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Predigt:

Ewig währt die Huld des Herrn für alle, die ihn suchen

24. Sonntag im Jahreskreis C (15.09.2019)

L1: Ex 32,7-11.13-14; L2: 1 Tim 1,12-17; Ev: Lk 15,1-32


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das Evangelium dieses Sonntags zeichnet uns ein eindrucksvolles Bild von jenem guten Vater, welcher zwei Söhne hatte, die dann einen unterschiedlichen Weg gehen. Es ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn bzw. vom barmherzigen Vater, welches wir alle kennen.

Die Botschaft lautet: Umkehr ist möglich! Habe Mut, einen falschen Weg zu verlassen und wieder neu auf guten und bewährten Pfaden zu wandern. Gott selbst wartet auf uns und schließt uns in seine Arme – so wie der barmherzige Vater den verloren gegangenen Sohn mit Freude aufnimmt!

Der moderne Mensch kann mit Schuld nicht mehr so recht umgehen. Zwar spürt er immer wieder sein Ungenügen und sein Versagen, und mitunter wird auch der Begriff der „Sünde“ in einem nicht religiösen Zusammenhang neu verwendet. Wenn in der letzten Zeit oft von „Klimasünden“ die Rede ist, dann zeigt diese Wortwahl eine gewisse Dramatik und Ernsthaftigkeit auf.

Sünde“ aber hat letztlich mit Gott zu tun und bedeutet eine Beziehungsstörung des Menschen zu Gott und auch zu sich selbst und seinesgleichen. Das deutsche Wort „Sünde“ hängt mit „Absonderung“, also mit Trennung zusammen. In der Sünde trennt sich der Mensch von der Liebe Gottes; er baut auf die eigenen Kräfte und sieht keine Notwendigkeit einer lebendigen Verbindung mit Gott.

Solcherart aber wird das Wirken des Menschen destruktiv, also zerstörerisch. Es ist eine Tragik des schuldhaften Verhaltens, dass hier der dafür verantwortliche Mensch die guten Gaben der Schöpfung und die guten Kräfte des Daseins in ihr Gegenteil verkehrt. Denken wir nur an eheliche und familiäre Beziehungen: Wenn hier ein Beziehungsabbruch erfolgt, dann bleiben oft tiefe Wunden. Nicht zuletzt müssen die Kinder das erleiden, was ihre Eltern aus einer Haltung des Egoismus und der Streitsucht an Bösem in die Welt setzen.

Papst Franziskus hat in der Enzyklika „Laudato si“ die eigentlichen und tiefsten Ursachen der gegenwärtigen Natur- und Umweltkrise offen gelegt, wenn er schreibt: „Die Gewalt des von der Sünde verletzten menschlichen Herzens wird auch in den Krankheitssymptomen deutlich, die wir im Boden, im Wasser, in der Luft und in den Lebewesen bemerken.“ (Nr. 2). Eben darum braucht es eine wirkliche Umkehr!

Diese Umkehr aber kann für gläubige Menschen nur darin bestehen, die Gottesbeziehung zu erneuern und zu vertiefen. Auf diese Weise hat die Sünde keinen Platz mehr im Leben, und die Kraft des Guten kann sich wieder zeigen. All dies ist uns nur möglich, weil uns Gottes Gnade an sich zieht. Gott selbst ist es ja, der auf uns wartet. Denn wenn der Mensch seine Freiheit zum Bösen missbraucht, schadet er sich selbst und seinen Mitmenschen. Gott aber, der unendlich vollkommen ist, kann keine Einbuße seiner Herrlichkeit erleiden, und dennoch nimmt Gott wie ein barmherziger Vater innigsten Anteil am Los der Menschen, denn er will nicht, dass wir Schaden erleiden und uns gegenseitig zugrunde richten. Gott möchte uns ewiges Leben in seiner Gemeinschaft schenken!

Auch die Lesungen helfen uns zu einem tieferen Verständnis dieser Zusammenhänge. Im Alten Bund fiel das Volk Israel immer wieder ab von seinem Bund mit Gott. Sie machten sich Ersatzgötter aus Menschenhand, wie das berühmte goldene Kalb in der Wüste. Wenn Gott hier den Menschen eine Strafe androht, dann tut er dies gerade aus Liebe: weil ihm nämlich an seinem Volk etwas liegt und er nicht will, dass es zugrunde geht, sondern dass sich die Menschen bekehren. Mose tritt als Fürbitter vor Gott für das Volk Israel ein, und er findet Erhörung. Im Hinblick auf das Neue Testament können wir Jesus Christus als den neuen Mose bezeichnen. Er ist der Mittler des Bundes zwischen Gott und den Menschen. Durch die Hingabe seines Leibes und Blutes am Kreuz tilgt er die Schuld der Menschen. Wir sind eingeladen, das Angebot seiner Gnade anzunehmen!

Im ersten Brief des Apostels Paulus an Timotheus dankt der Verfasser Gott dafür, das er Erbarmen gefunden hat. Denn er wusste in seinem Unglauben nicht, was er tat, als er vor seiner Bekehrung die Christen verfolgte und töten ließ. Und dankbar bezeugt Paulus: „Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Von ihnen bin ich der Erste.“ (1 Tim 1,15). Weil er das Erbarmen Gottes in überreichem Maß erfahren hat, setzt er sich nun ein für die rettende Botschaft der Liebe. Das Evangelium soll möglichst alle Menschen erreichen.

Jesus Christus hat die Sünde und den Tod überwunden, in ihm haben auch wir das neue Leben in Gott empfangen. Möge uns die Fürbitte der Gottesmutter Maria hinführen zum Geist wahrer Buße und Lebenserneuerung; dann kehrt Freude ein in die Herzen der Menschen, und unser Leben ist in Gottes Liebe geborgen.

Amen.