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Predigt:

Gott erhöht die Niedrigen

22. Sonntag im Jahreskreis C (28.08.2022)

L1: Sir 3,17-18.20.28-29; L2: Hebr 12,18-19.22-24a; Ev: Lk 14,1.7-14


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

 

Das geoffenbarte Wort Gottes schenkt uns in der Heiligen Schrift immer wieder eine gute Wegweisung für unser Leben. Gemeint ist hier das Leben in seinem ganzen Umfang und Inhalt: Hier auf Erden beginnt es mit der Empfängnis, dann wächst das Kind im Mutterschoß heran bis zur Geburt. Der kleine Mensch entwickelt sich, wird größer, das Kind lernt dazu und wird zum Jugendlichen und dann zum Erwachsenen. Und auch dann lernen wir nicht aus, sondern sollen zunehmen an Alter und Weisheit, bis der Lebensbogen vollendet ist und Gott uns zu sich ruft.

Natürlich geht es bei dem, was im Wort Gottes enthalten ist, nicht bloß um irdische Lebensklugheit. Diese können uns auch andere Menschen vermitteln. Jesus nimmt aber dennoch gerne Beispiele aus der Lebenswelt der Menschen, um seine Zuhörer so einzuführen in die Geheimnisse des Reiches Gottes.

Wenn er beispielsweise von der Demut spricht, so könnte man sagen: Das ist nützlich für das gute Zusammenleben. Ähnlich heißt es in der Lesung aus dem Buch Sirach, dass ein bescheidener Mensch von anerkannten Menschen geliebt werden wird (vgl. Sir 3,17). Die Demut ist aber eine innere Haltung, die den Menschen auch auf Gott hin öffnet, wenn sie echt ist. Demut bedeutet vollkommene Wahrhaftigkeit. Wir stehen zu dem, was wir sind. Wir anerkennen uns selbst und andere in ihrer Wahrheit, so wie sie wirklich sind, so wie der Mensch vor Gott ist. Denn nur dies zählt letztlich und hat Bestand.

Das Besondere daran aber ist: Wenn sich der Mensch in seiner inneren Wahrheit vor Gott sieht und annimmt, dann wird er dadurch nicht erniedrigt, sondern erhöht. Sogar dann, wenn wir Fehler gemacht haben oder gesündigt haben, dürfen wir vor Gott hintreten in Reue und Demut, und wir werden Verzeihung finden. Gott richtet uns auf; er bestätigt uns in unserer Würde als Geschöpfe, ja als Kinder Gottes, die wir durch die Taufe wahrhaft sind. Und zugleich steigt die Achtung vor dem Mitmenschen, der uns gleich ist an Würde und den Gott ebenfalls zum ewigen Leben im Himmelreich berufen hat.

Von daher sollten wir aufmerksamer sein für all das, was uns umgibt, und insbesondere für die Menschen, mit denen wir zusammenleben. Ein jeder Mensch ist uns von Gott als Schwester oder Bruder zur Seite gestellt, und eine Zeitlang ist es unsere Lebensaufgabe, gerade mit diesem Menschen auszukommen und ihr oder ihm Gutes zu tun, soweit dies möglich ist. Auf diese Weise reifen wir im Leben heran und entfalten unsere gottgeschenkten Talente und Fähigkeiten.

So verbirgt sich also mitten im Alltag die kostbare Perle des Himmelreiches. Wir sollen sie suchen und an dieser Perle, an diesem Schatz festhalten. Auf diese Weise werden wir uns neu dessen bewusst, was es heißt, Kinder Gottes zu sein und erlöst zu sein. Wir gehören, auch wenn wir auf Erden leben, bereits dem Himmelreich an. Dieses ist nicht fern von uns. Die Engel und Heiligen des Himmels begleiten uns durch ihre Fürbitte bei Gott und durch ihren Dienst. Das Leben eines jeden Menschen ist einzigartig und kostbar. Ja, auch uns selber gilt die frohe Botschaft: Du bist von Gott geliebt; er hat Großes mit dir vor; er möchte dich zur Vollendung führen.

Lassen wir uns im Glauben ein auf diesen Plan der Liebe Gottes und machen wir unser Leben zu einer Gabe der Liebe für Gott und die Mitmenschen. Je mehr wir dies tun und uns in der Hingabe der Liebe verlieren, desto mehr werden wir unser wahres Leben gewinnen. Denn wer Gott alles schenkt und ihm in allem vertraut, wird gewiss nicht enttäuscht werden! Amen.