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Predigt:

Der Bund der Liebe und des Lebens ist von Gott gesegnet

24. Sonntag im Jahreskreis B (16.09.2018)

L1: Jes 50,5-9a; L2: Jak 2,14-18; Ev: Mk 8,27-35


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Pfarre Mühldorf-Niederranna hat Sie, liebe Jubelpaare, eingeladen, damit wir heute am Sonntag gemeinsam Ihr jeweiliges Ehejubiläum feiern! Es sind vielleicht 25, 40, 50 oder mehr Jahre, die Sie als Ehepaar bisher schon gemeinsam verbracht haben.

Wir dürfen Gott dem Herrn danken für alles, was er Ihnen und uns allen geschenkt hat, und wir bitten ihn um seinen Segen für Sie, liebe Jubelpaare, für Ihre Kinder und Enkelkinder und alle Verwandten und Freude. Zugleich ist es ein Festtag unserer Pfarre, denn christliche Ehepaare und Familien geben ein großartiges Zeugnis des Glaubens und der Liebe, das auch öffentlich Anerkennung und Ermutigung verdient. Papst Franziskus hält fest: „Die Freude der Liebe, die in den Familien gelebt wird, ist auch die Freude der Kirche.“[1]

Erlauben Sie mir eine etwas provokante Frage: Warum sind Sie miteinander verheiratet? Zuerst einmal könnte jemand sagen: Das ist halt so; wir haben uns gefunden und uns füreinander entschieden. Und dabei ist es geblieben!

Dafür, dass zwei Menschen – ein Mann und eine Frau – vor Gott und der Kirche den Bund der Ehe schließen, gibt es vor allem zwei Gründe: einen ganz persönlichen Grund und einen allgemein menschlichen.

Der persönliche Grund liegt darin, dass Sie sich irgendwann kennen und lieben gelernt haben. Da war der erste Eindruck, vielleicht die Wahrnehmung körperlicher Reize, von Stärke und Schönheit, dann gab es ein vertieftes Kennenlernen, wo Sie den künftigen Partner (bzw. die Partnerin) immer mehr in seinem (bzw. ihrem) jeweiligen Wert und in seiner (bzw. ihrer) Attraktivität wahrgenommen haben. Irgendwann einmal ist dann die Frage aufgetaucht: Wie wäre es, wenn wir zusammenblieben und den Bund für das Leben miteinander schließen würden? Und es war Ihnen offenbar auch wichtig, dass der Segen Gottes dabei ist. Deshalb haben Sie dann vor Gott und der Kirche geheiratet und einander Liebe und Treue versprochen, bis dass der Tod Euch scheidet. Gott hat diesen Bund der Liebe und des Lebens gesegnet und Ihnen Kinder und Enkelkinder geschenkt.

Dann aber gibt es einen allgemein menschlichen Grund, warum Menschen heiraten. Gott der Herr hat den Menschen am Anfang als Mann und Frau erschaffen, denn wie es im Buch Genesis heißt: „Dann sprach Gott, der HERR: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist.“ (Gen 2,18; vgl. Tob 8,6). So schuf Gott der Herr den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis; als Mann und Frau erschuf er sie (vgl. Gen 1,27). Und bei der Vollendung des Schöpfungswerks heißt es: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.“ (Gen 1,31)

Der Mann und die Frau besitzen vor Gott dieselbe Würde; sie sind füreinander erschaffen und bestimmt, und eben deshalb gibt es den Bund der Ehe von Anbeginn, seit es Menschen gibt. Im Alten Testament betet Tobias mit Sara in der Hochzeitsnacht zu Gott, und darin enthalten sind diese schönen und wichtigen Worte: „Du hast Adam geschaffen und schufst ihm eine Hilfe zur Stütze, Eva, seine Frau. Aus beiden stammt das Menschengeschlecht.“ (Tob 8,6)

Im Herzen des Menschen ist also von Gott dem Schöpfer eine Sehnsucht angelegt, die ihn zu einem Menschen des jeweils anderen Geschlechts hinzieht. Der Mann erkennt die Schönheit der Frau, und der Wunsch regt sich, sie in sein Leben aufzunehmen. Er lernt irgendwann genau jene Frau kennen, von der er sich sagt: Mit ihr kann ich mir vorstellen, gemeinsam durch das Leben zu gehen und alt zu werden. Sie könnte die Mutter meiner Kinder werden! Und auch umgekehrt spürt die Frau, dass sie einen guten Mann an ihrer Seite haben möchte, der alle Freuden und Sorgen des Lebens mit ihr teilt und ein Weggefährte ist durch das Leben. Ihre Bereitschaft Kindern das Leben zu schenken kann sie nur dann verwirklichen, wenn sie einen Gatten gefunden hat, der verlässlich und treu ist und der zu ihr steht in guten und in bösen Tagen. Und so heiraten die beiden! Gott aber segnet ihren Bund der Liebe.

Lassen wir uns von den Texten der Heiligen Schrift inspirieren, wie sie für den heutigen Sonntag vorgesehen sind!

Die Lesung aus dem Buch Jesaja enthält eine prophetische Weissagung, die sich auf den kommenden Messias – also auf Jesus Christus – bezieht. Er ist der Gottessohn und Gottesknecht. Stellvertretend für die Sünden der Menschen nimmt er das Leiden und den Tod auf sich. Die Zuversicht einer noch verborgenen Hoffnung auf die Auferstehung drückt sich aus in den Worten: „Seht her, Gott, der Herr, wird mir helfen.“ (Jes 50,9a). Diese Hoffnung auf die Hilfe Gottes hat Sie, liebe Ehepaare, ebenfalls begleitet und Ihnen Kraft gegeben in den schweren Stunden des Lebens. Wir alle sind mit dem Geheimnis Christi verbunden: durch das Kreuz gelangen wir zur Auferstehung! Gott verwandelt unser Leben durch seine Liebe, die uns trägt und stärkt.

Die Lesung aus dem Jakobusbrief weist auf die Notwendigkeit hin, Werke der Liebe zu üben. Bloße Worte allein genügen nicht. Denn der lebendige Glaube zeigt sich in Taten der Nächstenliebe. Wie viel Gutes konnten Sie als Ehepaar und als Familie schon im Leben empfangen und auch wirken! Der Alltag bietet uns viele Gelegenheiten, die Nächstenliebe zu üben. So zeigt sich die Echtheit unseres Glaubens. Dieser Glaube möge Sie auch weiterhin stärken!

Im Evangelium nach Markus geht es um das gläubige Bekenntnis zu Jesus Christus. Petrus sagt: „Du bist der Messias!“ (Mk 8,29). Die Jünger sind noch nicht in der Lage, die Tragweite all dessen zu begreifen, was Jesus ihnen ankündigt. Er wird vieles erleiden müssen; nach seinem Tod wird er am dritten Tag auferstehen.

Ist es nicht auch im ehelichen Leben so, dass man im Voraus nicht weiß, was auf einen zukommt? Und dennoch haben Sie einander im Vertrauen auf Gottes Schutz und Hilfe jenes großartige Versprechen abgegeben, immer zueinander zu stehen und einander treu zu sein in guten und in bösen Tagen! Die Einlösung eines solchen Versprechens ist manchmal nicht einfach und vielleicht scheint sie uns auch hin und wieder zu überfordern.

Da hilft es uns, wenn wir gemeinsam auf Jesus blicken, der am Kreuz sein Leben aus Liebe hingegeben hat für seine Braut, die Kirche, das heißt für uns alle. In der Hingabe seiner Liebe entstand neues Leben; in der Auferstehung des Herrn hat sich die Macht der Liebe und des Lebens kundgetan. Wer sein tägliches Kreuz mit Christus dem Herrn trägt (vgl. Mk 8,34), erhält auch Anteil an seiner Auferstehung und an seinem Leben. Wer das Leben mit Christus hingibt im Dienst der Liebe, wird das wahre Leben gewinnen (vgl. Mk 8,35)! Denn nur in der Hingabe der Liebe erfahren wir, was es heißt, wahrhaft als Mensch und Christ zu leben.

Der heilige Papst Johannes Paul II. hat es einmal so formuliert: „Der Mensch kann nicht ohne Liebe leben. Er bleibt für sich selbst ein unbegreifliches Wesen; sein Leben ist ohne Sinn, wenn ihm nicht die Liebe geoffenbart wird, wenn er nicht der Liebe begegnet, wenn er sie nicht erfährt und sich zu eigen macht, wenn er nicht lebendigen Anteil an ihr erhält. Und eben darum macht Christus, der Erlöser, wie schon gesagt, dem Menschen den Menschen selbst voll kund. Dieses ist – wenn man sich so ausdrücken darf – die menschliche Dimension im Geheimnis der Erlösung. In dieser Dimension findet der Mensch die Größe, die Würde und den Wert, die mit seinem Menschsein gegeben sind.“[2]

Liebe Jubelpaare! Möge Christus der Herr allezeit mit Ihnen sein und Sie und Ihre Angehörigen segnen – auf die Fürbitte der heiligen Jungfrau und Gottesmutter Maria und ihres Bräutigams, des hl. Josef! Amen.


[1] Franziskus, Nachsynodales Apostolisches Schreiben „Amoris laetitia“ über die Liebe in der Familie, 19. März 2016, Nr. 1.

[2] Johannes Paul II., Antrittsenzyklika „Redemptor hominis“, 4. März 1979, Nr. 10.