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Predigt:

Aussatz, Corona und Quarantäne

6. Sonntag im Jahreskreis B (14.02.2021)

L1: Lev 13,1-2.43ac.44ab.45-46; L2: 1 Kor 10,31-11,1; Ev: Mk 1,40-45


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der Aussatz oder die Lepra gilt heute allgemein als eine Krankheit, die heilbar ist. Zur Zeit Jesu und auch vorher schon im Alten Testament war das nicht so: Höchste Vorsicht war geboten, wenn jemand von den zuständigen Priestern für aussätzig erklärt worden war!

Natürlich bedeutete diese Krankheit nicht, dass jemand moralisch schuldig geworden war. Dennoch behandelte man einen Aussätzigen so, als ob er selber für seine Krankheit verantwortlich wäre. Er wurde ausgegrenzt, und man mied den direkten Kontakt mit ihm. Dies hatte aufgrund der Ansteckungsgefahr natürlich vor allem epidemiologische Gründe. Auch wir kennen das zurzeit, wenn Menschen von einem Tag auf den anderen in Quarantäne kommen. So soll die Ausbreitung einer ansteckenden Krankheit verhindert werden.

In der Begegnung mit Jesus fassen auch aussätzige Menschen wieder Mut. Jesus Christus tritt auf als der Heiland für Leib und Seele. Es gibt keine Krankheit und kein Leiden, gegenüber welchem er machtlos wäre. Er handelt als der wahre Sohn Gottes wie ein Arzt, der den Menschen ganz heil macht. Der Glaube an die rettende Macht Gottes ist jedoch Voraussetzung für eine Heilung.

So sagt auch der Aussätzige im Evangelium zu Jesus, dass er davon überzeugt ist, dass ihn Jesus rein machen kann – wenn er will! Und Jesus will es; er streckt die Hand aus, berührt den Menschen, und er wird rein. Welch großes Wunder!

Dann aber trägt Jesus dem geheilten und von innen her geheiligten Menschen etwas auf, was eigentlich gar nicht so schwer zu erfüllen wäre: Der ehemals von Aussatz Befallene soll zu niemandem etwas sagen, sondern sich dem Priester zeigen und das vorgesehene Reinigungsopfer darbringen. Wenn der Mann dies auf Jesu Wort hin tut, dann ist das ein Zeugnis für die Gesetzestreue Jesu.

Doch was geschieht? Der Geheilte kann sich nicht zurückhalten. Voller Freude über seine Heilung verkündet er jedem, was ihm widerfahren ist. Dies hat zur Folge, dass alle Menschen Jesus aufsuchen und er sich der vielen zudringlichen Leute kaum erwehren kann.

Wenn wir etwas Freudiges erfahren, dann wollen wir das anderen mitteilen. Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über (vgl. Lk 6,45 b). Doch wenn wir zu ausgelassen und übermütig sind, dann verliert sich die Freude. Wir sind dann plötzlich wie ernüchtert, und unser Herz ist leer. Auch davor wollte Jesus den geheiligen Aussätzigen bewahren. Für ihn wäre es besser gewesen, das Geschehene im Herzen zu bedenken und es noch besser innerlich zu verarbeiten, als es gleich nach außen zu tragen. Hätte er sich dem jüdischen Priester gezeigt, dann wäre amtlich seine Heilung bestätigt worden, und man hätte auch festgehalten, dass er durch die Macht Gottes von Jesus geheilt worden war.

Gibt es eine Wegweisung für uns heute, die uns das Evangelium von der Heilung des Aussätzigen anbietet? Zuerst einmal gilt: Jesus Christus ist auch für uns der Heiland, der göttliche Arzt. Ihm dürfen wir alle Menschen im Gebet anvertrauen, die mit dem Corona-Virus infiziert sind und mitunter schwere, ja lebensgefährliche Symptome haben. Zugleich beten wir für alle Ärzte und Pflegepersonen. Es ist wichtig, dass wir im näheren familiären Umfeld einerseits Sorge tragen für die Einhaltung gewisser Vorsichtsmaßnahmen, dass wir aber andererseits den betroffenen Menschen zeigen, dass wir zu ihnen stehen und sie nicht ausgrenzen. Diese Gratwanderung ist gar nicht immer so einfach und wird auch fallweise missverstanden. Manche würden sich mehr an Nähe und Zuwendung erwarten, andere wiederum sind übervorsichtig und meiden jeden Kontakt.

Wie immer wir die Dinge dann ganz konkret angehen – eines sollten wir nicht vergessen: Gott möchte uns zum ewigen Heil und zur Vollendung führen. Dies schließt die rechte Sorge um unsere Gesundheit mit ein, aber zugleich auch das Bewusstsein unserer Grenzen. Wir sind sterbliche Menschen, konfrontiert mit Krankheit und Tod. Christus der Herr, welcher für uns am Kreuz gestorben und am dritten Tag von den Toten erstanden ist, schenkt uns das Leben in Fülle. Ihm vertrauen wir uns an; ihm empfehlen wir alle Kranken und Leidenden und rufen dabei die Fürbitte der Gottesmutter Maria, des heiligen Josef und aller Engel und Heiligen des Himmels an! Amen.

Videolink zur Homilie (YouTube)