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Predigt:

Neun Monate zuvor ...

4. Adventsonntag B (20.12.2020)

L1: 2 Sam 7,1-5.8b-12.14a.16; L2: Röm 16,25-27; Ev: Lk 1,26-38


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im Evangelium des 4. Adventsonntags werden wir zeitlich genau neun Monate vor Weihnachten zurückversetzt, nämlich auf den 25. März. An diesem Tag feiert die Kirche das Hochfest der Verkündigung des Herrn an Maria.

Ja, und eben darum geht es in diesem Evangelium: Der Engel Gabriel begrüßt Maria mit den uns wohlbekannten Worten: „Sei gegrüßt, du Gnadenvolle. Der Herr ist mit dir.“ (Lk 1,28).

Dem Engel geht es aber nicht nur um einen hohen und erhabenen Lobpreis dieser gnadenvollen Jungfrau namens Maria. Er hat einen Auftrag und soll Maria verkünden, sie werde einen Sohn gebären; dem solle sie den Namen Jesus geben.

Für Maria ist von vornherein klar, dass sie Gottes Willen folgen will. Aber weil ihr Gehorsam ein vom Heiligen Geist erfüllter und zugleich auch vom vernünftigen Nachdenken geleitet ist, bringt sie eine Frage vor: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ (Lk 1,34)

Was bedeutet diese Frage? Maria ist doch, wie es heißt, mit einem Mann namens Josef verlobt (vgl. Lk 1,27). Wieso sollte sie da kein Kind bekommen? Wenn jemand verlobt ist und dann heiratet, ist es doch natürlich, dass das Paar bald auch Kinder hat. Überdies war im jüdischen Volk die Verlobung bereits die erste Stufe der Heirat; die Ehe war also bereits gültig, auch wenn der Bräutigam seine künftige Frau noch nicht ins gemeinsame Haus heimgeführt und die Ehe mit ihr noch nicht vollzogen hatte.

In diesem Fall freilich verhält es sich anders: Maria ist Jungfrau und will es auch bleiben. Sie hat diesen Entschluss nicht ohne Wissen und Einverständnis ihres künftigen Mannes Josef gefasst, sondern ihn ganz sicher im Voraus über ihre besondere Berufung informiert. Und Josef war einverstanden, denn er ist sich ganz sicher, dass Gott Großes mit Maria vorhat. Er sieht es als besondere Ehre an, wenn er an ihrer Seite stehen und sie als Gatte beschützen darf – auch dann wenn ihre Ehe jungfräulich sein wird und daher ein Kind auf natürliche Weise nicht zu erwarten ist.

Nun aber erkennt Maria aus den Worten des Engels, der sie so ehrfürchtig begrüßt, dass Gott etwas Einzigartiges mit ihr vorhat: Sie soll die Mutter des Erlösers werden. Eine solche Ehre ist bisher noch keiner Frau zuteil geworden und wird auch keiner anderen in Zukunft zuteilwerden. Maria will und wird Ja sagen zum göttlichen Plan. Doch zuvor möchte sie erfahren, wie denn das geschehen soll: Sie ist ja mit Josef verlobt und will Jungfrau bleiben – auf welches Weise ist hier eine Empfängnis möglich?

Die Antwort des Engels ist klar und bleibt doch geheimnisvoll: Der Heilige Geist wird auf Maria herabkommen, die Kraft des Höchsten wird sie überschatten. Und so empfängt sie den Sohn Gottes, den Heiligen, ohne Zutun eines Mannes. Josef von Nazareth wird aber dann doch einbezogen in den Heilsplan Gottes, denn er ist ja der Mann Marias und darf die Vaterstelle am Jesuskind vertreten. Ihm ist das Kind und dessen Mutter von Gott anvertraut; sie alle bilden die Heilige Familie.

Wir freuen uns, dass Papst Franziskus am 8. Dezember 2020 ein „Jahr des heiligen Josef“ ausgerufen hat. Es ist nämlich genau 150 Jahre her, als damals unter Papst Pius IX. der heilige Josef zum Patron der Kirche erklärt wurde. Die Begründung war folgende: So wie der heilige Josef Sorge getragen hat für das Jesuskind und dessen Mutter Maria, so setzt er sich vom Himmel aus ein für alle, die zur Gemeinschaft der Kirche gehören. Die Kirche wird bereits vom heiligen Paulus mit einem menschlichen Leib verglichen, der aus Haupt und Gliedern besteht. In der Kirche ist Jesus Christus das unsichtbare Haupt, und wir sind die Glieder dieses geheimnisvollen Leibes. Josef von Nazareth weiß sich im Himmel verantwortlich für uns alle, die wir noch auf Erden pilgern und den Weg des Glaubens gehen. So beschützt er die Kirche insgesamt und jeden einzelnen, der sich unter seinen Schutz stellt.

Ich lade Sie ein, dass wir dies bewusst tun. Wir haben ein schönes Josefsbild in der Pfarrkirche von Mühldorf-Niederranna und sehen darauf, wie Josef das Jesuskind an der Hand führt und geleitet. So möge uns der heilige Josef vom Himmel aus den guten Weg des Heiles geleiten, damit wir einst der unbeschreiblich seligen und unvergänglichen Freude in der Anschauung Gottes und in der Gemeinschaft aller Engel und Heiligen teilhaftig werden. Amen.

Video-Link zur Homilie (YouTube)