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Predigt:

Von der wunderbaren Macht und Kraft des Gebetes

29. Sonntag im Jahreskreis C (16.10.2016)

L1: Ex 17,8-13; L2: 2 Tim 3,14-4,2; Ev: Lk 18,1-8


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In welchem Geist und in welcher Gesinnung, in welcher inneren Haltung also sollen wir zu Gott beten? Oder ist diese Frage vielleicht überflüssig, weil die einen meinen: „Beten hilft ohnehin nichts (mehr)“, und weil die anderen sagen, es käme auf das Innere des Herzens gar nicht an, sondern nur auf äußere Riten und Vollzüge, die gleichsam in magischer Weise und wie Beschwörungen vollzogen werden müssten, so als ob es nötig sein, irgendwelche „Zaubersprüche“ aufzusagen, um damit von angeblich göttlichen Mächten, in Wirklichkeit aber doch wohl eher von der „dunklen Seite der Macht“ etwas für sich oder in seinem Sinn zu erzwingen?

Die Lesung aus dem Buch Exodus könnte dieses magische Missverständnis begünstigen: Da verteidigt sich das Volk Israel im Kampf gegen das Volk der Amalekiter, das es angreift und bedrängt. Solange diese militärische Auseinandersetzung dauert, erhebt Mose die Hände im Gebet zu Gott. Immer wenn seine physische Kraft abnimmt, lässt er die Hände sinken; dann ist Amalek stärker. Wenn er die Hände wieder erhebt, ist das Volk Israel erfolgreich. Da kommt den Gefährten des Mose die glorreiche Idee, ihn selber auf einen Stein zu setzen und seine emporgehobenen Arme abzustützen: so bleibt Israel schließlich siegreich!

War es hier wirklich nur die Geste der physisch emporgehobenen Arme des Mose, die im Kampf den Sieg der Isareliten gegen die ungerechten Angreifer bewirkt hat? Oder war das alles nur ein äußerer Hinweis auf etwas Inneres: nämlich, dass wir im Gebet nicht nachlassen sollten und wir dort, wo unsere eigene Kraft und Ausdauer versagt, der Stütze durch gute Menschen bedürfen, die mit uns beten und die auf diese Weise eben jene Beharrlichkeit und jenes Gottvertrauen zum Ausdruck bringen, mit dem wir das Herz Gottes zwar nicht zwingen, wohl aber doch in Liebe „erobern“ können?

Die äußere Haltung kann und soll die innere Einstellung des betenden Menschen ausdrücken: Ob wir knien oder uns niederwerfen, ob wir stehen oder sitzen – immer geht es darum, dass wir im Gebet bewusst die Gegenwart und Nähe Gottes suchen, der trotz unserer menschlichen Bemühungen der Unverfügbare bleibt. Wir glauben an keinen „deus ex machina“, der wie auf Knopfdruck genau jenes Rettungsprogramm in Gang setzt, das wir in diesem Moment von ihm erwarten. Gott ist größer als unser Herz, und weil er in seinem Wesen Liebe ist, schenkt er sich uns in ganz persönlicher Weise dann, wenn wir für ihn offen sind und ihn in Demut und mit Sehnsucht erwarten.

Dann können wir wahrhaft auch die Macht des Gebetes erfahren. Wie Jesus selber im Evangelium dieses Sonntags sagt, wird Gott jenen, die ihn mit wirklichem Glauben und in Beharrlichkeit um etwas bitten, „unverzüglich (!) ihr Recht verschaffen.“ (Lk 18,81) Ist das nicht eine starke Ansage? Zugleich stellt Jesus aber auch eine Frage, die für uns von Bedeutung ist: „Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden?“ (Lk 18,8b)

Auf den Glauben kommt es an und auf das Vertrauen. Unser christlicher Glaube ist nicht etwas selber Fabriziertes oder etwas, das wir uns selber oder anderen einreden können, im Sinne einer Autosuggestion. Glauben heißt auf das Wort Gottes hin, das uns zugesagt und geschenkt ist, antworten mit dem Ganzeinsatz des eigenen Lebens. Wer diesen Schritt innerlich vollzieht, der handelt nicht unvernünftig, sondern tut genau das, was Gott gegenüber einzig angemessen und richtig ist. Dem höchsten und wahren Gott, der nicht irrt und nicht in die Irre führen kann, der es immer gut meint mit uns, gebühren wirklich die Anbetung und der Lobpreis aus gläubigem Herzen.

Ein solches Gebet ist stärker und wirksamer als jede Bedrohung durch physische und geistige Mächte und Gefahren. Das Volk Israel besiegte die Amalekiter nicht so sehr durch die Kraft der Soldaten und ihre Geschicklichkeit im Umgang mit den Waffen, sondern vermittels des Gebetes des Mose, der körperlich und auch geistig gestützt und unterstützt wurde durch seine Gefährten Aaron und Hur.

Sind nicht auch in der Welt von heute viele Gefahren anzutreffen, denen gegenüber wir manchmal wie ausgeliefert erscheinen? Sollte da nicht das Gebet von Hilfe sein, ja vielleicht in besonderer Weise das Gebet des heiligen Rosenkranzes? Christen in Afrika, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden durch eine dem IS nahestehende Terrororganisation namens Boko Haram sind jedenfalls davon überzeugt, dass das Rosenkranzgebet jene Gefahr schließlich bannen wird können. Immerhin war ja auch die Seeschlachte von Lepanto am 7. Oktober 1571 gegen den Ansturm des Osmanischen Reiches gewonnen worden, als die christlichen Länder ihre Eigeninteressen zurückstellten und sich gemeinsam dem Feind entgegenstellten, während zur selben Zeit der Papst aufrief den Rosenkranz zu beten.

Nicht um militärische Siege geht es zu allererst, sondern um die Bekehrung der Herzen zu Gott. Wenn wir in der Verbundenheit mit dem Herrn den wahren Frieden finden, dann wir sich dies auch auswirken auf das soziale und politische Leben. Ja, es kann und wird sich vieles in unserem Leben und in der Welt zum Guten wenden, wenn wir innig, vertrauensvoll und mit Demut und Liebe zu Gott dem Herrn beten! Amen.