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Predigt:

Der Heilige Josef steht nicht abseits der Heilsgeschichte

Hochfest des heiligen Josef A (19.03.2020)

L1: 2 Sam 7, 4-5a.12-14a.16; L 2: Röm 4, 13.16-18.22; Ev: Mt 1, 16.18-21.24a oder Lk 2, 41-51a


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Ist der heilige Josef eine Randfigur in der Heilsgeschichte? Steht er sozusagen abseits von all dem Großen, was Gott um unseres Heiles willen gewirkt hat?

Als Josef von Nazareth, der mit Maria, seiner Braut, in wahrer Liebe und Treue verbunden war, bemerkte, dass sie gesegneten Leibes war, ergab sich für ihn eine ganz neue Situation. Unmöglich konnte er glauben, dass Maria ihm untreu geworden wäre. Und doch: Das Kind war nicht von ihm! Was war geschehen? Und vor allem: Wie sollte er sich nun gegenüber Maria verhalten? Zweifel quälten diesen gerechten Mann, und er überlegte ernsthaft, ob es nicht besser wäre, wenn er sich angesichts dieser unbegreiflichen Geschehnisse nicht einfach zurückziehen sollte. Er wollte Maria in aller Stille verlassen. Auf Maria sollte jedenfalls kein Verdacht in irgendeiner Form fallen; eher wollte er selbst in der Öffentlichkeit als der dastehen, der es sich noch einmal anders überlegt hatte. Josef meinte eben, dass er jetzt nicht mehr dazugehörte; er hätte wohl keinen Platz mehr neben Maria und ihrem Kind, das sie erwartete. Er sah sich ausgeschlossen, und er akzeptierte dies auch in Demut. So wollte er sich in aller Stille zurückziehen und gleichsam zurücktreten.

Doch dann geschah das Unerwartete: Gott selbst zeigte diesem Mann – eben Josef von Nazareth –, dass er anderes mit ihm vorhatte. Der Engel Gottes überbrachte die Weisung an Josef, er solle keine Scheu davor haben, Maria als seine Frau zu sich zu nehmen. Außerdem beauftragte ihn der Engel, dem Kind den Namen Jesus zu geben. Damit aber wurde Josef zu verstehen gegeben, er solle alle Vaterrechte und Vaterpflichten gegenüber dem Jesuskind übernehmen und erfüllen. Josef sollte nicht abseits stehen: Er gehört dazu. Er ist ganz einbezogen in das Geheimnis der Menschwerdung Gottes. Josef ist der wahre Gemahl Marias und der Hüter ihrer Jungfräulichkeit; er ist auch im ganz menschlichen Sinn der Vater Jesu, auch wenn das Kind nicht von ihm ist. Die Jungfrau Maria hat Jesus vom Heiligen Geist empfangen; Gott hat Großes an ihr getan.

Vor 150 Jahren – es war am 8. Dezember 1870 – beauftragte Papst Pius IX. die Ritenkongregation mit der Veröffentlichung eines Dekrets („Quemadmodum Deus“). Darin wurde die einzigartige heilsgeschichtliche Rolle und Aufgabe des heiligen Josef in Erinnerung gerufen. Wörtlich hieß es dann: „Deshalb erklärt der Heilige Vater Pius IX. den heiligen Josef feierlich zum Patron der katholischen Kirche an diesem Tag, der der Unbefleckten Jungfrau, der Muttergottes, der Braut des keuschesten Josef, geweiht ist.“

Josef von Nazareth ist also der Schutzpatron der ganzen Kirche. Er hat auf Erden Sorge getragen für Maria, seine jungfräuliche Gemahlin, und für den menschgewordenen Sohn Gottes, Jesus. Er darf nun vom Himmel aus als guter Hausvater all jenen beistehen, die zur Kirche Gottes gehören. Sein Beispiel und seine Fürbitte bei Gott schenken uns Trost und Zuversicht.

Ich möchte anhand des Lebens und Beispiels des heiligen Josef noch eine ganz persönliche Überlegung anfügen, die uns alle betrifft: Auch wir machen manchmal im Leben die Erfahrung, dass wir irgendwo ausgeschlossen sind. Kinder und Jugendliche können in der Schule oder im Freundeskreis gemobbt werden. Auch erwachsene Menschen werden an den Rand gedrängt und nicht beachtet oder bewusst ignoriert und zurückgewiesen, und das aus ganz verschiedenen Gründen.

In der gegenwärtigen Corona-Krise kann gerade bei alten und kranken Menschen der Eindruck entstehen, dass sich alle von ihnen zurückziehen und sie isoliert und sich selbst überlassen sind, wenn z.B. keine Besuche mehr in Heimen oder Krankenhäusern möglich sind. Da ist es für uns als Christen wichtig, diesen Menschen durch vermehrte „virtuelle“ Kontakte, sei es über Telefon oder Internet, zu zeigen, dass wir mit ihnen jetzt besonders verbunden sind.

In ähnlicher Weise fühlen sich Gläubige von der Kirche vernachlässigt und gleichsam ausgeschlossen, da jetzt nur mehr „nicht öffentliche“ Messen gefeiert werden dürfen. Auch hier gilt: Die kirchliche Gemeinschaft bleibt aufrecht, auch wenn die physische Anwesenheit bei Gottesdiensten jetzt kaum mehr möglich ist.

Die heilige Eucharistie ist immer eine sakramentale Vergegenwärtigung der Opferhingabe Christi für uns Menschen. Natürlich ist es wichtig und sinnvoll, wenn Gläubige teilnehmen. Weil aber in der heiligen Eucharistie stets für alle gebetet wird – für Nahe und Ferne, für Lebende und Verstorbene – und weil es um das fürbittende Eintreten Jesu Christi, des einzigen Mittlers zwischen Gott und den Menschen geht, ist es in jedem Fall eine Gnade, wenn die heilige Messe gefeiert wird. Gerade jetzt darf diese Feier nicht unterlassen werden! Und alle sollen wissen: Wir Priester feiern die heilige Messe für Euch alle, auch wenn Ihr vielleicht nur mehr geistig daran teilnehmen könnt. Niemand ist ausgeschlossen von der Liebe Gottes.

Der heilige Josef begleite uns alle mit seiner Fürbitte bei Gott; ebenso die Gottesmutter Maria. So möge uns allen die Gemeinschaft im Himmelreich zuteil werden, wo wir Gott loben und preisen werden ohne Ende. Amen.

Video-Link zur Predigt (Youtube)