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Predigt:

Kommt und seht!

2. Sonntag im Jahreskreis B (17.01.2021)

L1: 1 Sam 3,3b-10.19; L2: 1 Kor 6,13c-15a.17-20; Ev: Joh 1,35-42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Rabbi, wo wohnst du?“ (Joh 1,38b). Mit dieser Frage haben sich zwei Jünger Johannes des Täufers an Jesus gewandt, der vorüberging, als Johannes taufte. Dieser hatte Jesus als „Lamm Gottes“ bezeichnet.

So waren die beiden Johannes-Jünger aufmerksam geworden und waren daran interessiert, Jesus näher kennen zu lernen. Jesus lässt sich auf ihren Wunsch ein und antwortet ihnen in freundlicher Weise: „Kommt und seht!“ (Joh 1,39). Wir können das so interpretieren: „Bleibt einfach in meiner Nähe, ich schicke euch nicht weg. Dann werdet ihr mehr erfahren.“

Tatsächlich war dies dann der Fall. Denn es blieb nicht bei den zwei Jüngern, die sich Jesus anschlossen; es folgte ihm eine ganze Schar. Und aus diesen Jüngern wiederum erwählte er sich einen Kreis von zwölf Männern, die wir als die Apostel kennen.

Um Jesus kennen zu lernen, muss man ihm folgen. Es ist nötig, das Leben mit ihm zu teilen. Die Außenansicht genügt nicht; es braucht eine Teilnahme an seiner Sendung. So wachsen die Jünger Jesu immer mehr hinein in das, was Jesus verkündet und lebt. Sie machen es sich zu eigen und werden dann selber zu glaubwürdigen Zeugen der frohen Botschaft.

Was am Anfang als freundliche Einladung gedacht ist („Kommt und seht!“), die man auch ausschlagen kann, wird später zu einer Entscheidung für das Leben. Wer im Glauben Ja sagt zu Jesus, will sich mit seinem ganzen Dasein Gott zur Verfügung stellen. Jesus Christus nachzufolgen heißt alles auf eine Karte zu setzen, ohne Rückversicherung und Ausstiegsmöglichkeit. Dieses absolute Gottvertrauen, dieser Sprung des Glaubens in die Arme des lebendigen Gottes ist nur möglich, weil Gott uns zuerst schon geliebt hat und uns diese Liebe in seinem Sohn Jesus Christus offenbart.

Wenn ein Mensch sich für die frohe Botschaft interessiert und Jesus nachzufolgen beginnt, dann ist bereits die Gnade Gottes am Werk, die den suchenden und glaubenden Menschen immer mehr zu Gott hinzieht. Die Gnade aber achtet unsere Freiheit, und so ist es gerade dieses Zusammenwirken von göttlicher Erwählung und menschlicher Antwort, welches uns zeigt, wie ernst Gott uns Menschen nimmt und wie sehr er unsere Würde achtet. Niemand kann zum Glauben und zur Nachfolge Christi gezwungen werden, und auch jede Überredung wäre falsch. Es braucht das lebendige Zeugnis jener, die sich zu Christus bekennen; dann können sie mit ihrer vom Heiligen Geist gewirkten Strahlkraft auch andere erreichen und überzeugen, sodass sich diese in aller Freiheit für die Zugehörigkeit zum Himmelreich entscheiden.

Die meisten von uns wurden schon als kleine Kinder getauft. Da war es der Glaube der Eltern und Paten und ihre Entscheidung, welche stellvertretend für uns wirksam geworden sind. Und doch ist jeder getaufte Mensch später selbst herausgefordert: Will ich mir das Taufversprechen, das zuerst andere für mich gegeben haben, auch selber zu eigen machen? Will ich aus der Taufgnade, die mir unverdient geschenkt worden ist, auch das Leben gestalten? Schätze ich die vielen Talente, die Gott mir gegeben hat, und mache ich sie mir zunutze, um auf diese Weise Gott und den Menschen besser dienen zu können?

Nur ein Leben des Ganzeinsatzes und der Ganzhingabe ist letztlich erfüllend. Halbheiten erscheinen zwar fürs erste als leichtere Alternative, auf Dauer können wir unser Leben aber nur bestehen, wenn wir auf festem Grund stehen; dazu brauchen wir ein Fundament.

Als der bisherige Johannes-Jünger Andreas seinen Bruder Simon, der dann Petrus heißen wird, mit Jesus bekannt macht, da weist Jesus schon hin auf die zukünftige Aufgabe und Rolle, welche dem Petrus zukommen wird. Er soll wie ein Fels sein, an dem sich andere anhalten und orientieren können. Dies ist aber nur möglich, wenn Petrus, der Felsenmann, selber seinen Glauben auf Christus gründet. Christus ist das griechische Wort für Messias und heißt: der Gesalbte.

Gott hat seinen menschgewordenen Sohn mit Heiligem Geist gesalbt, damit er die Menschen aus ihrer Verstrickung in die Sünde erlöse und zu Kindern Gottes mache. Wer im Stand der heiligmachenden Gnade lebt, darf sich freuen, was immer auch geschieht. Denn Gott der Herr trägt Sorge für die Seinen. Er geleitet ihr Leben, und so haben die an Jesus Christus Glaubenden allezeit Hoffnung, die sich einst vollenden wird im ewigen und seligen Leben.

Auch wir gehören dazu, denn wir sind getauft und Gott geweiht. Möge die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef uns von Gott alles Gute erwirken, das wir brauchen, und uns zum Heile führen. Amen.

Video-Link zur Homilie (YouTube)