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Predigt:

Das Wort Gottes ist Fleisch geworden

Hochfest der Geburt des Herrn (Am Tag) B (25.12.2017)

L1: Jes 52,7-10; L2: Hebr 1,1-6; Ev: Joh 1,1-18


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das ewige Wort Gottes ist Fleisch geworden! Gottes Sohn wurde vom himmlischen Vater in diese Welt gesandt, damit er als Menschenkind von einer Jungfrau empfangen und im Stall von Bethlehem geboren werde.

All dies hat sich verwirklicht, als die „Fülle der Zeit“ gekommen war!

Mit machtvollen Worten beschreibt der Evangelist Johannes das Geheimnis der Fleischwerdung des göttlichen Wortes. „Fleisch“ meint im biblischen Sinn das Ganze des Menschseins, also nicht nur unseren Leib, sondern die gesamtmenschliche Existenz. Hier aber sagt uns der christliche Glaube, welcher auf dem Wort Gottes gründet: Gott selbst ist Mensch geworden. Die zweite göttliche Person, also das ewige Wort Gottes, der Logos, hat unsere menschliche Natur angenommen. Gottes Sohn ist in allem uns gleich geworden außer der Sünde, um uns eben von der Sünde zu erlösen und das göttliche Leben neu zu schenken, welches Adam und Eva für sich und ihre Nachkommen verloren hatten.

Im kleinen, unscheinbaren Stall zu Bethlehem tritt das Größte zutage, das Gott wirken kann: Er kommt zu uns als kleines Kind, damit wir in der gläubigen Verbundenheit mit diesem Kind Jesus zu Söhnen und Töchtern Gottes werden. Der ewige Gott „kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1,11), heißt es im Johannesevangelium.

Doch unmittelbar danach folgt eine tröstliche Aussage, die uns allen gilt: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die … aus Gott geboren sind.“ (Joh 1,12).

Durch den Glauben und die Taufe sind wir tatsächlich zu Kindern Gottes geworden. Wir haben teil am göttlichen Leben, da wir im Heiligen Geist Gemeinschaft haben mit dem Sohn Gottes.

Was aber bedeutet dies für unser Menschsein, für unser Dasein auf Erden? Oft ist unser Alltag grau und unspektakulär. Mühen und Sorgen drücken uns nieder; mitunter vergessen wir, dass es noch Größeres und Schöneres gibt, weil wir zu sehr auf die Erde blicken und zu wenig in den Himmel, wo die Sterne sind! Doch das Kind in der Krippe zeigt uns: Gott ist uns gerade im Alltag nahe, in allen Mühen, Krisen und Leiden. Er verschmäht unsere Armut nicht; er tritt bei uns ein, wenn wir ihm nur Raum geben. Er möchte sein Leben mit uns teilen und auf diese Weise unser Leben reich machen, da wir erfüllt werden mit der Gnade seiner Gegenwart. Dann aber leuchtet auch in unserem Herzen ein Licht der Hoffnung auf, das nicht zerstört werden kann. Dann werden wir fähig, Brücken des Friedens und der Versöhnung zu unseren Mitmenschen zu bauen. Dann kehrt Freude ein in unsere Herzen, da uns neu bewusst wird, zu welch großer Würde uns Gott berufen hat: Wir heißen Kinder Gottes und sind es auch!

Jeder Mensch ist in den Augen kostbar, dann wir alle sind geschaffen nach dem Bild und Gleichnis Gottes (vgl. Gen 1,27). Wer daher das Bild Gottes im Menschen zu zerstören sucht, wendet sich gegen Gott selbst. Umgekehrt gilt aber auch: Jeder Mensch, der uns begegnet – und sei er der Geringste und Ärmste –, ist von Christus in seiner heiligen Menschwerdung in Liebe angenommen. Keiner soll mehr sagen können: Ich bin nicht geliebt. Denn Gott liebt uns alle und einen jeden von uns ganz persönlich.

Freilich brauchen solche armen und verlassenen Menschen auch jemanden, der ihnen genau dies sagt: „Gott liebt dich“ und die dieses Wort auch durch die gute Tat bestätigen. Genau dazu lädt uns das Weihnachtsfest ein; wir sind reich beschenkt durch Gottes Güte, lasst uns also Boten seiner Freude sein für alle Menschen, die nach dem Heil Gottes Ausschau halten! Amen.