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Predigt:

Voll Vertrauen zu Gott rufen!

30. Sonntag im Jahreskreis B (28.10.2018)

L1: Jer 31,7-9; L2: Hebr 5,1-6; Ev: Mk 10,46-52


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das Evangelium ist reich an Begegnungen von Menschen, die in Not sind, mit Jesus. Immer wieder wendet sich jemand vertrauensvoll an den Herrn, der schon so vielen geholfen hat!

Ist es nur die Not des Nicht-Sehen-Könnens, welche den blinden Bettler Bartimäus dazu veranlasst, laut um Erbarmen zu rufen, als Jesus mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge an ihm vorbeigeht?

Jedenfalls erregt das laute Schreien des Bettlers Aufsehen; man tadelt ihn wegen seiner Aufdringlichkeit. Dennoch lässt ihm Jesus sagen, er möge herantreten und seinen Wunsch vortragen. Und dann wird der blinde Bartimäus geheilt. Jesus sagt ausdrücklich: „Geh! Dein Glaube hat dich gerettet.“

Worin aber hatte sich dieser Glaube des blinden Bettlers gezeigt? Genau in dem, was die anderen als lästig und unangebracht empfunden hatten: Er hatte den Mut, seine Not auszusprechen und mit lautem Rufen dem Herrn vorzutragen. Sein Ausruf ist zugleich ein Glaubensbekenntnis: „Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!“

Wenn er Jesus als Sohn Davids bezeichnet, dann verbindet sich damit der Glaube an den verheißenen Messias, der aus dem Geschlecht Davids stammen wird. Der blinde Bettler ist im Herzen bereits sehend geworden! Er sieht zwar nicht die äußere Gestalt Jesu, aber er erkennt im Glauben in diesem Jesus von Nazareth den verheißenen Gesalbten des Herrn, den Retter und Erlöser! Und aufgrund dieses Glaubens wagt er es, dem Herrn lästig zu fallen und ihn um Erbarmen anzurufen.

Vordergründig geht es dem Blinden darum, dass er wieder sehen kann. Doch im Tiefsten seines Herzens will er wieder ganz heil werden: am Leib und in seiner Seele. Denn dieser Mensch hat bestimmt viel mitgemacht in jener Zeit, als er aufgrund seiner Blindheit von den Menschen verachtet wurde und gezwungen war, als Bettler sein Dasein zu fristen. Er mag auch manchmal mit Gott gehadert haben, weil er nicht verstanden hat, warum gerade er ein so schweres Los zu ertragen hatte.

Nun aber begegnet er Jesus, dem Erlöser, und der Herr schenkt ihm das Augenlicht wieder und heilt zugleich sein Herz von all seinen Verwundungen.

Wenn uns die Kirche dieses Evangelium am heutigen 30. Sonntag im Jahreskreis vorlegt, dann will sie uns damit sagen: Auch in unserem Leben können und sollen wir dem Herrn Jesus Christus im Glauben begegnen!

Es gibt immer wieder Stunden im Leben, wo der Herr gleichsam vorübergeht, so wie damals in Jericho Jesus mit seinen Jüngern und einer großen Schar des Volkes vorbeigezogen ist. Bartimäus hat erkannt, dass dies eine Gnadenstunde sein könnte. Er hat sich laut bemerkbar gemacht und Jesus um Erbarmen angefleht! Der Herr aber hat ihn in Güte wahrgenommen und ihm die Fähigkeit des Sehens neu geschenkt. Die Liebe Gottes ist angekommen im Herzen des Bartimäus, sodass er daraufhin Jesus nachfolgte.

Wenn es in unserem Leben Zeiten der Freude gibt, aber auch manchmal solche der Not und Bedrängnis, dann wollen wir den Herrn nicht vorübergehen lassen, ohne uns an ihn zu wenden! Wir dürfen zu Gott rufen; mitunter ist dieses Rufen wie ein Schrei der Not. Gott aber, der wirklich Vater ist und voll des Erbarmens ist – er wird uns hören und erhören! Wichtig ist der lebendige Glaube und das Vertrauen auf seine Hilfe. In diesem Sinn beten wir zu Beginn des Rosenkranzes: „Jesus, der uns den Glauben vermehre; Jesus, der uns die Hoffnung stärke; Jesus, der uns die Liebe entzünde“.

Was erwarten wir vom Herrn? Wo soll er uns helfen? Es wäre töricht, so zu tun, als ob wir perfekt wären und uns nichts fehlen würde. Eine solche Haltung ist zwar gegenüber anderen Menschen verständlich, wo wir uns schwer tun, die eigene Unvollkommenheit, die eigenen Schwächen, das eigene Versagen zuzugeben. Aber gegenüber Gott, der uns im tiefsten Herzen kennt und erkennt, wäre es sinnlos, sich so zu verhalten. Gott aber blickt uns an mit unendlicher Liebe. Er demütigt uns nicht, sondern erhöht uns, wenn wir uns selber in wahrer Demut und Reue an ihn wenden.

Gewiss werden auch wir das Heil Gott empfangen und erfahren, wie es dem ehemals blinden Bartimäus geschenkt wurde, wenn wir uns an Jesus, den Retter und Erlöser, wenden! Die Fürbitte der Gottesmutter Maria, der Rosenkranzkönigin, sowie des heiligen Josef begleite uns dabei! Amen.