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Predigt:

Wahre und falsche Propheten

14. Sonntag im Jahreskreis B (08.07.2018)

L1: Ez 1,28-2,5; L2: 2 Kor 12,7-10; Ev: Mk 6,1b-6


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Ein Prophetenschicksal ist nicht immer leicht und für den Propheten selber meist nicht angenehm. Er ist ja aufgerufen, die Wahrheit dessen, was ihm Gott mitteilt, zu bezeugen. Die Menschen aber, welche die Botschaft hören, reagieren ganz verschieden. Die einen glauben dem Propheten, die anderen lehnen ihn und seine Botschaft ab. Das gilt für die alttestamentlichen Propheten, das gilt für Johannes den Täufer, den Vorläufer Jesu, und das gilt für Jesus Christus selbst, wie uns das heutige Evangelium aufzeigt.

Aber gehen wir der Sache auf den Grund. Woran erkennt man denn überhaupt, ob ein Prophet im Namen Gottes spricht? Wie kann man einen wahren von einem falschen Propheten unterscheiden? Oder sollen wir einfach jedem X-beliebigen „Propheten“ Glauben schenken, der von sich sagt, er sei von Gott gesandt?

Schon im Alten Testament war dies eine wichtige Frage. Es gab tatsächlich auch Propheten, welche im eigenen Namen auftraten und die nicht von Gott gesandt waren. Nicht selten waren sie auf irdischen Vorteil aus, während umgekehrt ein echter Prophet auch bereit sein musste, Verfolgung und Leiden auf sich zu nehmen. Ein falscher Prophet bestätigte die Menschen in ihrem sündhaften, von Gott abgewandten Lebenswandel; die von Gott gesandten Propheten führten die Menschen, die von Gott abgefallen waren, wieder auf den rechten Weg zurück oder versuchten dies zumindest.

Jesus ist mehr als ein Prophet, da er der Sohn Gottes ist, den der himmlische Vater in die Welt gesandt hat. Woran erkennen wir, dass sein Zeugnis echt und glaubwürdig ist? Da ist zuerst sein heiliger Lebenswandel; niemand konnte ihm eine Sünde nachweisen (vgl. Joh 8,46). Dann hat Jesus den Menschen viele Wohltaten erwiesen, wie die Heilung von Krankheit, die gottgewirkte Befreiung von Menschen, die ihren Süchten verfallen waren, aus der Macht des Teufels. Ja, er konnte Sünden vergeben und hat dies auch getan! Die Wunder, welche er gewirkt hat, waren eine Beglaubigung der göttlichen Sendung. Und doch wollte Jesus keinen Menschen zum Glauben zwingen, sondern seine Zuhörer überzeugen!

Eben deshalb nahm er auch die fallweise Ablehnung durch seine Zuhörer in Kauf. Dies geschah in auffallender und für Jesus selber sicher auch schmerzhafter Weise gerade in seiner Heimatstadt Nazareth. Aufgrund dessen ist uns im Evangelium folgender Ausspruch des Herrn überliefert: „Nirgends ist ein Prophet ohne Ansehen außer in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie.“ (Mk 6,4). Wie ist dies möglich? Alle kennen ihn doch! Aber gerade hier liegt das Problem: Sie kennen ihn, und sie kennen ihn doch nicht. Sie halten Jesus einfach für den Sohn von Maria und Josef und für einen Zimmermann. Nicht aber wissen sie um seine göttliche Sendung. Es ist für die Zuhörer Jesu einfach undenkbar, dass gerade er der Messias sein soll. Die Erfahrung des Gewöhnlichen und Alltäglichen, von der sie Jesus kennen, verdeckt die Erfahrung des Göttlichen. So lehnen sie Jesus ab, und Jesus muss dieses Prophetenschicksal ertragen!

Wie wir alles wissen, ist Jesus dann eben wegen seiner besonderen Sendung von vielen Menschen missverstanden und angefeindet worden. Doch auch angesichts seines Leidens und Sterbens am Kreuz ist Jesus seiner Sendung treu geblieben und hat die Liebe des himmlischen Vaters bezeugt. Indem der menschgewordene Sohn Gottes freiwillig das Leiden und Sterben auf sich nahm, hat er unsere Schuld gesühnt. Wir sind erlöst von der Sünde und allem Bösen und können nun wieder aufatmen! Denn Gott schenkt uns Hoffnung und Leben. Wir sind befreit von allen selbst auferlegten Zwängen, die uns in die Knechtschaft führen. Wir heißen Kinder Gottes und sind es, und wir dürfen in dieser Freiheit der Kinder Gottes leben!

Ja, Großes ist uns geschenkt und verheißen. Weil wir im Glauben zu Jüngern Jesu geworden sind, haben wir teil an seiner prophetischen Mission. Gott möchte auch in unserem Leben sichtbar werden für andere; durch die heilige Taufe und die Firmung gestärkt sind wir zu heiliger Zeugenschaft berufen. Das prophetische Zeugnis für die Wahrheit Christi zeigt sich in einem heiligen, gottverbundenen Leben im Geist der Seligpreisungen. Ein Christ wird gelassen sein, auch wenn ihn Schwierigkeiten und Ablehnung erwarten. Wie viele Christen in aller Welt werden heute wegen ihres Glaubens verfolgt oder bedroht oder gar getötet! Sie alle geben ein prophetisches Zeugnis für die Wahrheit Gottes, an dem sich viele andere orientieren können.

Danken wir Gott dafür, dass er uns Jesus Christus als seinen Sohn gesandt hat. Dieser ist mehr als ein Prophet und hat doch das Prophetenschicksal an seinem eigenen Leib erfahren. In seinem Tod und in seiner Auferstehung ist uns Heil und Leben geschenkt!

Bitten wir die heilige Gottesmutter Maria und den heiligen Josef um ihre Fürbitte bei Gott, damit auch wir allezeit dem Willen Gottes treu sind und mit seiner Liebe verbunden bleiben. Amen.