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Predigt:

Der Osterglaube gründet auf sicherem Fundament

2. Sonntag der Osterzeit C (03.04.2016)

L1: Apg 5,12-16; L2: Offb 1,9-11a.12-13.17-19; Ev: Joh 20,19-31


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Eines kann man vom Apostel Thomas jedenfalls sagen: leichtgläubig war er nicht! Denn als er von den übrigen Aposteln hörte, sie seien Jesus als dem auferstandenen Herrn begegnet, ja er habe ihnen sogar seine Hände und Füße und die Wunde seiner Seite gezeigt, da war seine erste Reaktion: Das glaube ich nicht!

Allerdings war sein Unglaube kein absoluter; Thomas hat sich nicht gegen jede weitere Bezeugung des Herrn verschlossen. Im Gegenteil: auf seine Person bezogen – er war ja immerhin einer von den zwölf Aposteln – verlangte er dies sogar. So hat er gleichsam eine Bedingung für seinen Glauben formuliert: „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“

Das Großartige an diesem Evangelium vom Weißen Sonntag, der zugleich der Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit ist, lautet: Gott selbst geht auf die Bedingungen des Thomas ein! Der Auferstandene erscheint dem Kollegium der Apostel ein weiteres Mal, und diesmal ist Thomas dabei. Er darf jetzt die Male der Nägel an den Händen des Herrn sehen, und er wird von Jesus aufgefordert, seinen Finger in die Male der Nägel und seine Hand in seine Seite zu legen. Thomas tut, wie der Herr gesagt hat, und er ist überwältigt. Er ruft nun aus: „Mein Herr und mein Gott!“ Sein Osterglaube hat in diesem Augenblick durch die leibhaft-konkrete Erfahrung des auferstandenen Herrn ein sicheres Fundament gefunden, und diesen Glauben wird er fortan mit seinem Leben bezeugen!

Entspricht die Haltung des Thomas nicht in vielerlei Hinsicht dem Glaubenszugang des modernen Menschen? Wir Menschen unserer Zeit wollen uns nicht auf das bloße Hörensagen verlassen; wir erstreben einen möglichst direkten Zugang zur Wirklichkeit. Insofern ist uns Thomas, der einen Beweis dafür fordert, dass Jesus lebt, höchst sympathisch. Er steht uns nahe mit seinen Fragen und Zweifeln.

Steht er uns auch nahe mit seiner Wende vom Unglauben zum Glauben, vom Zweifel zum sicheren Überzeugtsein? Das muss jeder für sich entscheiden. Denn Glauben oder nicht glauben ist ein zutiefst personaler Vorgang; es handelt sich um eine freie Entscheidung des Menschen, ob er den Glaubensgründen genug Gewicht beimisst und unter dem Einfluss der göttlichen Gnade das Ja sagt zu dem, was Gott geoffenbart hat. Der Glaube ist nicht nur ein Ja zu bestimmten Glaubensinhalten, sondern immer ein Ja zu Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat. Wenn wir in diesem Glauben an den auferstandenen Herrn feststehen und ihn bekennen, werden wir gerettet.

Gelten die Worte Jesu nicht auch uns? „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Unser Glaube gründet tatsächlich nicht auf das persönliche Sehen Jesu Christi; wir sind nicht seine Zeitgenossen, und wir gehören auch nicht zum Kreis der zwölf Aposteln und jener Jünger, denen Jesus als Auferstandener erschienen ist. Dennoch ist unser Glaube nicht weniger sicher; denn er stützt sich ja auf das Zeugnis der Apostel und der Jünger, das uns in der Gemeinschaft der Kirche zugänglich ist. So gesehen ist unser Osterglaube ein zutiefst kirchlicher Glaube! Wir können nicht als einzelne Christen sein, sondern wir sind es immer in Gemeinschaft mit der Kirche und ihrem apostolischen Zeugnis von der Auferstehung Christi!

Der Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit, den wir feiern, hat zutiefst mit der Vollmacht Jesu an seine Apostel zu tun, den Menschen in seinem Namen die Sünden zu vergeben. Im Jahr der Barmherzigkeit sind wir eingeladen, oft und gerne das Sakrament der Buße zu empfangen, und dies auch über das aktuelle Jahr hinaus. Niemand braucht Angst zu haben, sich in ehrlicher Weise vor Gott anzuklagen, denn der Priester darf im Namen Jesu Christi den reuigen Sünder von allen Sünden lossprechen. So erweist sich die Beichte als Sakrament der Barmherzigkeit. Unserem gegenwärtigen Heiligen Vater Papst Franziskus ist die Wiederbelebung der Beichte ein ganz großes Anliegen. Hier beginnt die wahre Erneuerung der Kirche, und wie viel Segen wird dann ausgehen auf alles Übrige!

Der Mensch, welcher sich selber anklagt und Vergebung erfährt, wird ist es nicht nötig haben, über andere anklagend zu richten. Vielmehr wird er nach dem Maß der Barmherzigkeit, das ihm zuteilwurde, auch anderen gegenüber urteilen und handeln.

Nichts braucht unsere Welt so sehr als die Barmherzigkeit Gottes! Denn eben deshalb ist der Sohn Gottes Mensch geworden und für uns am Kreuz gestorben, um uns von unseren Sünden und allem Bösen zu erlösen. Die Liebe erweist sich stärker als der Tod und alles Böse. Jesus Christus lebt! Er ist wahrhaft von den Toten erstanden! Bekennen wir diese Wahrheit unseres Glaubens und folgen wir hier den ersten Zeugen der Auferstehung Christi, den Frauen beim Grab, den Aposteln und Jüngern und vor allem dem Apostel Thomas, der uns zeigt, wie wir durch den Zweifel hindurch zu einem unerschütterlichen Glauben finden können. Amen.