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Predigt:

Von Gottes Liebe ergriffen - zur Nachfolge Christi berufen

4. Sonntag im Jahreskreis B (31.01.2021)

L1: Dtn 18,15-20; L2: 1 Kor 7,32-35; Ev: Mk 1,21-28


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im Evangelium nach Markus hören wir, welchen Eindruck die Persönlichkeit Jesu und sein Auftreten auf die Menschen gemacht haben! Sie erkannten: Hier lehrt „einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.“ (Mk 1,22). Es handelt sich um ein Lehren mit Autorität, mit göttlicher Vollmacht. Die Worte Jesu haben eine Kraft in sich, die von Gott kommt. Der Heilige Geist wirkt in ihm, denn er ist der Gesalbte Gottes, der Christus – der Messias.

Ja, in Jesus erfüllen sich die Worte, mit denen Gott selbst im Alten Bund durch Mose verkünden ließ: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte, unter deinen Brüdern, erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören.“ (Dtn 18,15). In der Lesung aus dem Buch Deuteronomium war davon die Rede.

Jesus ist der verbindliche Ausleger des Gesetzes Gottes, der „Thora“. Die Weisung Gottes spendet Leben, und dies wird in Jesus Christus sichtbar. Er erschließt den Menschen auf einzigartige Weise den Willen Gottes und zeigt ihnen, wie sehr Gott sie liebt und ihnen das ewige Leben schenken will. Jesus ist der Heiland für Leib und Seele. Er heilt Kranke und Besessene und tritt machtvoll auf, indem er die Nähe des Reiches Gottes verkündet. Wer zum Glauben an ihn findet und ihm nachfolgt, findet das Heil. Die Gemeinschaft mit Jesus Christus schenkt Anteil am göttlichen Leben.

Es verwundert nicht, dass die Menschen aus dem näheren Umfeld Jesu so von ihm fasziniert waren, dass sie um seinetwillen alles Übrige zurückließen und ihm nachfolgten. Sowohl Männer als auch Frauen hörten voller Sehnsucht und mit innerer Bereitschaft auf seine Worte vom Himmelreich, das er machtvoll und zugleich in Güte und Liebe verkündete. Die Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth spricht ausdrücklich an, dass in der Aufbruchsbewegung jener Zeit so manche Frauen und Männer den Entschluss fassten, um des Himmelreiches willen ehelos und jungfräulich zu leben.

Die Ehe ist nach der Überzeugung des Apostels Paulus wertvoll, und natürlich brauchen wir gute Ehen und Familien. Da aber das Reich Gottes bereits angebrochen ist und in Jesu Leben, Sterben und Auferstehen eine neue Wirklichkeit gegenwärtig geworden ist, gelten auch neue Maßstäbe: Für manche ist der Ruf in die Nachfolge Jesu so radikal, dass sie eben nicht heiraten und daher ehelos bleiben – um des Himmelreiches willen. So sind jene Menschen frei für das Gebet und den Dienst in der christlichen Gemeinde; sie können sich Notleidenden und Hilfesuchenden zuwenden und werden nicht durch die Sorgen für die eigene Familie eingeengt. Wenn Paulus den Weg der Ehelosigkeit empfiehlt, so tut er dies nicht, um Menschen vom Heiraten abzuhalten, die dies wollen. Er ermutigt aber jene, die dem Herrn in der Form der Ehelosigkeit nachfolgen wollen, es auch zu tun. Es geht um einen Gottesdienst in innerer Freiheit, ohne Fesseln, und hier kann die gottgeweihte Ehelosigkeit eine hervorragende Weise sein, die Berufung zur Gottes- und Nächstenliebe zu leben und zu verwirklichen.

Aufs Ganze gesehen entsprechen sich in die Kirche Gottes die Berufungen zum ehelichen und familiären Leben auf der einen Seite und zum gottgeweihten, jungfräulichen Leben der Ehelosen auf der anderen Seite. Wir alle haben teil am Bund der Liebe, den Gott mit seinem Volk geschlossen hat. So gesehen ist Jesus Christus der Bräutigam des Volkes Gottes, also der Kirche. In der Ehe sind Mann und Frau berufen, diesen Liebesbund darzustellen und daran teilzuhaben, indem sie sich einander in Liebe schenken und die dabei gezeugten Kinder annehmen.

Wer sich aber in ehelos-jungfräulicher Weise auf das Reich Gottes bezieht, darf in gewisser Weise schon hier auf Erden das vorwegnehmen und bezeugen, was uns allen im Himmelreich verheißen ist: die Unmittelbarkeit der Liebe zu Gott und die neue Gemeinschaft all jener, die Anteil erhalten am Himmelreich, sodass sich all das Große und Schöne in Herrlichkeit zum Lobe Gottes und zum Heil der Menschen vollendet, was uns von Gott verheißen ist. Amen.

Videolink zur Homilie (YouTube)