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Predigt:

Die unvorstellbar große Zahl aller Heiligen des Himmels

Allerheiligen A (01.11.2017)

L1: Offb 7,2-4.9-14; L2: 1 Joh 3,1-3; Ev: Mt 5,1-12a


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Eine unvorstellbar große Zahl an himmlischen Zeugen umgibt den Thron Gottes. Dies wird uns in der ersten Lesung des Hochfestes Allerheiligen aufs Neue bewusstgemacht.

In der Offenbarung des Johannes ist zuerst die Rede von 144.000, die mit dem Siegel des lebendigen Gottes gekennzeichnet sind. Es handelt sich um eine bildhaft-symbolische Redeweise, um die Erstlinge aus dem Volk Gottes zu bezeichnen; dann aber folgt, wie es wörtlich heißt, „eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen“ (Offb 7,9).

Wenn die Kirche heute „Allerheiligen“ feiert, dann denkt sie in Freude und Jubel an die vielen Menschen, die bereits hier auf Erden gelebt haben und die eingehen durften in die himmlische Herrlichkeit. Kein Kalender dieser Erde erfasst diese vielen Namen, die von Gott selbst eingeschrieben sind ins „Buch des Lebens“. Jene Heiligen, welche die Kirche ausdrücklich mit Festen und Gedenktagen feiert, sind nur eine Auswahl aus der Schar der Vielen, die von Gott gerettet wurden durch das Kostbare Blut seines Sohnes Jesus Christus. Und auch wir hoffen einst dazugehören zu dürfen, wenn wir im Himmel die Anschauung Gottes erlangt haben!

Uns allen ist die Sehnsucht nach dem wahren Glück ins Herz geschrieben. Wie und wo aber können wir dieses Glück finden? Er lässt sich nicht direkt anstreben und schon gar nicht festhalten. Doch Gott selbst zeigt uns den Weg, der zum Leben in Fülle führt und uns die Vollendung in der Seligkeit der Gottesschau verheißt. In den Seligpreisungen der Bergpredigt, welche wir im Evangelium hören, gibt uns Jesus Christus verlässliche Orientierung. Die natürliche Sehnsucht nach Glück, welche wir im Herzen tragen, wird durch die Verheißungen Gottes und seine Gnade, die er uns schenkt, auf ein übernatürliches Ziel hin ausgerichtet. Gott lädt uns ein, in Freiheit unser persönliches Ja zu sagen zu seinem Plan der Liebe, den er mit uns hat. So viele Menschen, als es Heilige im Himmel gibt, sind diesem Ruf Gottes bereits gefolgt, und es sollen noch viel mehr werden! Daran erinnert uns dieses hohe Fest von Allerheiligen.

Wenn wir auf das Kreuz Christi blicken und auf das Geheimnis seiner Auferstehung und Verherrlichung, dann wird auch unser Lebensweg von Gott her erleuchtet. Was Jesus uns in der Bergpredigt vorschlägt, ist dann nicht mehr schwer und unerfüllbar, denn er geht alle Wege mit uns. So ruft uns der Herr auf, ein reines Herz zu haben, denn dann werden wir Gott schauen (vgl. Mt 5,8). Was vor Gott zählt, ist die Reinheit und Lauterkeit unserer Absicht. Wir können und brauchen uns vor Gott nicht zu verstecken. Er kennt uns besser als wir uns selbst. Das soll uns aber nicht mit Angst erfüllen, sondern zu einem noch größeren Vertrauen auf seine Vorsehung und Gnadenführung ermutigen. Sogar unsere Schwachheit und unsere Sünden dürfen und sollen wir vor Gott bringen und uns in Reue und Demut Vergebung schenken lassen. Das Bußsakrament hilft uns dabei, sodass wir durch die Gnade Gottes gestärkt werden auf unserem Lebensweg, der uns der himmlischen Heimat und Vollendung näher führt.

Wir beten in diesen Tagen für alle, die uns schon vorausgegangen sind auf dem Weg zu Gott. Er allein kennt ihr Herz und ihren guten Willen; mögen sie durch die Kraft des Erlösungsopfers Christi gereinigt werden, welches in der heiligen Messe auf sakramentale Weise vergegenwärtigt wird. Seit den Zeiten der Apostel betet die Kirche immer wieder auch für alle Verstorbenen, die kraft der Taufe mit Christus verbunden sind und das ewige Heil in der Gemeinschaft mit Gott erlangen sollen.

Der Weg zum wahren Glück ist der Weg der Heiligkeit. Diese ist uns durch Gottes zuvorkommende Liebe geschenkt; mit der Liebe Gottes sollen wir mitwirken. Jede und jeder von uns ist mit der Gnade Gottes dazu aufgerufen, zur Vollkommenheit in der Liebe zu gelangen, also zur Heiligkeit in der Gemeinschaft mit Gott. Gott hat uns aus Liebe ins Dasein gerufen, und er hat für einen jeden von uns einen besonderen Weg vorbereitet, der zum Heil führt. Zugleich aber sind wir aufeinander angewiesen und einbezogen in die Gemeinschaft aller Heiligen: hier auf Erden schon, dann im Läuterungsort – dem „Fegefeuer“ – und schließlich im Himmel. Die Hölle als qualvoller Zustand der ewigen Gottferne ist nämlich keine Option für uns Christen und darf es nie sein!

Die Fürbitte der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria, des heiligen Josef sowie aller Engel und Heiligen des Himmels möge uns stets begleiten und zur Vollendung im Himmelreich führen! Amen.