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Predigt:

Die Tempelreinigung Jesu

3. Fastensonntag B (07.03.2021)

L1: Ex 20,1-17; L2: 1 Kor 1,22-25; Ev: Joh 2,13-25


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das Auftreten Jesu im Tempel zu Jerusalem verstört viele. Jesus wird gewalttätig; er wirft die Tischer der Wechsler um und schüttet ihr Geld aus. Mit einer Geißel aus Stricken treibt er die Tierhändler zusammen mit den Rindern und Schafen aus dem Tempel hinaus! Es handelt sich um eine „Tempelreinigung“. Jesus möchte nicht, dass aus dem Haus seines Vaters eine Markthalle wird!

Den frommen Juden galt der Tempel über alles. Zur Zeit Jesu war der von König Herodes dem Großen im Jahr 21 vor Christus in großem Stil umgestaltete Tempel bereits in vielen Teilen fertig; aber an manchen Stellen baute man auch in den kommenden Jahrzehnten noch weiter, bis dann im Jahre 70 nach Christus mit der römischen Eroberung Jerusalems auch dieser prachtvolle, ja einzigartige Tempel zerstört wurde.

Und nun tritt Jesus auf und beansprucht, dass der Tempel ein Gotteshaus ist und nicht ein Ort, wo man Geschäfte machen darf! Die empörten jüdischen Verantwortlichen für den Tempel verlangen von Jesus ein Zeichen dafür, dass er so handeln darf wie er es tut. Sie spüren, dass er im Recht ist, aber dennoch fragen sie nach einer Legitimation für sein Handeln.

Jesus antwortet ihnen mit einem rätselhaften Wort: Sie mögen diesen Tempel niederreißen, er werde ihn in drei Tagen wieder aufrichten. Unverständnis und Spott folgen. Auch für die Jünger Jesu ist nicht klar, was er hier meint. Erst im Rückblick, nach seiner Auferstehung, werden sie erkennen, dass er vom Tempel seines Leibes gesprochen hat, der am Kreuz dem Tode ausgeliefert und so zerstört wurde, dann aber am dritten Tag auferweckt wurde.

Die Verehrung Gottes ist seit dem Tod und der Auferstehung Jesu nicht mehr an einen bestimmten Ort gebunden. Gott ist überall gegenwärtig, und doch möchte er in unserem Herzen Wohnung nehmen. Dies ist schon geschehen in der heiligen Taufe. So sind wir selber mit unserem Leib und unserer Seele zu einem Tempel des lebendigen Gottes geworden. Gott ist unendlich heilig, und dieser einzigartig erhabene Gott heiligt auch uns!

Weil wir aber als von Jesus Christus Erlöste zu seinem geheimnisvollen Leib gehören, der die Kirche ist, dürfen wir Gott im Heiligen Geist anbeten und sollen ihm eine wahrhaftige Form der Verehrung erweisen. Dies geschieht vor allem durch die sakramentale Vergegenwärtigung des Todes und der Auferstehung Christi in der heiligen Eucharistie. Hier begegnet uns der dreimal heilige Gott immer wieder aufs Neue, um uns zu heilen und zu heiligen. Wir werden innerlich geheilt, indem uns Gott alle Sünden vergibt, die wir von Herzen bereuen. Gott erneuert uns in unserem Herzen; er schenkt uns den Geist der Liebe, in welchem wir zu Gott „Vater“ sagen und der uns befähigt, die Gebote Gottes zu halten.

An diese Gebote werden wir in der Lesung aus dem Buch Exodus erinnert. Die Gebote Gottes wollen die Menschen nicht versklaven – ganz im Gegenteil! Es sind Wegweisungen zu einer größeren Freiheit jener, die den Bund der Liebe halten wollen, den Gott selber mit uns geschlossen hat. Lassen wir uns also ein auf das Geschenk der Liebe Gottes; er wartet auf unsere Antwort der Liebe. Wer aus Liebe zu Gott und zum Nächsten all die genannten Gebote erfüllt, der bezeugt die Gegenwart des heiligen Gottes, den wir anbeten und dem wir dienen.

Der unendlich erhabene Gott wohnt bei uns; wir sind sein Eigentum. Darum wollen wir ihn preimsen und uns seiner Gegenwart erfreuen! Amen.

Videolink zur Homilie (YouTube)