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Predigt:

Am größten ist die Liebe

4. Sonntag im Jahreskreis C (03.02.2019)

L1: Jer 1,4-5.17-19; L2: 1 Kor 12, 31-13,13; Ev: Lk 4,21-30


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im christlichen Leben kommt es auf die göttlichen Tugenden von Glaube, Hoffnung und Liebe an. Die größte aber unter ihnen ist die Liebe. So wird es uns an diesem 4. Sonntag im Jahreskreis in der Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth verkündigt.

Gerne wird diese Lesung aus 1 Kor 13 als „Hohelied der Liebe“ bei Hochzeiten vorgetragen, und Papst Franziskus hat eine ausführliche Betrachtung darüber angestellt in seinem nachsynodalen Apostolischen Schreiben „Amoris laetitia“ über die Liebe in der Familie vom 19. März 2016 (Nr. 90–119).

Wir können sagen, dass die christliche Ehe und Familie eine Schule der Liebe sein soll. Hier nehmen Mann und Frau einander in Liebe an. Hier sagen beide als Eltern Ja zu Kindern, denen sie das Leben schenken und für die sie in Liebe da sind. In der Art und Weise, wie wir als Menschen einander begegnen, zeigt sich, ob wir Gott wirklich lieben. Denn Gott sehen wir nicht, aber der Mitmensch ist leibhaftig-konkret für uns erfahrbar. Es wäre Heuchelei zu sagen, wir liebten Gott, wenn wir nicht auch die Schwestern und Brüder um uns – also die Nächsten – in Liebe annehmen wollten.

Was aber zeichnet die christliche Liebe aus, wie sie uns in der heutigen Lesung aus dem ersten Korintherbrief vorgestellt wird? Es lohnt sich, die einzelnen Verse näher anzusehen und sie im Herzen zu erwägen.

  • Es geht bei der Verwirklichung der Liebe zunächst um Langmut und Geduld. Wir sollen uns also nicht zu Zorn und Aggressivität verleiten lassen; es ist wichtig, den anderen in seinem Dasein und Sosein anzunehmen und miteinander Geduld zu haben. Ja, es stimmt: Lästige Menschen zu ertragen ist etwas Großes, aber es bringt Segen!
  • Dann führt der Apostel Paulus die Güte an: Wohlwollen ist wesentlich! Die Liebe drückt sich mehr in Taten aus als in Worten; sie ist nicht nur ein Gefühl, sondern beinhaltet Entscheidungen und sichtbare Taten, durch die wir dem Mitmenschen zeigen, dass wir es gut mit ihm meinen und ihm Gutes wollen. In der selbstlosen Hingabe überwinden wir den Egoismus und tragen bei zum Wohl des Nächsten.
  • Die wahre Liebe kennt keinen Neid und lässt die giftige Wurzel der Eifersucht nicht hochkommen. Wir sollen das Glück und Wohl des Nächsten von Herzen bejahen und uns darüber freuen; wir sind aufgerufen, uns für die Gerechtigkeit zugunsten anderer einzusetzen.
  • Die Liebe prahlt nicht und bläht sich nicht auf: Demut statt Herrschsucht und Arroganz ist wichtig, um andere zu verstehen und ihnen zu dienen. Auch Freundlichkeit gehört zur Liebe: Höflichkeit, Feingefühl und Liebenswürdigkeit in der Begegnung öffnen das Herz des anderen.
  • Die Liebe lässt sich nicht vom Zorn besiegen. Es ist wichtig, die Bereitschaft zum Frieden täglich im Herzen zu erneuern. Dies ist gerade dort wichtig, wo wir uns über jemand sehr ärgern müssen.
  • Zur Liebe gehört auch die Vergebungsbereitschaft. Denn wenn Gott uns vergibt, so sollen auch wir einander verzeihen und vergeben. Wir dürfen nicht nachtragend sein. Nur so geschieht Heilung, und ein Neuanfang wird immer wieder möglich. Der jeweilige Mensch ist immer mehr als seine Unvollkommenheiten, Fehler und Sünden. Vergeben können und Vergebung erfahren ist grundlegend für die Familie. In Krisen und Konflikten soll man miteinander umgehen lernen.
  • Die Liebe freut sich mit den anderen über das Gute. Sie freut sich an der Wahrheit, nicht jedoch am Irrtum oder an der Lüge.
  • Die Liebe ist bereit, dem anderen zu glauben und ihm zu vertrauen. Der Mitmensch wird nicht kontrolliert, sondern darf in Freiheit seinen Weg gehen. So wächst der innere und äußere Zusammenhalt.
  • Die Liebe gibt die Hoffnung nie auf. Mit dem Blick auf Gott, der in seiner Liebe einmal alles vollenden wird, wird der geliebte Mensch nicht aufgegeben, auch wenn er Schwächen und Fehler hat. Auch in schwierigen Situationen halten Menschen zusammen, die einander in Liebe verbunden sind.
  • Die christliche Liebe ist bedingungslos, denn wir haben teil an der Liebe Gottes. Unser Vorbild ist unser Herr Jesus Christus. Gerade im Evangelium dieses Sonntags zeigt er, dass er sich auch durch die Ablehnung der Menschen nicht vom Weg der Wahrheit und Liebe abbringen lässt. Auf diese Weise schenkt uns Gott sein Heil.

Bitten wir die heilige Gottesmutter Maria um ihre Fürbitte, dass unser Herz bereit ist, die Liebe Gottes aufzunehmen und weiterzugeben an die Mitmenschen. Wenn wir dies tun, dann wirken wir unser Heil.

Die Fülle der Liebe wird uns zuteil in der Anschauung Gottes. Gott möge uns einst aufnehmen in die Herrlichkeit des Himmels, denn die Liebe bleibt in Ewigkeit. Amen.