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Predigt:

Kein Abschied für immer

6. Sonntag der Osterzeit C (22.05.2022)

L1: Apg 15,1-2.22-29; L2: Offb 21,10-14.22-23; Ev: Joh 14,23-29


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

40 Tage lang ist der auferstandene Herr Jesus Christus immer wieder den Aposteln und Jüngern erschienen und hat sich ihnen gezeigt. So konnten sie sich versichern, dass er wahrhaft lebt!

Der Tod hatte ihn nicht für immer festgehalten; am dritten Tage war sein Leib auferweckt worden. Doch der verklärte Herr Jesus Christus gehört nun als immerwährend Lebender nicht mehr dem Bereich dieser Erde an, wo er als Mensch gelebt, unter uns gewohnt und am Kreuz gestorben war. Er geht heim in die Herrlichkeit des ewigen Vaters im Himmel, und so scheint es, dass er die Seinen verlassen wird. Traurigkeit über den erneuten Abschied möchte aufkommen, und das ist menschlich verständlich.

Doch der Herr tröstet die Seinen: Erstens brauchen sie nicht für immer von ihm Abschied zu nehmen, denn er wird sie in ihrer Todesstunde zu sich holen und in die ewigen Wohnungen des Himmels führen. Jesus Christus wird zudem einst in Herrlichkeit triumphieren und am Ende der Welt als Richter und Retter wiederkommen. Und dann verheißt er einen Beistand, einen Tröster, nämlich den Heiligen Geist. Diesen wird er zusammen mit dem Vater vom Himmel aussenden über die Erde, sodass die Glaubenden von diesem Geist erfüllt und über alles Nötige belehrt werden.

Tatsächlich sind seit der Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn fast 2000 Jahre vergangen, und die Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden weiß sich vom Geist Gottes getragen. Auf diese Weise ist auch Jesus Christus, der Herr, unsichtbar bei uns gegenwärtig: vor allem in seinem Wort und in den Sakramenten, aber auch überall dort, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind und den himmlischen Vater im Namen Jesu lobpreisen, ihm danken und die Gaben des Heiligen Geistes erbitten. Der Heilige Geist beseelt auch uns, die wir getauft und gefirmt sind. Er macht uns zu Zeugen für die Wahrheit Christi; wir sind bereits vom Tod ins Leben hinübergegangen, weil wir mit Jesus Christus im Glauben verbunden sind.

In den kommenden Tagen vor Christi Himmelfahrt werden die „Bitttage“ begangen: Nach alter Tradition gibt es Bittprozessionen durch die Fluren und Felder, um den Segen Gottes für das Wachstum und die Erhaltung der Früchte dieser Erde zu erbitten. Wer inständig bittet und dies mit Vertrauen tut, darf auf Erhörung hoffen. Gott ist wie ein guter Vater zu uns, der weiß, was wir brauchen.

So soll unser Beten noch viel mehr umfassen als die Bitte um Stillung der unmittelbaren materiellen Bedürfnisse, die wir selber und andere Menschen haben. Wir beten um Frieden und Eintracht in der Welt, in den Familien und Gemeinschaften, am Arbeitsplatz. Wir beten um die Erneuerung eines Lebens aus dem Glauben und um alles, was wir als Gemeinschaft der Glaubenden brauchen, um Zeugnis zu geben für den auferstandenen Herrn.

Wir beten für die Lebenden und Verstorbenen und empfehlen alle Menschen auf die Fürbitte der Gottesmutter Maria dem Herrn! Weil er gütig und allmächtig ist, wird er uns geben, was wir brauchen und uns zum ewigen Leben im Himmelreich geleiten. Amen.

Videolink zur Predigt (im Brixentaler Dialekt)