davon, dass Maria nicht untreu geworden sein konnte. Etwas geheimnisvoll Großes musste sich an ihr ereignet haben. Josef sah sich selbst als nicht würdig an, sie als Frau heimzuführen, und wollte sich daher in aller Stille von ihr trennen, wie es heißt. Damit wäre jeder Verdächtigung Marias durch andere Menschen die Grundlage entzogen gewesen.

Doch Gott hatte einen anderen Plan! Er wollte Josef mit einbeziehen in das Geheimnis der Menschwerdung. Josef kam nicht von außen her und gleichsam nachträglich dazu, sondern Gott selbst wollte ihn von Anfang an dabei haben. Maria und Josef waren in einer wirklichen Ehe miteinander verbunden; sexuell wurde sie jedoch nicht vollzogen. Die Einheit der Herzen war verwirklicht, und zwar auf höchstmögliche Weise. Das Jesuskind brauchte für sein Heranwachsen und seine menschliche Entwicklung auch die Fürsorge menschlicher Eltern. Rechtlich gesehen nahm Josef die Vaterstelle ein, und Jesus nahm dies auch dankbar an.

Ist Gott auch in unserem Leben gegenwärtig oder ist er uns fern? Das Evangelium dieses 4. Adventsonntags lädt uns ein, die Spuren Gottes im eigenen Leben zu entdecken. Große Dinge bereiten sich oft im Kleinen vor; vieles ist für uns Menschen unscheinbar, und doch hat es Bedeutung. Auch in schwierigen Situationen und sogar im Leid ist Gott uns nahe.

Wenn wir uns um ein gottgefälliges Leben bemühen, so hat dies einen großen Wert. Nicht der wirtschaftliche Erfolg zählt, sondern nach dem Maß der Liebe werden wir einmal gerichtet werden.

Öffnen wir also unser Herz für die Botschaft der rettenden Liebe Gottes! Hören wir auf das Wort Gottes und lassen wir es Fleisch werden auch in unserem Leben. Gott selbst will bei uns sein; er ist der Immanuel, der Gott mit uns. Wenn Jesus, der Sohn Gottes, ankommt in unseren Herzen, dann kehrt Friede ein – und dann ist Weihnachten nicht mehr fern. Amen.