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Predigt:

Die Umkehr des verlorenen Sohnes

4. Fastensonntag C (31.03.2019)

L1: Jos 5,9a.10-12; L2: 2 Kor 5,17-21; Ev: Lk 15,1-3.11-32


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Uns allen ist viel geschenkt; einem jeden von uns ist viel mitgegeben worden im Leben. Und alle unsere Talente und Fähigkeiten, alles, was wir haben und besitzen, all das, wozu wir an Gutem fähig sind, sollen wir auf bestmögliche Weise zum Einsatz bringen. So entfalten wir uns im Leben, so dienen wir den Mitmenschen, so preisen und ehren wir Gott!

Im Gleichnis des heutigen Evangeliums nach Lukas verlangt der jüngere Sohn seinen Anteil am väterlichen Erbe. Der Vater verweigert ihm dies nicht. Gewiss kennt er den Sohn und dessen Stärken und Schwächen sehr gut. Aber er vertraut ihm und lässt ihn seine eigenen Wege gehen. Der Sohn hat ja ein Recht darauf, sein Leben eigenverantwortlich zu gestalten, da er nun erwachsen ist!

Dieser Sohn aber ist leichtsinnig und unbekümmert. Zuerst lebt er in Saus und Braus, und irgendwann steht er vor dem Nichts. Alles hat er vertan und vergeudet. Das väterliche Erbe hat er auf alle mögliche Weise durchgebracht. Welche Undankbarkeit gegenüber dem Vater, welche sträfliche Sorglosigkeit! Nun ist es nur logisch, und wir würden sagen auch gerecht, dass er dafür büßen muss. Es geht ihm jetzt schlecht, aber das muss er aushalten. Er hat es sich ja selbst eingebrockt.

Unsereins würde einen solchen Menschen wahrscheinlich aufgeben und sagen: Das ist ein hoffnungsloser Fall!

Aber nein: Der Fortgang der Geschichte zeigt, dass auch in diesem verkommenen und buchstäblich dreckigen Menschen noch etwas Gutes vorhanden ist. Er erinnert sich an sein Vaterhaus und fasst den Entschluss zurückzukehren. Er erwartet nicht, dass er als Sohn wieder aufgenommen wird. Es wird ihm genug sein, wenn er als Knecht oder Tagelöhner eine Arbeit bekommt – denn selbst dann geht es ihm noch besser als in seinem derzeitigen Zustand.

Doch welches Wunder der Liebe: Der Vater sieht ihn von weitem; er scheint ihn schon erwartet zu haben. Er begrüßt ihn mit Freude und akzeptiert seine Umkehr. Diese ist für den Vater ein Wiederfinden des verlorenen Sohnes; ja der Sohn war gleichsam tot, und nun lebt er wieder. Wie sollte da die Familie nicht ein Fest feiern?

Doch Vorsicht, denn die Freude trübt sich: Einer hat etwas dagegen! Der Bruder des Heimgekehrten ist alles andere als erfreut über die gute Aufnahme, die der Vater ihm gewährt. Neid und Eifersucht steigen in ihm auf: „Wieso habe ich mich dann abgemüht, wenn der Vater diesen Verschwender wieder in Ehren aufnimmt? Wo bleibt hier die Gerechtigkeit? Ich bin doch der Gute!“

Jesus provoziert mit diesem Gleichnis, das er erzählt, die Pharisäer. Sie sehen sich selbst als die Guten und Vollkommenen an. Sie haben kein Verständnis für die Sünder, die sich zu Gott bekehren und denen Jesus nahe ist. Der ältere Sohn im Gleichnis weist hin auf jene Gruppe von Menschen, die von sich meinen, dass sie bereits vollkommen sind und der Umkehr nicht mehr bedürfen.

Was aber rät der Vater im Gleichnis dem älteren Sohn? Er lädt ihn ein sich mitzufreuen. Er soll seinen Ärger vergessen und dem jüngeren Sohn nicht grollen. Vielmehr ist es eine Gnade, dass dieser den Weg zurück gefunden hat.

Für einen Menschen, der sich selbst als makellos ansieht und andere herabsetzt und gering schätzt, ist es schwer sich zu bekehren. Er hat es ja – anscheinend – nicht nötig! Schuldig sind immer nur die anderen.

Jesus möchte mit diesem Gleichnis die Menschen wachrütteln: Gott wartet auf die Umkehr eines jeden Menschen! Auch dort, wo jemand sich in schwerer Weise versündigt hat, wo er großes Unrecht gegenüber Gott dem himmlischen Vater und den Mitmenschen begangen hat, ist Einsicht und Umkehr möglich. Und ein solcher Mensch, der sein Leben ändern will, wird von Gott mit offenen Armen aufgenommen!

Wir alle sind in diesen Wochen vor Ostern eingeladen, in Reue und Demut vor Gott hinzutreten. Ob wir uns nun in dem einen Sohn wiedererkennen, der sein Vermögen durchgebracht hat und dann aber heimgekehrt ist, oder ob auf uns eher die Reaktion des anderen Sohnes zutrifft, der sagt: Ist das alles nötig?: in beiden Fällen bedarf es der Neubesinnung, der Abwendung vom Bösen und der Hinwendung zu Gott.

Im Bußsakrament – also in der heiligen Beichte – wird uns das Erbarmen des himmlischen Vaters in reichem Maße geschenkt! Nie wird uns Gott etwas nachtragen; er vergibt uns die Schuld, die wir bereuen, und schenkt uns durch seine Gnade einen neuen Anfang. Dann werden im Himmelreich alle jubeln, die von Gott aus Liebe erwählt und gerettet sind! Die Gemeinschaft der Heiligen ist voll Freude über einen jeden, der umkehrt und wieder zu Gott findet. Es geht um das ewige Leben in der Gemeinschaft mit Gott im Himmel, das uns durch Christus verheißen ist. Im Leiden und Sterben des Herrn sowie in seiner Auferstehung ist uns das Tor zum Himmel geöffnet worden. Amen.