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Predigt:

Weisheit, die von Gott kommt

28. Sonntag im Jahreskreis B (14.10.2018)

L1: Weish 7,7-11; L2: Hebr 4,12-13; Ev: Mk 10,17-30


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im Wandel der Zeiten ändern sich auch die Bildungsstandards. Heute gibt es viel Spezialwissen, und manche fragen: Brauchen wir das alles im Leben, was wir lernen? Ständige Fort- und Weiterbildung ist gefragt; neue Kompetenzen sollen entwickelt werden.

Aber worauf kommt es wirklich an im Leben? Ältere Menschen, die schon über viel Erfahrung verfügen, werden im Rückblick sagen: Es gilt, den Blick auf das Wesentliche des Lebens zu richten. Grundlegende Werte des Zusammenlebens, der Achtung voreinander, der Dankbarkeit und auch der gläubigen Ausrichtung auf Gott sind zu allen Zeiten von Bedeutung. Die Weisheit ist es, auf die es ankommt!

In der Lesung aus dem Buch der Weisheit ist die Rede von jener Gabe der Weisheit, die von Gott kommt. Sie ist von einzigartigem Wert; kein irdischer Vorteil kommt ihr gleich, denn sie richtet den Menschen auf die Ewigkeitsperspektive aus. Die Weisheit Gottes lässt uns das letzte Ziel, die Gemeinschaft mit Gott im Himmel, nicht aus den Augen verlieren. Sie ist nützlich auch in der Ordnung der zwischenmenschlichen Beziehungen und schenkt auf diese Weise Gerechtigkeit und Frieden. Bitten wir Gott den Herrn um den Geist der Weisheit!

Die Lesung aus dem Hebräerbrief führt unseren Gedanken weiter: denn hier wird die Lebendigkeit und Kraft des Wortes Gottes hervorgehoben. Besitzen wir eine Heilige Schrift? Lesen wir ab und zu darin? Lassen wir uns in der Glaubensgemeinschaft der Kirche einführen in den wahren Sinn des Wortes Gottes, wie uns dieser in der Heiligen Schrift und in der auf die Apostel zurückgehenden Tradition begegnet und vom Lehramt der Kirche verbindlich erschlossen wird? Das Wort Gottes ist eine Quelle der Freude und des Trostes für alle Lebenslagen! Hier begegnet uns die Weisheit, die von Gott kommt.

Im Evangelium nach Markus schließlich begegnet ein junger Mann Jesus. Er ist auf Suche nach Orientierung für sein Leben und fragt den Herrn nach dem Guten. Jesus verweist auf Gott, der allein gut und vollkommen ist. Die Gebote Gottes weisen den Weg zum ewigen Leben.

Und doch mag es Hindernisse geben, wenn wir zu sehr an irdischem Besitz, an Macht und Reichtum hängen. All dies hindert uns, in Freiheit einzutreten in das Reich Gottes. Eben deshalb hat der junge Mann ein Problem, als ihn Jesus zu einer noch konsequenteren Form der Nachfolge einlädt: Weil er reich ist, tut er sich schwer, auf all seinen Besitz um des Himmelreiches willen zu verzichten!

Jesus möchte diesem jungen Mann und uns allen das Leben nicht schwerer machen als es ist. Im Gegenteil: Wer es versteht, innerlich loszulassen, ist frei für die Liebe zu Gott und den Menschen. Darauf kommt es letztlich an; darin sollen wir von Tag zu Tag wachsen. So reifen wir der endgültigen Begegnung mit Gott im ewigen Leben entgegen. Der Lohn des Himmelreiches übersteigt alle irdischen Kategorien.

Zweifellos gibt es besondere Berufungen, wo ein Mensch so wie Franz von Assisi allem Eigentum entsagt und in vollkommener Armut Christus nachfolgt. Wer Gott alles schenkt, wird nicht leer ausgehen, sondern von ihm an Großzügigkeit in unvorstellbarem Maß übertroffen werden. Für alle aber, die mitten im gewöhnlichen Leben Gott dienen wollen, gilt: Das Herz soll frei sein von aller ungeordneten Anhänglichkeit an das Irdische. Wir dürfen die Dinge dieser Welt nutzen, sollen uns aber nicht von ihnen gefangen nehmen und fesseln lassen. Ein Vogel, der angekettet ist, kann nicht fliegen, auch wenn er es möchte. Als Christen sollen wir uns vom Heiligen Geist antreiben lassen, der uns die wahre Freiheit schenkt, sodass uns die irdischen Dinge und Aufgabe nicht absorbieren.

Nicht der Verzicht als solcher ist es, der uns Gott näher bringt; es geht um eine Hingabe des eigenen Lebens und aller damit verbundenen Güter an Gott aus Liebe, um so innerlich frei zu werden. Für Gott ist alles möglich, sagt Jesus, als seine Zuhörer meinen, dies sei eine Überforderung. Ja, lassen wir uns ein auf die Gnade Gottes, die jeden von uns ganz persönlich durch das Leben führt und geleitet! Gott hat mit uns Großes vor, und wir wollen das Gute mit Zielstrebigkeit, in kleinen Schritten und mit Geduld verwirklichen.

Die Fürbitte der Gottesmutter Maria und ihres jungfräulichen Gemahls, des hl. Josef, begleitet uns dabei!

Unser Leben hier auf Erden ist ein wunderbares Geschenk Gottes. Noch wunderbarer aber ist das, was uns im Himmelreich verheißen ist! Amen.